Stefan Raab scheint es in seiner TV-Rente bislang ganz gut auszuhalten. Seit er kurz vor Weihnachten die Showbühne verließ, hat man vom Altmeister der ProSieben-Unterhaltung jedenfalls nichts mehr gehört. Es muss also davon ausgegangen werden, dass sich Raab keinen Spaß erlaubte, als er einst ankündigte, seine Fernsehschuhe an den Nagel hängen zu wollen. Nun ist das deutsche Fernsehen daran bislang zwar nicht zugrunde gegangen, doch mit "Schlag den Raab" ist ihm zumindest die beste Samstagabendshow der vergangenen Jahre abhandengekommen. Entsprechend groß ist die Lücke, die ProSieben zu füllen hat.

Als Konsequenz aus Raabs Abschied machte ProSieben aus der Not eine Tugend und wertete den bislang stets ein wenig auf Sparflamme sendenden Promi-Ableger von "Schlag den Raab" massiv auf. Dabei half alleine schon die Umstellung vom Konserven- auf den Live-Betrieb, die Spannung massiv zu erhöhen. Dass es dennoch nicht leicht sein würde, einen wie Stefan Raab zu ersetzen, wird allen Beteiligten im Vorfeld des Abends sehr wohl bewusst gewesen sein. Glücklicherweise ist die Idee von "Schlag den Star" stark genug, um auch ohne den ewigen Kämpfer unterhaltsame Stunden zu liefern – sofern die beiden Kontrahenten den Wettkampf ernst nehmen und aus dem Kinder- einen Büffel-Geburtstag machen, wie Kommentator Frank Buschmann es so schön ausdrückte.

Genau das war am Samstag glücklicherweise von der ersten Minute an der Fall: Von Beginn an ließen Ex-Olympiasieger Matthias Steiner und TV-Bulle Henning Baum keinen Zweifel daran, den Abend für sich entscheiden zu wollen, was auch daran gelegen haben mag, dass ProSieben dann doch nicht um eine saftige Frühlingszwiebel spielen ließ, sondern um die durchaus stattliche Gewinnsumme von 100.000 Euro. Spätestens als beide es mit einer erstaunlichen Mischung aus Kraft und Willen schafften, mehr als zwölf Minuten an einem Boxsack zu hängen, dürfte auch dem letzten Zuschauer klar geworden sein, welche Motivation die Duellanten an den Tag legten.

Und obwohl zu diesem Zeitpunkt alles auf einen lockeren Durchmarsch von Henning Baum hindeutete, wurde es plötzlich noch einmal richtig eng – weil Steiner erst in einem Magnetspiel eine ruhige Hand bewies und den Schauspieler wenig später auch noch im Fußball besiegte. Als er kurz darauf sogar im Kekse-Knabbern eine bessere Figur machte, zog der Gewichtheber nach über drei Stunden erstmals gleich. Dass "Schlag den Star" letztlich über die volle Distanz von 15 Runden ging und Henning Baum erst nach fast fünf Stunden als Sieger feststand, erwies sich für ProSieben auch deshalb als echter Glücksfall, weil es mit zunehmender Spannung gar nicht mehr nötig war, einen Gedanken an Stefan Raab zu verschwenden.

Frank Buschmann© Screenshot ProSieben

Auch Elton, der noch vor wenigen Jahren einige Probleme damit hatte, eine große Live-Show am Samstagabend auszufüllen, hatte einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass "Schlag den Star" äußerst kurzweilige Unterhaltung bot. Schnell fand er in die Rolle des Gastgebers und schaffte es, der Show seinen eigenen Stempel aufzudrücken. So scheute er auch nicht davor zurück, seine beiden charakterstarken Kandidaten in die Schranken zu weisen, wenn es nötig wurde. Vor allem aber bewies er immer wieder Humor – etwa, als er an seine eigentlich schon längst in Vergessenheit geratenen Einsätze auf der "Burg" erinnerte, oder er schnell hinter die Bühne hetzte, um sich für "Blamieren oder kassieren" in den roten Anzug zu zwängen.

Zusammen mit dem bekannten Studio, der altbewährten Titelmusik und Frank Buschmann, der als Kommentator in gewohnter Manier auf pumpende Maikäfer und kackende Enten verwies, fühlte sich dieser Show-Abend in ProSieben auch ohne das Alphamännchen Raab durchweg vertraut an. Nun bleibt zu hoffen, dass der Sender für die nächsten Ausgaben ähnlich motivierte Promis finden wird. Vor allem davon wird nämlich abhängen, ob "Schlag den Star" auch langfristig das Zeug dazu hat, die durchaus üppige Samstagabend-Lücke zu füllen. Auf ein abruptes Ende der Raab'schen Fernsehrente sollte man sich in Unterföhring jedenfalls besser nicht verlassen.