Fast zehn Jahre lang bespielte Johann Lafer gemeinsam mit Horst Lichter einen Sendeplatz am Samstagnachmittag im ZDF. "Lafer, Lichter, Lecker!" war dabei nicht nur für den Sender lange Zeit ein Erfolg, sondern auch für Lafer, der an der Seite des passionierten Bartträgers bis dato kaum gekannte Wesenszüge offenbar. Ja, tatsächlich – der Lafer kann auch lustig sein, wenn man ihn denn lässt. Neuerdings muss Lafer allerdings wieder ohne seinen Kompagnon auskommen. Und damit die Umstellung für ihn und die Zuschauer nach all den Jahren nicht so schwer fällt, hat sich das ZDF dazu entschieden, Lafers neue Sendung einfach "Stadt, Land, Lecker" zu nennen. Ist irgendwie bekannt und wird schon schiefgehen.

Inhaltlich hat die Reihe, hinter der die Produktionsfirma wellenreiter.tv steht, allerdings viel mehr mit dem überraschenden Vox-Erfolg "Kitchen Impossible" zu tun als mit der ein wenig in die Jahre gekommenen Promi-Kochschule, die das ZDF in diesem Jahr einzustellen gedenkt. Das Konzept von "Stadt, Land, Lecker" ist schnell erklärt: Ein Koch – in diesem Falle Johann Lafer – kommt mit einem zum Kochstudio umfunktionierten Truck in ein deutsches Städtchen gebraust, um eine regionale Spezialität nachzukochen. Am Ende darf eine Jury darüber entscheiden, wer die Mahlzeit besser zubereitet hat: Der ortsansässige Küchenchef oder Lafer.

Dieser muss erst mal herausschmecken, aus welchen Zutaten das Gericht eigentlich besteht, bekommt es – anders als Tim Mälzer und seine Mitstreiter bei "Kitchen Impossible" – jedoch etwas leichter gemacht und muss zumindest nicht auch noch auf Einkaufstour gehen. Und auch sonst unterscheiden sich beide Sendungen trotz der Nachkoch-Parallele deutlich voneinander, was alleine schon daran liegt, dass Johann Lafer nicht im Ansatz über jene Rampensau-Mentalität verfügt, die einen wie Mälzer auszeichnet. Es geht daher gemächlich, bisweilen sogar gemütlich zu, wenn Lafer im Laster zur Tat schreitet.

Der Eindruck erhärtet sich noch durch die Wahl der Musik: Selbst wenn tatsächlich so etwas wie Spannung aufkommt, spielt im Hintergrund noch die Ziehharmonika in Dur – begleitet von entspanntem Pfeifen. Um auch noch ein wenig "Volle Kanne"-Flair aufkommen zu lassen, schaut Elena Uhlig zwischendurch in die Töpfe der beiden Köche, die getrennt voneinander am Herd stehen. Uhlig, einst Star der Sat.1-Serie "Mit Herz und Handschellen", macht den Job allerdings ausgesprochen sympathisch und verrät auch mal unbeabsichtigt, dass Semmelbrösel in der zu kochenden Potthucke eigentlich nichts zu suchen haben.

Aber auch Lafers Brösel wussten den Sieg des Fernsehkochs nicht zu verhindern, dessen Freude sich nach dem Sieg aber ähnlich in Grenzen hielt wie sein Enthusiasmus beim Tüfteln über das ominöse Potthucken-Rezept aus dem Sauerland. Am Ende gibt’s zum Trost Küsschen, Wein und Schulterklopfer für den unterlegenen Koch, der zur Feier des Tages dann auch noch Lafers Version seiner lokalen Spezialität probieren darf und irgendwie nicht so recht zu verstehen scheint, dass dieses fluffige Etwas den Juroren besser mundete als sein Original, das stets bei 168 Grad in den Ofen kommt. Ganz so heiß ging's bei "Stadt! Land! Lecker" dann doch nicht daher. Womöglich sollte man nochmal darüber nachdenken, den Lichter anzuheuern. "Lafer! Lichter! Laster!" wäre schließlich auch ein schöner Titel.

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