Es ist ja durchaus lobenswert, wenn sich Arbeitgeber darum bemühen, für ein gutes Klima unter den Mitarbeitern zu sorgen. So gesehen spricht es sehr für RTL II, dass der Sender am Sonntagabend einen Betriebsausflug nach Winterberg unternommen hat, um in einer etwas überdimensionierten Veranstaltungshalle mit der halben Belegschaft einen Kegelabend auszutragen. Ob es allerdings nötig war, diese Veranstaltung live im Fernsehen zu übertragen, sei an dieser Stelle mal dahingestellt, denn die weit über dreistündige Show verlangte den Zuschauern zum Wochenausklang doch so einiges ab.

Immerhin: Wer bis zum späten Ende durchhielt, kann ab sofort vor Freunden oder Kollegen damit prahlen, einen großen Teil der RTL-II-Stars zu kennen. Tatsächlich bot die Teilnehmerriege des "Kegelabends" nämlich einen ziemlich repräsentativen Querschnitt des Programms, in dem Tag für Tag wahlweise geschraubt, geprotzt oder geboren wird. Und so versammelten sich also die Geissens, die Lombardis und Konny Reimann zusammen mit Autotestern, Trödlern und Soap-Darstellern in besagter Halle, um im wahrsten Sinne des Wortes eine ruhige Kugel zu schieben.

Dummerweise geriet der Start ziemlich behäbig: Geschlagene 20 Minuten musste der geneigte Zuschauer über sich ergehen lassen, ehe der erstaunlich souveräne Moderator Giovanni Zarrella die erste Spielrunde eröffnete – um alsdann nach nur einem Wurf schon die erste Werbepause anzusagen. Selbst danach kam die Runde nur schwer in Gang, weil RTL II seinen Zuschauern erst mal erklären musste, wer da überhaupt auf den Bänken Platz genommen hat. Immerhin nutzte Carmen Geiss auf diese Weise die Gelegenheit für eine wichtige Klarstellung: "Meine zwei Kugeln haben mehr gekostet als die ganze Bahn", gab sie in ihrem Einspielspiel zu Protokoll.

Etwas mehr Tempo hätte dem "Kegelabend" durchaus gut getan, doch streng genommen ging's einst bei den Raab'schen Sportevents auch kaum schneller voran – und mit Ron Ringguth hatte RTL II praktischerweise auch noch jenen Kommentator verpflichtet, der schon über Jahre hinweg bei der legendären Wok-WM des inzwischen in der TV-Rente befindlichen Altmeisters zum Einsatz kam. Dass hier wie dort Brainpool als Produzent in Erscheinung trat, überrascht daher nicht. Der Vergleich mit den Raab-Shows ist aber etwas zu viel der Ehre für den "Promi-Kegelabend" von RTL II, der an vielen Stellen doch eher den Charme einer Ballermann-Veranstaltung ins heimische Wohnzimmer übermittelte.

Denn wann immer einer der Mitspieler seine Kugel neben die Bahn warf und damit einen so genannten "Pudel" spielte, sprangen die Zuschauer im Publikum wie von Sinnen auf, um zu Partymucke rosa Schilder mit Pudelbildern in die Luft zu halten. "Who let the dogs out" hätte als Begleitsong vermutlich etwas besser gepasst als DJ Ötzis "Hey Baby"-Gejohle – doch hätte das an diesem Abend wirklich einen großen Unterschied gemacht? Dass die Kandidaten nach ihren misslungenen Würfen regelmäßig Quatsch-Aufgaben zu bewältigen hatten, passte nur allzu gut ins Bild, das sich durch diese unwirkliche Kulissen-Mischung aus "Musikantenstadl" und Restaurant Akropolis nur noch verstärkte.

Der große RTL-II-Promi-Kegelabend© RTL II

Und so galt es also, gleich nach dem ersten "Pudel"-Wurf eine Flasche Bier auf Ex zu leeren, ehe später wahlweise Sahne in den Mund gesprüht, Haare gezupft oder Zitronen gegessen wurden. Wer am Ende gewann, geriet bei all dem Nonsens fast schon zur Nebensache, auch wenn sich Sandra Schneiders größte Mühe gab, die Punktevergabe im Auge zu behalten. Warum RTL II allerdings ausgerechnet seine "News"-Moderatorin in den "Promi-Kegelabend" verfrachtete, blieb bis zuletzt im Unklaren. Doch wenn dieser in vielerlei Hinsicht skurrile Abend einen Höhepunkt bot, dann waren es die kurzen Einspieler, in denen Sarah und Pietro Lombardi versuchten, sich Begriffe aus der Welt des Kegelns zu erklären. Das restliche Spektakel hätte es da eigentlich nicht gebraucht.

Man musste sich letztlich schon alle Mühe geben, um diesem leider auch nicht sonderlich spektakulär in Szene gesetzten Abend etwas Positives abzugewinnen. Mit einem stärkeren Fokus aufs Spiel und weniger halbgaren Aktionen im Ballermann-Stil wäre die Show aber ganz sicher um einiges erträglicher gewesen. Noch ratsamer aber wäre es womöglich, würde RTL II bei derartigen Betriebsausflügen mit der Belegschaft in Zukunft schlicht die Kameras daheim lassen.