Knallharte Typen, deren stählerne Körper sich in atemberaubender Geschwindigkeit durch schwindelerregende Parcours winden. All das bot RTL am Montagabend – nicht. Zu sehen gab's nämlich nicht etwa eine neue Folge von "Ninja Warrior Germany", sondern so ziemlich genau das krasse Gegenteil des Sommer-Hits. Nur einen Tag nach dem Ende der Olympischen Spiele in Rio standen nämlich anstelle trainierter Kerle fünf Landwirte im Mittelpunkt des Abends, den der Kölner Sender kurzerhand zur "Bauernolympiade" umfunktioniert hat. Dass streng genommen schon der Titel großer Quatsch war, weil eine Olympiade doch den Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen bezeichnet, sei RTL an dieser Stelle mal großzügig verziehen, gab man sich doch immerhin alle Mühe, einen Hauch von Rio in die trashige Welt von "Bauer sucht Frau" zu transferieren.

Und so stellte RTL am Montagabend also die vermutlich schönste Scheunenshow des deutschen Fernsehens seit dem Ende der berühmt-berüchtigten "Musikantenscheune" auf die Beine. Zugegeben, allzu hoch lag die Latte in diesem Wettbewerb nicht, doch es hätte eben auch bedeutend schlimmer kommen. Erst recht, wenn fünf Bauern, deren Namen RTL-Stammzuschauer vermutlich selbst im Schlaf problemlos aufsagen können, auf prominente Herausforderer wie Ailton, Jürgen Milski oder den unvermeidbaren Thorsten Legat treffen, die nach dem letzten Ausfegen der Scheune vermutlich noch übriggeblieben sein müssen. Lederhosen und Karohemden sorgten jedoch dafür, dass man stellenweise schon genauer hinschauen musste, um die Promis von den Bauern unterscheiden zu können.

Zu gewinnen gab es übrigens nichts weniger als die "Bauer sucht Frau"-Goldemedaille, wie Moderatorin Inka Bause unter unverhältnismäßig frenetischem Jubel des Hütten-Publikums gleich zu Beginn erklärte, um direkt im nächsten Satz schon mal zu relativieren, dass es an diesem Abend ohnehin keine Verlierer geben würde. Das verdient zwar keinen Punkt für Spannung, aber zumindest einen für Ehrlichkeit. Tatsächlich versprach Bause nicht zu wenig, denn schon bei der ersten Disziplin ließ sich erkennen, dass die "Bauernolympiade" der wahrscheinlich unbedeutendste Wettbewerb sein würde, der es jemals ins Programm von RTL geschafft hat.

Nach zwei Olympia-Wochen, in denen Athleten Tag für Tag an ihre Grenzen gingen, hatte es allerdings durchaus etwas Beruhigendes, diese sichtbar nicht gedopten Kontrahenten beim von Countrymusik begleiteten Traktor-Slalom oder beim etwas ungelenken Werfen von Strohballen zu beobachten. Wenn Bauer Bruno oder Vox-Gärtner Detlef im unvorteilhaften Fuchs-Kostüm auf Hühnerjagd gehen, dann ist das freilich von Hochkultur so weit entfernt wie DJ Ötzi von guter Musik – doch sei's drum. Die Herrschaften hatten sichtlich Spaß bei dem, was sie taten. Sieht man mal von Thorsten Legat ab, der im Schubkarrenrennen etwas überambitioniert zu Werke ging ("Halb links! Halb rechts! Mach! MACH!") und plötzlich nicht mehr in der Karre lag, sondern daneben.

Bauer sucht Frau - Die große Bauernolympiade© Screenshot RTL

Gebracht hat den Bauern das Ungeschick jedoch wenig, weil der Vorsprung der Promis am Ende groß genug war, um mit einem Unentschieden im abschließenden Gummistiefel-Weitwurf die Führung im Medaillenspiegel zu verteidigen. Doch Inka Bause sollte mit ihrer Sieger-Prognose natürlich Recht behalten: Gönnerhaft teilte die Legat-Truppe das Preisgeld für den guten Zweck mit den Gummistiefel-Gladiatoren (Bause) und spätestens, als Co-Moderator Jochen Bendel die Goldmedaillen verlieh, hatten sich alle wieder furchtbar lieb. Das alles war von derart erschreckender Harmlosigkeit, dass man sich vor dem Fernseher schon doppelt versichern musste, ob oben links wirklich das RTL-Logo eingeblendet war. Wenn jetzt auch noch DJ Ötzi in der Scheune irgendwas von Amore gesungen hätte, müsste man sich vermutlich ernsthaft Sorgen um den Zustand des Marktführers machen.

Oh.

Bauer sucht Frau - Die große Bauernolympiade© Screenshot RTL