"Alter, so 'ne Sauerei hab ich bei uns in der Küche noch nicht gemacht", sagt Vegan-Profi Robin Pietsch. Kollege Anton Schmaus gesteht: "Ich schwitz zum ersten Mal wieder seit ganz langer Zeit beim Kochen!" Und Cornelia Poletto reduziert sich aufs Wesentliche: "Lalalalala", "Eieiei" – und: "Wer kommt den auf so 'ne Trockenpflaumenidee?" Ganz einfach: Bernd aus Mannheim, 53 Jahre alt, von Beruf Rechtsanwalt, kommt auf so'ne Trockenpflaumenidee. Und der Mann hat seine Gründe: "Zwei Heiratsanträge hab ich für dieses Dessert schon gekriegt!", verrät der Hobbykoch, und als Moderator Alexander Herrmann kurz darauf den Löffel ins vorbereitete Rotwein-Eis dippt, weiß er auch warum: "Die waren alle völlig besoffen!"

Statt mit Crime versucht's Sat.1 seit diesem Montag im Vorabendprogramm mal mit Creme. Und mit speckummanteltem Kabeljau, Pekingenten-Sandwich sowie diversen anderen kulinarischen Kreativgerichten, die Kandidaten mitbringen, um damit beim "Kampf der Köche" die Profis herauszufordern. Beide Kontrahenten haben dieselbe Zeit zur Vorbereitung, der Laie hat den Vorteil, sein Rezept in- und auswendig zu kennen, und nachher beurteilt eine "Jury aus dem Volk", was besser war. (Wenn Reiner Calmund nicht noch nachträglich seine Beteiligung einklagt.)

Das klingt nach dem hundertsten Kochshow-Aufguss in einer an Kochshow-Aufgüssen sowieso schon nicht ganz armen Zeit. Aber mit dem Fernsehen ist's ja wie in der Küche: Die Zutaten sind oft dieselben – am Ende kommt es aber auf die Kombination an. Und die ist zumindest zum Auftakt ganz gut gelungen.

Das Tempo: Rund 40 Netto-Sendeminuten ist Zeit, um nach Vorspeise, Hauptspeise und Dessert den Sieger zu küren. Das heißt, der "Kampf der Köche" muss sich aufs Wesentliche reduzieren und aus einer Dreiviertelstunde Kochzeit zehn machen. Das sorgt – anders als bei vielen abendfüllend ausgewalzten Primetime-Shows – für ordentlich Tempo und lässt nur die witzigsten Szenen und die frechsten Wortwechsel übrig. Ideal!

Der Moderator: Alexander Herrmann kennen die Sat.1-Zuschauer schon aus der abendfüllend ausgewalzten Primetime-Kochshow "The Taste", wo er in der Jury sitzt. Am Vorabend ist Herrmann Gastgeber und Irritator – auf beiden Seiten. Wenn sich der Profi an seinem Kochtresen zu sicher fühlt, spickt Herrmann freundlich bei der Konkurrenz und lobt unüberhörbar: "Vom Cremigkeitsmoment isses einzigartig!" Hat der Herausforderer gerade Oberwasser, klappt er vorwurfsvoll den Herd auf, aus dem es bedrohlich herausraucht, und mahnt: "Langsam mach ich mir echt Sorgen!" Zwischendurch erklärt er in die Kamera, was "Konfieren" ist, drückt pedantisch auf den Nudeln rum und bringt die scharfe Soße ("Gefahrenwarnstufe vier!") der Konkurrenz zum Probieren vorbei. Immer freundlich. Und für die gehetzten Köche eine echte Nervensäge.

Kampf der Köche© SAT.1/Willi Weber

Das Prinzip: Funktioniert. Weil den Profis eine Improvisation abverlangt wird, die sie innerhalb der knappen (vom Kandidaten vorgegebenen) Kochzeit tatsächlich sichtbar beansprucht. Am Ende der Montagssendung blieben Pietsch und Schmaus nur noch Sekunden, um ihre Teller anzurichten und in der Kurzerschöpfung zu versinken. Und das Fazit: "Es war richtig hart."

Das Studio: Wie ein riesiger Schnellkochtopf mit eingebauter Speisekammer sieht die zweigeschossige Kulisse beim "Kampf der Köche" aus, für die sich Sat.1 ausnahmsweise mal nicht hat lumpen lassen. (Dafür lässt sich sogar das ZDF-Nachmittagskochshow-Standardrot verzeihen.) Gekocht wird gleichzeitig auf zwei Etagen, oben vom Kandidaten, unten vom Profi. Und Gastgeber Herrmann hat sich bestimmt in den Vertrag schreiben lassen, dass er Kilometergeld kriegt – bei dem ewigen Treppauf-Treppab dürfte jedenfalls ein ordentliches Sümmchen zusammenkommen.

Kampf der Köche© SAT.1/Willi Weber

Zusammengefasst ist es ein ziemlich zackiger Wettstreit geworden, den die Produktionsfirma Endemol Shine Germany da für den Vorabend ausgekocht hat, den Vox in diesem Genre seit einer Ewigkeit ebenso erfolgreich wie konkurrenzfrei mit dem "Perfekten Dinner" bespielt.

Dass die Gewinnsumme von insgesamt 6000 Euro eher piefig anmutet, dürfte den meisten Kochherausforderern egal sein: Ihnen geht's schließlich um die Ehre – und darum, daheim angeben zu können, im Zweifel echte Sterneköche abserviert zu haben. Heikel ist allerdings, dass die Sendung wegen ihres starren Prinzips stark von der Entertainment-Eignung des einzigen Kandidaten abhängt – der nicht nur am Herd überzeugen können muss, sondern auch Lust haben, die Promis eine Etage später ein bisschen anzufrotzeln. Ohne sich nachher bei der Jury zu blamieren.

Die gehört im übrigen zu den größten Schwachpunkten der Show. Für ein halbes Minütchen tauschen fünf aus dem Nichts kommende, in einem Nebenzimmer die Kochergebnisse wegspachtelnde "Hobby-Feinschmecker" zwischendurch profane Geschmacksweisheiten aus und notieren auf ein Kärtchen, welche Gerichte sie besser fanden. Herrmann liest nur noch ab, lange wird da nicht gefackelt. "Denen war der Fisch zu glasig", bumms, fertig. Nachvollziehbar ist die Punkteverteilung dadurch fürs Publikum oft nicht.

Wenn's trotzdem schmeckt, kann Sat.1 das freilich schnuppe sein und der Promikochverschleiß des deutschen Fernsehens dürfte in nächster Zeit noch deutlich ansteigen. Falls nicht, bleibt nur der Trost, dass es beim eigenen Medium genau wie in der Küche ist: Zum Schluss muss immer einer aufräumen.

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