Der einst so schwache Vorabend des Ersten ist in den vergangenen Monaten kräftig in Fahrt gekommen, egal ob "Wer weiß denn sowas?" oder das früher oft problematische "Quizduell" - Reichweiten und Marktanteile konnten sich zuletzt meist sehen lassen. Am Freitag hat Das Erste auf dem Sendeplatz um 18:50 Uhr mit "Rate mal, wie alt ich bin" ein neues Format gestartet, das von Matthias Opdenhövel präsentiert wird. Das Original-Format stammt aus Frankreich und wurde bereits im Frühjahr im DWDL.de-"Schmuckkästchen" vorgestellt.

Das Konzept der Show ist schnell erklärt: Zwei Kandidaten müssen gemeinsam das Alter von sechs Unbekannten erraten, die sie vorher noch nie gesehen haben. Weil das ziemlich schwierig sein kann, erhalten sie sechs Joker, von denen sie pro Runde einen einsetzen. Sie erfahren dann etwa, welcher Star damals geboren wurde oder welcher Song in den Charts war. "Rate mal, wie alt ich bin" ist durchaus charmant, können die Zuschauer vor den TV-Geräten doch gut mitraten. Das Konzept ist leicht verständlich, es gibt keinen doppelten Boden.


Das ist gleichzeitig aber auch die größte Schwäche der Show. Denn einen Innovationspreis wird man im Ersten damit garantiert nicht abräumen. Die Kandidaten in der ersten Folge sind eine Mann und seine Stieftochter. Sie scheinen wie aus dem Kandidaten-Bilderbuch für perfekte Quizshow-Kandidaten: eloquent und nie um einen spontanten Spruch verlegen. Die vorher offenbar sorgsam abgesprochenen Gespräche zwischen Kandidaten und Moderator wirken allerdings eher auswendig gelernt als spontan. Das ist gar nicht schlimm, aber eben auch kein Pluspunkt.

Dass die Zuschauer der Sendung mitraten können, sieht man auch beim Publikum, dass immer wieder zu tuscheln beginnt, wenn die Unbekannten das Studio betreten. Völlig absurd wird es allerdings, wenn die Kandidaten das Alter der Unbekannten nennen und die Kamera plötzlich schnell wechselt und die Zuschauer so tun müssten, als wären sie ganz aufgeregt und immer lauter werdend "Ohhhhhhhhhhhhhhhh" schreien. Das enttäuschende "Ohhh" folgt auf dem Fuße, wenn das Alter falsch war. Das muss wirklich nicht sein und wirkt arg gekünstelt.

Auch der Ablauf selbst ist noch etwas unklar: Die Kandidaten entscheiden sich für ein Alter, setzen dann den Joker ein und können ihre Entscheidung noch einmal überdenken. Es wäre genauso gut möglich, gleich den passenden Joker zu setzen und sich für ein Alter zu entscheiden. Es ist wohl ein Versuch, zusätzlich für Spannung zu sorgen. Zu gewinnen gibt es in der Show sagenhafte 100.000 Euro - die dürfte aber freilich wohl nie ein Kandidaten-Paar erreichen. Denn immer, wenn sie beim Alter daneben liegen, geht Geld verloren. Pro Runde immer mehr. Im Finale kommt schließlich ein siebter Unbekannter ins Studio. Hier verlieren die Kandidaten gleich ein Viertel ihres bis dahin erspielten Gewinns, wenn sie das Alter nach dem Einsatz eines Jokers nicht sofort erraten.

Matthias Opdenhövel macht seine Sache gut, ihm merkt man die jahrelange Live-Erfahrung an und da er ja schon bei Vox ("Hast du Töne") und in Sat.1 ("Die Quiz Show") durch Rateshows führte, ist die ARD beim Moderator auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Opdenhövel sorgt für den ein oder anderen Schmunzler, indem er locker durch die Sendung führt und Aussagen der Kandidaten geschickt aufgreift. Zugegeben: Die Sendung ist für Opdenhövel aber auch keine große Herausforderung. Er könnte vermutlich auch aus dem Bett fallen und "Rate mal, wie alt ich bin" ohne größeren Fauxpas über die Bühne bringen.

Als die Kandidaten beim letzten Unbekannten überlegen, welches Alter noch nicht gewesen sei, weil in der Sendung vermeintlich jede Generation mal drankomme, entgegnet Opdenhövel: "Das wäre zwar nicht innovativ, aber schlau." Und so ist dann vielleicht auch die gesamte Shows zusammenzufassen, nicht wirklich innovativ, aber schon ganz okay. Das Mitraten macht durchaus Spaß, kann aber auch nicht bis ins Unendliche durchgekaut werden. Von daher war es eine schlaue Entscheidung der ARD, die Sendung nur wöchentlich zu programmieren.