"Ich kann kochen! Ich kann putzen! Ich kann waschen! Ich kann bügeln! Ich kann mich um Alte kümmern, um Junge, um Tiere – ich kann alles!", schnauzt die junge Frau mit dem großen Koffer den verdutzten Straßenfeger an, der nicht so aussieht, als wolle er etwas davon in Frage stellen – und lässt ihn dann einfach stehen. Die Kurzbewerbung ist einfach so aus ihr herausgeplatzt, weil sie gerade schuldos ihren letzten Job als Altenpflegerin bei einem Grabscher-Opi verloren hat. Aber davon lässt sich Magda nicht aus der Bahn werfen, sondern stürmt direkt nebenan zu Familie Holtkamp, wo die immobile Großmutter im ersten Stock so laut nörgelt, dass es bis auf die Straße zu hören ist.

"Ich war grad in der Nachbarschaft und da hab ich die Hilferufe gehört!", erklärt Magda. Woraufhin Oma Waltraud giftet: "Ich lass mir nicht von 'ner Polin aufs Klo helfen!" Und die Angegiftete meint: "Stellen Sie sich vor, ich wär' Rumänin."

So startet RTL an diesem Donnerstagabend seine seit längerem angekündigte Sitcom-Offensive, und eigentlich ist mit den ersten Szenen auch schon das komplette Prinzip von "Magda macht das schon!" beschrieben, das nach dem erfolgreichen "Lehrer" ein paar Stammzuschauer zum Weiteramüsieren abgreifen möchte. Eine vorlaute polnische Altenpfleger mit tiefem Dekolleté landet bei einer störrischen, latent ausländerkritischen Alten, die auf Hilfe angewiesen ist, während untendrunter die Restfamilie Omas altes Häuschen umkrempelt, um sich dort dauerhaft einzunisten.

Magda macht das schon© RTL / Christiane Pausch

Klingt arg simpel – aber die meisten Sitcoms funktionieren ja gerade weil sie auf einer Alltagssituation aufbauen, die vielen Zuschauern bekannt ist, und diese zuspitzt. Die Voraussetzung ist auch gar nicht schlecht: Zumindest lässt sich die Hauptfigur mit ihrer Sturm-und-Drang-Hilfsbereitschaft und dem Sinn für kumpelige Ironie sofort ins Herz schließen. Aber zum Lachen ist das trotzdem alles nicht. Eher zum Staunen. Darüber nämlich, wie RTL immer noch glaubt, den einstigen Erfolg als Sitcom-Sender wiederholen zu können, indem man nahtlos dort anknüpft, wo man vor dreizehn Jahren mit "Ritas Welt" aufgehört hat.

Zumindest braucht beim Zusehen niemand Angst zu haben, einen Gag zu verpassen, weil jeder einzelne davon extra laut herantrampelt. Nach einer Viertelstunde sind fast alle auf Polen-Klischees basierende Witze gemacht, notfalls auch von der Hauptfigur selbst. Und wahrscheinlich muss man es als kleine Überraschung feiern, dass Magda zum Schluss der Premierenfolge nicht Piroggen-schmatzend in einen aufgebrochenen Kleinwagen steigt, um ihn über die Ländergrenze zu schaffen.

Magda macht das schon© RTL / Christiane Pausch

Am schlimmsten hat's die Granteloma (Hedi Kriegeskotte) mit ihren schnippischen Bemerkungen getroffen, denen die Bemühtheit der Autoren förmlich aus der Nase trieft: "Wenn ich was Fröhliches will, lass ich mich von Magda als Clown schminken", meckert sie und reißt Alltagsrassismuswitze, die nicht mal richtig zünden: "Ihr Ausländer seid wie Eisberge! Man sieht nur ein Siebtel." (Stimmt: Genau das entspricht ja der aktuellen Stimmung im Land: dass alle den Eindruck haben, sie sähen keine Ausländer.)

Das sichtbare Siebtel in "Magda macht das schon!" sind freilich polnische Altenpflegerinnen oder türkische Busfahrer, so wie Nadir, der sich mit Magda anfreundet, und wird in beiden Fällen von Österreichern gespielt – Verena Altenberger und Neil Malik Abdullah –, die sich anstrengen müssen, nicht so gut Deutsch zu sprechen ("Die Geschichte muss doch haben Fuß und Hand!").

Am erstaunlichsten ist jedoch, wie abgrundtief piefig deutsche Comedy im Privatfernsehen auch im Jahr acht (!) nach dem Start einer US-Vorlage wie "Modern Family" noch inszeniert sein kann. Mag sein, dass die ABC-Mockumentary mit ihren Reißschwenks, dem ständigen Zoom-Gewitter und den Charakteren, die immerzu pointierte Dialoge in die Kamera sprechen, inzwischen etwas an Reiz verloren hat. Aber sie ist immerhin der Beweis dafür, dass Comedy gleichzeitig rasant, vielschichtig und trotzdem massentauglich sein kann.

Magda macht das schon© RTL / Reiner Bajo

Auch wenn sich das nicht eins zu eins auf die hiesigen Verhältnisse übertragen ließe: Versuchen müsste man's einfach mal, wenn man eine "Sitcom-Offensive" ausruft. "Magda macht das schon!" versucht gar nichts, obwohl diese Art der Modernitätsverweigerung bei RTL schon vor dreieinhalb Jahren mit "Sekretärinnen" im Nichts endete. Die ersten beiden "Magda"-Folgen sind nahezu überraschungsfrei und haben kaum Tempo, die zweite hat nicht mal eine Pointe, sondern hört einfach so mitten in der Szene auf, wenn Ingo Naujoks als trampeliger Familienkumpel durchs Zimmer der alten Dame gestolpert ist.

Das ist alles enttäuschend harmlos und unoriginell, liegt aber gewiss nicht am Einsatz der durch die Szenen stürmenden Magda-Darstellerin Verena Altenberger, der man von ganzem Herzen einen Satz zeitgemäßer Sitcom-Dialoge zum Auswendiglernen gewünscht hätte. Hilft aber ja nix. Oder wie Oma Waltraud sagen würde: "Grün ist die Hoffnung. Mach dir keine."

RTL zeigt "Magda macht das schon!" donnerstags ab 21:15 Uhr in Doppelfolgen.