14 Jahr lang ermittelte Klara Blum für den "Tatort" am Bodensee, doch nach ihrem letzten Fall war dem SWR offenbar einiges daran gelegen, den See auch weiterhin als Serien-Kulisse für Mordfälle zu nutzen. Das alleine wäre nicht weiter tragisch gewesen, hätte man sich nach all den Jahren doch zumindest von der Behäbigkeit verabschiedet, für die Blum Einsätze berühmt, aber eben auch berüchtigt waren. Genau da macht jedoch die neue ARD-Vorabendserie "WaPo Bodensee" weiter, auch wenn es in den ersten Minuten recht turbulent zugeht.

Ein herrenloses Schiff rast mit einiger Geschwindigkeit über den See, rammt ein kleines Boot, dessen Ruderer sich nur mit Mühe vor der Gefahr retten kann, und läuft schließlich kurz vor dem Ufer auf Grund. Schock und Verwunderung über das "Geisterschiff" sind zu spüren, doch vom Besitzer, einem reichen Event-Manager mit Hang zu Affären, fehlt zunächst jede Spur – bis seine Leiche nach kurzer Zeit vom Wasser an Land gespült wird.

Wieso er sterben musste, hat insbesondere die forsche Wasserschutzpolizistin Nele Fehrenbach zu klären, die als alleinerziehende Mutter gerade frisch von Hamburg in ihre alte Heimat gezogen ist. An dieser Konstellation lässt sich dann auch schon ganz gut erkennen, wie der Hase läuft: "WaPo Bodensee" vermischt das Genre der Krimiserie mit einer Familiengeschichte, kann sich zum Auftakt aber noch nicht so recht entscheiden, was davon eigentlich Priorität besitzt. Hier die Leiche, dort der mürrische Sohn, der doch eigentlich viel lieber bei seinen Freunden am Millerntor wäre. 

Beides hat man schon oft gesehen – und zwar ungleich besser als in dieser Saxonia-Produktion, die noch dazu unweigerlich an die "Küstenwache" erinnert, die das ZDF inzwischen allerdings auf den Schrottplatz verschifft hat. Die Parallelen kommen nicht von Ungefähr, hat doch Produzentin Kerstin Lipownik im wahrsten Sinne des Wortes bloß das Boot gewechselt und den Norden gegen den Süden eingetauscht. Und so wirkt dann letztlich auch in der Serie alles etwas uninspiriert.

WaPo Bodensee© ARD/SWR/Patrick Pfeiffer

Die wenigen spannenden Momente der "WaPo Bodensee" können jedenfalls kaum über die Betulichkeit hinwegtäuschen, die dieser Krimi an den Tag legt. Daran ändern auch die meisten Darsteller nichts: Floriane Daniel macht als WaPo-Chefin noch den besten Job ("Jede Frau denkt darüber nach, ihren Mann umzubringen – aber die wenigsten tun es"). Auch ihr Ole Puppe, der Fehrenbachs Kollegen Andreas Rambach verkörpert, macht zumeist eine gute Figur. Danach wird es allerdings sehr schnell sehr austauschbar. 

Das Überraschendste an der neuen Vorabendserie ist vor allem das Wetter, denn auch wenn die "WaPo Bodensee" inmitten von Mörderjagden und Familiensorgen so etwas wie ein Sommergefühl aufleben lassen soll, stehen die Protagonisten mitunter im wahrsten Sinne des Wortes im Regen. Zur Not kann ja vielleicht mal einer bei Klara Blum anklopfen und ganz freundlich nach einem Schirm fragen.

Das Erste zeigt "WaPo Bodensee" dienstags um 18:50 Uhr.