Versuche, eine tägliche Sportzeitung in Deutschland zu etablieren, hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben, zuletzt vor knapp sieben Jahren. Damals war es "Der Sport-Tag", der die Nische für sich besetzen wollte – doch offenkundig wurde damals vieles schlecht vorbereitet. Von Unterbesetzung und ungenügender Ausstattung war die Rede. Das kann der "Bild"-Sportredaktion wohl kaum passieren, wenn sie von diesem Freitag an versucht, an sechs Tagen pro Woche die "Fußball Bild" an den Mann und die Frau zu bringen.

32 Seiten umfasst die Zeitung, die in den zurückliegenden Monaten bereits in München und Stuttgart getestet wurde. Pünktlich zum Ende der Bundesliga-Winterpause liegt das Blatt jetzt also – optisch noch einmal etwas überarbeitet und mit rasengrünem Logo versehen – bundesweit am Kiosk aus. Das Konzept ist aus Sicht des Springer-Verlags klug, denn allzu viel Aufwand ist bei der Herstellung vermutlich gar nicht nötig, weil die "Fußball Bild" vor allem aus Artikeln und Interviews besteht, die auch in der klassischen "Bild"-Zeitung gedruckt werden, dort jedoch oft nur in einigen Regionalausgaben.

Hinzu kommt, dass die Zeitung mit einem Preis von einem Euro sogar etwas teurer ist als die klassische "Bild". Sie könnte sich auf diese Weise als gutes Zusatzgeschäft erweisen, selbst wenn der "Bild" dadurch ein paar Leser abhanden kommen. Diese Gefahr besteht, weil sich "Bild"-Leser gleich "zu Hause" fühlen dürften: Die Macher um Sportchef Matthias Brügelmann setzen im handlicheren Tabloid-Format auf die typische "Bild"-Optik, nur dass Politik und bunte Geschichten abseits des grünen Rasens logischerweise außen vor bleiben.

Für Fans dürfte sich die "Fußball Bild" somit als gute Alternative erweisen, weil sie viele Geschichten in den Mittelpunkt stellt, die durch den regionalen Fokus der "Bild" sonst womöglich untergegangen wären. Das "Bild"-Interview mit dem neuen HSV-Chef Bruchhagen etwa ist durch die neue "Fußball Bild" jetzt auch im Süden nachzulesen. Angereichert wird all das durch eine Hand voll exklusiver Geschichten wie Interviews mit BVB-Star Pierre-Emerick Aubameyang oder Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge sowie Tabellen, Statistiken und ein wenig Nostlagie auf der letzten Seite.

Inhaltlich verzichtbar ist dagegen die Poldi-Kolumne, die zum Auftakt weder unterhaltsam noch relevant ausfällt. Die zweiseitige "Fankurve" mit Rätseln, Social-Media-Inhalten und dem Impressum kommt ebenso lieblos daher. Und was die "Expertenkolumne" von Trainer Peter Neururer in diesem Umfeld zu suchen hat, bleibt vermutlich für immer das Geheimnis der Redaktion. Dennoch ist ihr mit der "Fußball Bild" ein gutes Blatt gelungen, das hält, was es "Bild"-Lesern verspricht – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Spannend könnte in Zukunft jedoch die Frage werden, wozu es bei all der geballten Fußball-Power eigentlich noch die klassische "SportBild" braucht. Hier eine klare Abgrenzung hinzukriegen, ist ganz sicher eine Herausforderung.

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