Die Tetzlaffs, die Schumanns, die Öztürks, die Ochsenknechts – kuriose Familien sind seit jeher die Säulen, auf denen der deutsche Fernsehhumor ruht; da ist’s bloß konsequent, wenn bei RTL in dieser Woche ein weiteres Exemplar ins Donnerstagabendprogramm einzieht: die Holzingers! Von denen die Hälfte nicht mal so heißt (drei Kinder, drei Männer, aber nur eine Mutter). Diana Staehly spielt die Zahnarzthelferin Anna, die ihren Nachwuchs auf mehrere Partner verteilt hat, von denen sie zwar mit keinem mehr zusammen ist, aber dennoch dasselbe Mietshaus teilt. Und jetzt raten Sie mal, was das bedeutet. Richtig: Chaos!

"Triple Ex" hat der Sender die zweite neue Produktion seiner Sitcom-Initiative getauft, und wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, trifft die achtteilige Reihe ziemlich gut den Geschmack des RTL-Publikums, weil sie genau dort weitermacht, wo der Vorläufer „Magda macht das schon“ gerade mit guten Quoten aufgehört hat.

Also, nicht ganz genau dort: Zum Auftakt landet Anna nämlich wegen eines Bungee-Missverständnisses erst auf einem Bernhardiner, dann im Krankenhaus und schließlich in der Zeitung, weswegen sie plötzlich einen Typen im Krankenzimmer steht, der sich etwas zu gut an eine gemeinsam verbrachte Karnevalsnacht vor neun Jahren erinnert.

Dummerweise hat Anna ihm bislang verschwiegen, dass das Ergebnis dieser Nacht inzwischen in die Schule geht. Und eigentlich soll das auch so bleiben. "Mein Leben verträgt zurzeit keinen weiteren Ex-Mann", ächzt sie. Aber natürlich kommt es nach knapp 20 Minuten ganz anders, weil die wieder Genesene sich darauf besinnt, Papa Eugen und Sohnemann Albert nicht ewig voneinander fernhalten zu können.

Gleich in der ersten Folge präsentiert "Triple Ex" seinen Zuschauern einen ganzen Blumenstrauß neuer Protagonisten und stellt die erste Hälfte sofort wieder kalt, damit sich Ex-Mann Nummer drei (gespielt von Alexander Schubert) beim Kampf um seinen Sohn ganz auf seine kuriosen Körperverknotungen konzentrieren kann. Außer einem dauerduschenden Ex tauchen auch ein lachgasschnaubender Zahnarzt und eine giftgrün gekleidete Oma auf, die aber bloß kurz als Katalysatoren benötigt werden, bevor die frisch zusammengeführte Patchwork-Familie in Folge zwei endlich gemeinsam in den Camping-Urlaub aufbrechen kann.

Eine tiefenpsychologische Betrachtung der Protagonisten erübrigt sich – einmal gesehen, hat man fast jeden der liebenswert, aber oberflächlich gezeichneten Charaktere verstanden. Deshalb ist augenblicklich Zeit, sich gründlich zu zoffen und mit Beleidigungen zu betiteln, wie das in guten Familien halt so üblich ist.

"War das nicht brilliant?", fragt Eugen einmal, und Anna antwortet ihm: "Stimmt. Das war nicht brilliant." Ein andermal weist sie ihn zurecht: "Eugen, du hast mich nie besessen! Du bist besessen!" Und vorher noch, als sie ihre Schwester im Krankenhaus beim Fast-Beischlaf mit dem Stationsarzt ertappt, rechtfertigt der sich: "Ich weiß wirklich nicht, was mich da geritten hat." Worauf Anna natürlich meint: "Aber ich weiß, wen Sie gleich geritten hätten!" Wär doch gelacht, wenn da keiner lacht, ne?

Damit bedient die Produktion von UFA Fiction exakt die Erwartung all derer, die am Donnerstagabend RTL einschalten, um mit berechenbarer Keckheit schon mal vorzeitig ins Wochenende entlassen zu werden. Das ist nicht weiter schlimm. Abgesehen davon, dass sich der Kontrast zu "Modern Family", das direkt im Anschluss läuft, noch riesiger anfühlt als er sein müsste.

Dabei haben die beiden Chaos-Familien-Sitcoms durchaus etwas gemeinsam: ihre Moral. So wie Pritchetts und Dunphys allen Meinungsverschiedenheiten zum Trotz immer wieder vor Augen geführt kriegen, dass sie eine Familie sind, merkt auch Anna am Ende des völlig aus dem Ruder gelaufenen Camping-Trips, dessen trauriger Tiefpunkt beim Dosenraviolilöffeln im dunklen Zelt erreicht zu sein scheint: Man muss keinesfalls perfekt sein, um zusammen zu gehören. Sondern bloß die Ruhe nach den wiederkehrenden Stürmen abwarten, um zufrieden ums Lagerfeuer herum zu sitzen und Stockbrot zu futtern. Für soviel Optimismus kann man "Triple Ex" ruhig auch mal ein paar Flachwitze verzeihen.

RTL zeigt "Triple Ex" donnerstags ab 21:15 Uhr in Doppelfolgen.