"Die blöde Schauspielerin, jetzt malt sie auch noch." Irgendwann, kurz vor dem Ende, platzt Christine Neubauer für einen Augenblick der Kragen. Sie ärgert sich über die Vorurteile, mit denen sie seit Jahren zu kämpfen hat. Warum das so ist, will Neubauer von Wolfgang Flatz gerne wissen, doch der gibt sich betont realistisch. "Aus dem Genre wirst du nicht herauskommen", sagt der österreichische Aktionskünstler gelassen. Mit ihm bildet die Schauspielerin für zwei Tage eine Zweckgemeinschaft und die funktioniert erstaunlich gut, wie diese Szene aus dem neuen Format "Mix Up Art" zeigt, das beim Kultursender Sky Arts zu sehen ist.

Wer sich die Sendung über die volle Strecke von 45 Minuten ansieht, kann zwischen den Zeilen einiges erfahren über die so oft belächelte Schauspielerin, vor allem aber über ihr Verhältnis zur Kunst. Die Leidenschaft dafür teilt die auf Herzschmerz, Pilates und Malerei spezialisierte Neubauer mit besagtem Wolfgang Flatz, der mit seinem in schwarz-rot-gold gehaltenen Spruch "Fressen, Ficken, Fernsehen" und diversen selbstverletzenden Inszenierungen zu provozieren weiß und damit einen spannenden Gegenpart bildet. In der von Wige South & Browse produzierten Sky-Sendung stellen sich die beiden unterschiedlichen Charaktere jetzt der Aufgabe, innerhalb von nur 48 Stunden ein gemeinsames Kunstwerk zu entwerfen.

Ziel ist es, das Werk am Ende in einer Vernissage zu präsentieren. Nicht mehr, nicht weniger. Wer jetzt jedoch sagt, dass es ja um nichts geht, hat die Rechnung ohne Neubauer, vor allem aber ohne Flatz gemacht, für die Kunst freilich mehr ist als nur ein Bild an der Wand oder eine Skulptur im Hof. Kunst sei "die Auseinandersetzung mit Gesellschaft", spricht der Künstler in die Kamera. Immer wieder ist er bemüht, solch schlaue Sätze zu sagen. "Perfektion per sé ist ja auch nur eine Hülle, in die wir etwas kleiden", weiß Flatz. Und wenn ihm selbst nichts einfällt, zitierter er einfach Karl Marx, der bekanntlich wusste, dass Kunst nicht ein Spiegel sei, "den man der Wirklichkeit vorhält, sondern ein Hammer, mit dem man sie gestaltet".

Auf Dauer ist es etwas anstrengend, wenn der Österreicher, der offenbar ohne Zigarillo im Mund kaum lebensfähig ist, über Kunst und Kultur philosophiert. Da kommt es dann gerade recht, dass er zusammen mit Christine Neubauer noch die Aufgabe zu bewältigen hat, mit deren Maßgabe, neues Terrain betreten zu müssen, er sich anfangs nicht so recht anzufreunden weiß. "Kunst hat keine Spielregeln", gibt sich Wolfgang Flatz für einen Moment beleidigt, um sich dann aber doch noch ganz im Sinne des Formats darauf einzulassen und während der verbleibenden Zeit mit inszenierter Fotografie um die Ecke zu kommen.

Mix Up Art© Sky

Auf diese Weise kommt der geneigte Zuschauer schließlich in den Genuss, Christine Neubauer wahlweise mit Kopfschmuck auf einem Motorrad oder mit Flügeln im Halbdunkeln posieren zu sehen. Tatsächlich ist man vor dem Fernseher für einen kurzen Moment geneigt, die berühmte Frage "Ist das Kunst oder kann das weg?" in den Raum zu werfen. Wie gut, dass die Schauspielerin ganz zum Schluss noch eine eigene, gar nicht verkopfte Kunst-Definition liefert. Verkleidet mit besagten Flügelchen aus Plastik sagt sie: "Und wenn's mich auf die Schnauze haut, dann ist es Kunst." Schöner hätte es auch Karl Marx nicht ausdrücken können.