"Den Mann für meine Mama suche ich aus." Die neue Kuppelshow von RTL II beginnt mit der deutlichen Ansage eines kleinen Mädchen – und zumindest für einen kurzen Moment besteht die Hoffnung, dass die folgenden beiden Stunden ganz unterhaltsam werden können. Doch weit gefehlt: "All Inclusive – Mit Kind und Koffer zur neuen Liebe", wie die Sendung in Gänze heißt, entpuppt sich sehr schnell als ziemlich zähes Unterfangen, das zwar glücklicherweise ein ganzes Stück entfernt ist vom Trash, den RTL seinen Zuschauern seit Jahren mit "Schwiegertochter gesucht" serviert, letztlich aber kaum Spannung birgt.

Doch worum geht es eigentlich? Natürlich erhoffen sich Singles, die große Liebe zu finden. Anders als man das von anderen Kuppelshows gewohnt ist, haben bei "All Inclusive" aber auch die Kinder ein Wörtchen mitzureden, immerhin handelt es sich bei allen 15 Kandidaten um alleinerziehende Mütter oder Vater. Das ist tatsächlich ein ganz spannender Aspekt – und gelungen ist die Produktion von Sagamedia immer dann, wenn der Nachwuchs seine Meinung zum Besten gibt. "Ich glaube, das Outfit, das Mama ausgesucht hat, kommt nicht so gut bei den Männern an", sagt eine Tochter ganz offen, als sich ihre Mutter gegen einen schicken Samtrock und für einen altbackenen Rock mit Blumenmuster entscheidet.

Nicht minder kurios ist der Moment, in dem zwei Kids aus dem Off über einen offensichtlichen Frauenschwarm sprechen: "Ich möchte ihn heiraten", sprudelt es plötzlich aus dem Kindermund heraus. In einer anderen Szene wird Mutti beim Umziehen ordentlich Druck gemacht: "Zack, Zack, gleich ist Sektempfang", bekommt sie von ihrer Kleinen im Ton eines gestandenen Oberfeldwebels zu hören. Das sind Augenblicke, die erahnen lassen, dass durchaus Potenzial in der Sendung steckt. Leider verlässt "All Inclusive" recht regelmäßig diesen unterhaltsamen Pfad und verirrt sich mitten hinein in die Ödnis, aus der es dann auch so schnell keinen Ausweg zu geben scheint.

Ohnehin vergeht fast eine geschlagene halbe Stunde, bis die Single-Mamas den Single-Papas in einem spanischen Vier-Sterne-Hotel zum ersten Mal begegnen. "Hier steht euer Taxi Richtung Glück", sagt ein Reisebegleiter kurz zuvor, ehe sich die Herren der Schöpfung in einem Golf-Caddy zu den vermeintlichen Herzdamen begeben. Wenig später, wenn der erste Bierbauch um die Ecke ragt und eine der Frauen Kaugummi kauend dem Aufeinandertreffen entgegenfiebert, setzt die epochale Musik von "Conquest of Paradise" ein. Das ist es wohl, was man unter einer klassischen Bild-Ton-Schere versteht.

Und dann beginnt sie also, die Kuppelei, die zunächst aus Drinks und Smalltalk unter freiem Himmel besteht und später in die ersten Dates übergeht, bei denen täglich einer der Kandidaten als "Datemaster" darüber entscheidet, wer in Familien- oder Einzeltreffen ein paar Stunden miteinander verbringen kann. Das birgt potenziell Sprengstoff, doch davon ist zumindest in der Auftakt-Folge noch nicht viel zu spüren. Womöglich hängt das auch mit den erstaunlich uninspirierten Dates zwischen Churros in Herzform, einer wenig spektakulären Radtour oder dem Austausch romantischer Blicke im Whirlpool zusammen.

Keine Frage, "All Inclusive" ist nett, womöglich aber einfach zu nett – und wirkt dadurch stellenweise arg ermüdend. Mag sein, dass sich das Problem in den nächsten Wochen noch lösen wird, wenn sich die Singles – im positiven wie negativen Sinn – besser kennenlernen. Bis dahin wird man bei RTL II allerdings hoffen müssen, mit der ersten Folge nicht zu viele Zuschauer gelangweilt zu haben. Zumindest zum Auftakt war jedenfalls noch längst nicht alles inklusive bei "All Inclusive".