Luke Mockridge dürfte als einziger seinen Spaß gehabt haben bei dieser RTL-Show. Er wird vor der Glotze gesessen und sich das eine oder andere Mal erleichtert auf die Schenkel geklopft haben. Weil sie das, was er bei Sat.1 vorgemacht hat, beim Konkurrenzsender so furchtbar erwartbar und lieblos heruntergerattert haben, dass seine im Mai gestartete Show „Luke! Die Schule und ich“ im Gegensatz zu dieser Sendezeitverschwendung noch einmal eine Spur sympathischer wirkte.

Dabei hätten die bei RTL doch durchaus lernen können von der verblüffend ähnlich gelagerten Sat.1-Show, entschieden sich dann aber doch, aus dem an sich simplen Format einen kruden Mix aus Straßenumfrage, Quiz, Promi-Testimonials, Puppenkasperei, Dschungelprüfung und Rankingshow zu zimmern.

Man mochte ja noch hoffen, als Daniel Hartwich gleich zu Beginn mit flottem Sprech loslegte. „RTL hat seinen Bildungsauftrag entdeckt unter einem Stapel alter Playboy und den Socken von Günther Jauch“, frotzelte er, was schön selbstreferentiell war, weil Jauch diese Unternehmung ja produziert hat. Auch später sparte er nicht mit flotten Sprüchen. „Du kriegst ne Sechs und noch einen Praktikumsplatz bei den RTL 2 News“, drohte er Pietro Lombardi an, der als Dööfchen vom Dienst geladen war und diesem Job alle Ehre machte, dem aber das GNTM-Model Rebecca Mir den Titel lange streitig zu machen drohte.

Das war es aber dann auch schon mit den Qualitäten dieser Sendung, denn als Dompteur einer Bande von Verhaltensauffälligen, die RTL in der Rubrik Promis führt, versagte Hartwich ebenso wie die Regie. Immer wieder überschlug sich die Stimme des Moderators, was wohl dem Versuch geschuldet war, sich irgendwie gegen das allgemeine Chaos durchzusetzen.

Wie sehr die Regie ihr Scherflein zum Gesamtversagen beitrug, zeigte sich bei den als Klassenarbeit getarnten Quiz-Anteilen. Als da etwa eine komplizierte Aufgabe eingeblendet wurde, blieb nicht die Aufgabe im Bild, auf dass der Zuschauer daheim mitraten möge, sondern es gab Schnitte auf die dummen Gesichter der Promis. Auch so kann man Spannung vermeiden und Durcheinander erzeugen.

Das Durcheinander war natürlich selbstverantwortet, weil die Show alles auf einmal sein sollte und sich zu keiner Sekunde entscheiden konnte, was sie wirklich wollte. In der Konsequenz entstand dementsprechend keine Show, sondern eine galoppierende Aufmerksamkeitsdefizitstörung. Der Schnittmeister schien schwer gedopt, und vom Bildschirmhimmel regneten am laufenden Band irgendwelche Emojis. Dann mussten die Kandidaten noch Bisamratte, Stutenmilch und Hühnerfüße essen, und irgendwie waren auch noch kluge Kinder dabei, die wie ein Elferrat oberhalb der Spielfläche thronten, aber immer, wenn sie zum Einsatz kamen, noch unnatürlicher redeten als die Kids beim „Paarduell“.

Dazu gesellte sich eine von Martin Reinls Puppen, die eine Art Schuldirektor darstellen sollte, die aber leider durchweg nervte und vor allem laut, aber nicht einmal witzig war. Das kann Reinl besser, aber offensichtlich hat man ihm geflüstert, dass er hier nicht die Preise verderben und mit einer wie auch immer gearteten Qualität auftrumpfen darf.

Klassenbester wurde am Schluss Joachim Llambi, der als Juror missverstandene Altherrenwitz, der bei der Diskussion um einen Schaumkuss puppestolz verkündete, dass er ja noch Negerkuss zu so etwas sagt. Man hätte das vorab wissen können, aber derzeit wirkt es ja ein bisschen so, als seien RTL-Sendungen nicht gültig, wenn nicht dieser grundunsympathische Strebertyp in ihnen auftaucht. Aber vielleicht muss ja einer wie Llambi auch nur deshalb mitwirken, damit man einen wie Pietro Lombardi knuddeln möchte, wenn er beim Thema Charles Darwin von Evolutionsdingsbumms spricht.

Am Ende war es dann an Daniel Hartwich, das finale Urteil zu fällen. „Die Zeit ist rum. Alle Restwürde ist verspielt“ seufzte er, und für einen winzigen Moment glaubte man zu hören, dass er es ehrlich und nicht ironisch meinte. Schön wäre gewesen, wenn in dem Moment Luke Mockridge aus der Kulisse gesprungen wäre und zu Hartwich den entscheidenden Satz gesagt hätte: „Du bist ein Star, ich hol dich hier raus.“