Er hätte länger warten können. Besser wäre es wohl gewesen, er hätte es einfach komplett gelassen. Doch neun Jahre nach dem Ende seiner Kult-Sitcom “King of Queens” wollte Kevin James es erneut wissen. Er wollte wissen, ob er noch einmal so abliefern kann, wie er es ganze neun Staffeln an der Seite von Jerry Stiller und Leah Remini tat. Berechtigte Hoffnung hatte er, konnte er doch nach “King of Queens” an über zehn Hollywood-Filmen mitwirken, die alle ihre Fans gefunden haben. Sie wurden von der Kritik zwar nie gefeiert, aber das wurde er mit seiner Rolle als Päckchen ausliefernder Doug Heffernan in “King of Queens” auch nie. Tatsächlich wurde die Sitcom in all der Zeit lediglich einmal bei den Emmys nominiert. In der Kategorie “Bester Hauptdarsteller Comedy Serie” hatte James gegen Tony “Monk” Shalhoub jedoch keine Chance.

Ruhm ernteten er und Showrunner Andy Fickman auch mit "Kevin can Wait" nicht, aber zunächst viel Aufmerksamkeit. Denn gäbe es einen Emmy für moralbefreites Verhalten, “Kevin can wait” wäre 2017 ein heißer Kandidat dafür gewesen. Nachdem James alte Serienfrau Remini in der ersten Staffel nämlich einen Gastauftritt bekam und die Quote dadurch ordentlich nach oben ging, wurde eine drastische Änderung vollzogen. Erinn Hayes, die in “Kevin can wait” anfangs die neue Serienfrau an James Seite spielte, wurde nach den ersten 24 Folgen kurzerhand gefeuert, damit Remini in der zweiten Staffel erneut als Protagonistin auftreten kann. Wäre das nicht bereits Beweis genug, wie kalt das Show-Geschäft manchmal sein kann, wurde Hayes Charakter auch noch in der Serie getötet. Ein Autofunfall musste es richten. Für einen christlich geprägten Sender wie CBS schien das die bessere Lösung, als eine Scheidung.

Das schmälert per se nicht die Leistung, die schlussendlich im fertigen Produkt zu sehen ist, bringt jedoch auch einen bitteren Nachgeschmack mit sich und zeigt lediglich, wie verzweifelt versucht wurde, einen “King of Queens”-Klon zu schaffen. Im DWDL-Interview von 2016 meinte Kevin James noch, dass es ihn emotional nicht mitnehmen werde, wenn “Kevin can wait” auf nicht mehr als zwei Staffeln kommen sollte. So spricht kein Mann, der davon überzeugt ist, dass sein Team Ideen für hunderte von Folgen hat und wie sehr er sich darauf freut, all diese zu verwirklichen. Ein Jahr später und kurz nach dem Rausschmiss von Hayes gab er es gegenüber der “New York Daily News” dann auch zu: “Wir mussten sie feuern, damit wir mit Remini neuen Stoff ausarbeiten konnten. Uns sind wortwörtlich die Ideen ausgegangen.”

Ein Armutszeugnis, das in den nun insgesamt 48 Folgen durchgehend zu spüren ist. “Kevin can wait” wurde von CBS nach zwei Staffeln offiziell eingestellt und vor allem eingefleischte “King of Queens”-Fans werden schnell erkennen, warum. Kevin James hat sich nie weiter entwickelt und ist elf Jahre nach seinem letzten Auftritt als Doug Heffernan immer noch der dicke, tollpatschige Mann in Shorts. Das führt dazu, dass jeder, der schon damals über seine Gags lachen konnte, auch hier ab und an zum Lachen gebracht wird. Die humoristische Dichte ist aber bei weitem nicht mehr die, die sie einst war. Jeder Witz wurde von ihm schon einmal gebracht, gekichert wird vor dem Bildschirm vor allem aus Nostalgiegründen.

Wer nicht ”King of Queens”-Fan war, hat bei “Kevin can wait” noch schlechtere Karten. Wird die Konstante Kevin James nämlich weggenommen, bleibt eine Sitcom, die jedermann anderswo schonmal besser gesehen hat. Ein Ehemann hat eine Ehefrau, die viel attraktiver als er selbst ist und zusammen hüten sie zwei Kinder. Das eine einfältig und dümmlich, das andere intelligent, aber ein Einzelgänger. “Die Simpsons” haben‘s erfunden. Das Alleinstellungsmerkmal hier: Kevin James geht als Polizist Kevin Gable in den frühzeitigen Ruhestand und verbringt fortan noch mehr Zeit zu Hause.

Bei Comedy muss das Rad sicherlich nicht immer neu erfunden werden und auch “Kevin can wait” hatte auf dem Papier gewisses Potenzial. Doch das Team rund um Kevin James und auch er selbst wirkten bei diesem Projekt viel zu unmotiviert, um dem Zuschauer durchgehend ehrliche Lacher entlocken zu können. Frisch wirkte das seinerzeit noch bei “King of Queens”. Eine Wiederholung davon ist also eigentlich lohnender.

"Kevin can wait" feiert heute auf Nitro Free-TV-Premiere. Täglich werden ab 19:30 Uhr Doppelfolgen zu sehen sein.