In Unterföhring leidet man offenbar sehr darunter, keine erfolgreiche Tanzshow im Programm zu haben. Grundsätzlich sind ProSieben und Sat.1 mit diesem Problem nicht allein, schließlich ist es außer dem RTL-Dauerbrenner "Let's dance" noch keinem Sender gelungen, sich mit einem Format dieses Genres dauerhaft in die Herzen des Publikums zu tanzen. Doch niemand hat in den vergangenen Jahren derart viele Anläufe unternommen wie die beiden Privatsender aus dem Süden. 

Ob "Got to Dance", "Got to Dance Kids" oder "Deutschland tanzt" – die Liste der gestarteten und wieder beendeten Tanzshows ist durchaus beachtlich, und die Rückschläge waren offenbar nicht Warnung genug, weshalb sich Sat.1 im neuen Jahr an einer Neuauflage von "Dancing on Ice" versuchen wird und ProSieben am Donnerstagabend die "Masters of Dance" von der Leine ließ. So viel sei vorweg verraten: Das Rad hat der Sender damit ebenso wenig neu erfunden wie den Tanz.

Die "Master", das sind die Juroren – oder wie Moderator Thore Schölermann sie nennt: "Vier Alphatiere, wie sie unterschiedlicher nicht sein können." Ein Weltmeister-Trainer, der Chef der Tanztruppe Flying Steps, der YouTuber Julien Bam sowie die Tanzshow-erfahrene Nikeata Thompson kämpfen in der Show darum, möglichst gute Tänzer in ihre Teams zu bekommen. Oder wie man bei ProSieben sagt: Sie battlen sich nach Double-Auditions um die größten Talente für ihre Companys. 

Ja, so klingt das tatsächlich, und wer die knapp drei Stunden bis zum Ende durchhält, wird Sätze hören wie: "Das hatte High Skills", "Die Effekte waren mir teilweise zu predictable" oder "Es war gut, aber leider nicht out of the Box." Es kann also nicht schaden, mit einem kleinen Wörterbuch vor dem Fernseher zu sitzen. Mag sein, dass man heute so spricht, aber derart geballt ist das gezwungene Denglisch einfach nur exhausting.

Wie gut, dass zwischendurch recht viel getanzt wird und das Publikum zumindest in diesen Minuten von den Wortakrobaten auf der Bühne verschont bleibt. Vorausgesetzt, es posaunt gerade mal keiner der Juroren – Verzeihung: Master – ein "Wow" oder "Mega" in die Welt hinaus. Während das Buhlen der Experten um die Tänzer seit "The Voice" ein alter Hut ist, weiß die neue Show zumindest hinsichtlich der Auftritte zu überzeugen, denn in jeder Runde treten zwei Solisten oder Gruppen gegeneinander an, zwischen denen sich sich Julien Bam & Co. anschließend entscheiden müssen.

Masters of Dance© ProSieben/Willi Weber

Dadurch und durch die verschiedenen Tanzstile wirkt "Masters of Dance" abwechslungsreich. Auch handwerklich ist das ursprünglich aus Israel stammende und von Tresor TV für ProSieben umgesetzte Format gut gemacht. Zwischendurch gibt’s dann auch noch einige unfreiwillig komische Momente – etwa, wenn einer der Juroren einer Kandidatin den gut gemeinten Ratschlag mit auf den Weg gibt, sie müsse nicht denken, sondern nur tanzen.

Oder wenn Schölermanns Co-Moderatorin Rebecca Mir, passenderweise einst Zweitplatzierte bei "Let's dance", ausgerechnet den emotionalsten Moment der gesamten Show nicht bemerkt. Als einer der Tänzer seine eigene, von Schmähungen geprägte Lebensgeschichte aufs Parkett legt und die vier Master damit zu Tränen rührt, versteht Mir offenkundig die Welt nicht mehr. "Das sind doch Freudentränen", ruft sie der schluchzenden Nikeata Thompson zu, "weil du es hier so schön findest!"

Was bleibt, sind gemischte Gefühle. Natürlich ist "Masters of Dance" eine ganz schöne Show. Aber weshalb ausgerechnet sie für den lange erhofften Tanzshow-Erfolg sorgen soll, bleibt zumindest nach der ersten Folge ein Geheimnis. Alles wirkt, als habe man gute Ideen anderer Formate in einen Mixer gepackt und daraus einen TV-Cocktail kredenzt, dessen Geschmack einigermaßen vertraut wirkt. Oder wie man bei "Masters of Dance" sagen würde: Diese Show ist ziemlich predictable.