Blicke in die Vergangenheit haben zuletzt im Fernsehen meist recht gut funktioniert. Jan Köppen schaute bei RTL schon auf 80er, 90er und 00er Jahre. Und auch wenn dem Format "I like the…" am Ende die Puste ausging, lief es doch meist gut. Auch in Sat.1 beschäftigte sich Luke Mockridge Ende 2017 mit den 90ern und holte damit 15,3 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Nun hat man mit "Was für ein Jahr!" ein Format auf die Bildschirme gebracht, in dem es nicht um ein ganzes Jahrzehnt geht, sondern eben nur um ein ganz bestimmtes Jahr.

Hugo Egon Balder begrüßt in dem Format Bülent Ceylan und Ruth Moschner oder Judith Williams und Wigald Boning als Team-Kapitäne, zum Auftakt starteten Ceylan und Moschner. Gemeinsam mit Sonya Kraus und Atze Schröder bildeten diese ein Team und mussten in verschiedenen Spiel- und Quizrunden so viel Geld wie möglich sammeln. Und weil es um das Jahr 1982 ging, sammelte man natürlich D-Mark und nicht Euro.

Nach einem kurzen Kameraschwenk über das Publikum hinweg wird klar: Dort sitzen vor allem Menschen, die das Jahr 1982 vermutlich sehr bewusst miterlebt haben. Das ist nicht unwichtig, wenn es darum geht, eine gewisse Euphorie für das Jahr und seine Ereignisse und Trends zu generieren. Für den Rest sorgt dann die Tatsache, dass das erspielte Geld des Gewinnerteams am Ende unter dem Studiopublikum aufgeteilt wird. Das ist, "Wer weiß denn sowas?" lässt grüßen, auch in zwei Teams eingeteilt.

"Was für ein Jahr!" ist durchaus eine gute Unterhaltung für den Freitagabend. Die Show ist nicht zu schwer und die Gäste sorgen für viele Lacher - die Themen (genau genommen: das Jahr) muss man eben mögen. Oder zumindest: kennen. Lässt man sich auf das Jahr ein, hat man rund eineinhalb Stunden viel Spaß. Das beginnt schon damit, als Hugo Egon Balder Ruth Moschner und Bülent Ceylan ins Studio bittet und die dann als Cindy Lauper und Boy George kommen.  Man spürt, dass sich die Macher von Talpa Germany hier Mühe gegeben haben, 1982 möglichst authentisch widerzuspiegeln. Es sind diese Details, die die Show sehenswert machen. Keine der Beteiligten moderiert hier etwas weg, die Team-Kapitäne lassen sich auf die Show ein und tragen sie somit über weite Strecken.

Auch Atze Schröder und Sonya Kraus kommen in einem 80er-Outfit, wobei Moschner das bei Schröder direkt infrage stellt. "Findest du nicht, dass Atze aussieht wie immer?", fragt sie Balder und hat damit schon für den ersten Lacher gleich zu Beginn der Show gesorgt. Es sollte nicht der letzte auf Kosten des Comedians bleiben. Auch Balder ist eine starke Besetzung für die Show, weiß er doch wie kein anderer ironisch mit dem Thema Alter umzugehen. 1982? "Da kann ich gut mitreden, da war ich schon 57", sagt der 1950 geborene Moderator.

Was für ein Jahr© Screenshot Sat.1
Zum Finale gibt's eine Popcorn-Dusche, aber nur für die Verlierer.

Positiv auch, dass die Show mit einer Netto-Laufzeit von etwas mehr als 60 Minuten kompakt daherkommt. Langeweile kommt bei insgesamt fünf Spielen plus Finale so eigentlich nie auf. Nach einem kurzen Einspieler über das Jahr an sich (Kohl wird Kanzler, Deutschland gewinnt den ESC, "E.T." kommt ins Kino etc.) müssen die Promis Songs erraten, TV-Serien an der Melodie erkennen, puzzeln und ganz schlicht Fragen beantworten. In der ersten Ausgabe der Reihe legte man auch noch einmal "Wer bin ich?" auf und als die Promis dann erraten haben, dass der gesuchte Schauspieler schon einmal auf dem "Traumschiff" war, platzt es aus Bülent Ceylan heraus: "SIND SIE SASCHA HEHN?", fragt er aufgeregt. War er nicht, gesucht wurde Patrick Bach, bekannt als Kinderstar aus der Serie "Silas".

Nebenbei bleibt auch immer noch ein wenig Zeit für Plaudereien zwischen den Gästen und Fotos aus der Vergangenheit. Beim Finale müssen sich die vier Promis Antworten auf 20 Fragen merken und im Anschluss fehlerfrei aufsagen. Wer falsch liegt, dem fliegt eine große Tüte Popcorn um die Ohren. Das hört sich etwas spektakulärer an, als es dann letztendlich war. Dennoch ist "Was für ein Jahr!", erdacht übrigens von John de Mol, eine schöne Show für einen Freitagabend, der man sich guten Gewissens eineinhalb Stunden hingeben kann. In der kommenden Woche beschäftigt sich Hugo Egon Balder mit seinen Promis mit dem Jahr 1990. Weitere Ausgaben sind geplant. Schade nur, dass man im Anschluss kein besseres Programm als die abgeschmackte Rankingshow "111 verrückte Feste" gefunden hat. Um 21:45 Uhr bietet es sich ja an, ein Format zu zeigen, dass thematisch besser zur Primetime-Show gepasst hätte.