Achtung Spoiler

Fernsehgarten-Faktor

Er sei nervös, räumte Luke Mockridge schon vor der Aufzeichnung seiner neuen Sat.1-Show ein – und kam dann in der Sendung auch erstaunlich schnell zur Sache. Das war gut so, schließlich blieben auch mehr als drei Wochen nach seinem Auftritt im "ZDF-Fernsehgarten" die wahren Gründe für seinen skurillen Auftritt im "ZDF-Fernsehgarten" schleierhaft. Am Mittwochabend dann endlich die Auflösung: Mockridge ließ sich von Kindern inspirieren. Mit sechs Jungs und Mädchen im Alter von neun und zehn Jahren sprach er, so erzählt es ein Einspielfilm, im Vorfeld darüber, was er auf der "Fernsehgarten"-Bühne machen sollte – von flachen Witzen über Furzgeräusche bis hin zum Telefonieren mit einer Banane.

Herausgekommen sind ein launiger Einspieler über die Entstehung und ein amüsantes Gespräch mit den vorlauten Kids, die Mockridge eigens ins Studio geladen hatte. Eine unspektakuläre Auflösung also, die ganz sicher so manchen enttäuschen wird. Doch angesichts der unverhältnismäßigen Berichterstattung der vergangenen Wochen war es vermutlich unmöglich, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Immerhin zeigte sich Mockridge versöhnlich und reichte Moderatorin Andrea Kiewel symbolisch die Hand. Sie dürfe jederzeit in seine Sendung kommen und machen, was sie will, "sogar mit einer Kiwi telefonieren", scherzte der Moderator - und präsentierte zum Schluss gar eine Anzeige, die er sich mit seinem Gaga-Auftritt einhandelte.

Studio-Faktor

Da haben sich Sat.1 und Brainpool wahrlich ins Zeug gelegt: Eine bunte Kulisse, die an eine amerikanische Großstadt erinnert – mit gelben Ampeln, einer Fußgängerkreuzung und großen LED-Wänden muss sich das Set nicht vor der Optik von Late-Night-Shows aus Übersee verstecken. Dazu eine Band, die den passenden Sound anschlägt. All das wirkt stimmig und wahrlich groß und bietet das perfekte Setting für eine Variety-Show dieser Art. Da ist es beinahe schade, dass hier, im ehemaligen "TV total"-Studio, zunächst gerade mal acht Folgen produziert werden und keine tägliche Late-Night-Show, für die sich Mockridge ganz sicher als Gastgeber eignen würde. Der fühlt sich nach anfänglicher "Fernsehgarten"-Aufregung auch sichtbar wohl in seinem neuen Wohnzimmer. Und den Segen von Entertainment-Gott Roberto Blanco hat er auch.

Luke - Die Great Night Show

Gäste-Faktor

Wer mehr als zwei Stunden Sendezeit füllen will, muss sich auf seine Gäste verlassen können. Hier bewies die Redaktion ein glückliches Händchen, allen voran mit dem 14-jährigen Carl Josef, der an einer unheilbaren Genkrankheit leidet und seit einigen Monaten mit seinen Comedy-Videos auf YouTube für Furore sorgt. Mockridge verhalf ihm zu seinem ersten Fernsehauftritt und sorgte nach dem Stand-up für eine rührselige Überraschung. Danach musizierte Mockridge mit dem schottischen Singer/Songwriter Lewis Capaldi und inszenierte mit der schlagfertigen Nora Tschirner und Olaf Schubert ein Ost-West-Musical, an dessen Ende David Hasselhoff noch einmal die Mauer zu Fall brachte. Ach ja: Dazwischen blieb auch noch Zeit, um mit Jorge Gonzalez auf hohen Schuhen über die Bühne zu stöckeln.

Was bleibt? 

Das kann was werden. Weil die "Great Night Show" ganz auf die Stärken ihres Gastgebers ausgelegt ist, geht das Konzept gleich in der Premieren-Folge auf. Wer diese Sendung sieht, spürt: Mockridge ist ein wahrer Alleskönner. Die wenigen Längen dürften den Zuschauern vor dem Fernseher dank des Schnitts ohnehin verborgen bleiben. Fraglich ist allerdings, ob Luke Mockridge die Schlagzahl in den kommenden Wochen derart hoch halten kann. Der "Fernsehgarten" dürfte ihn jedenfalls so schnell nicht mehr einladen.

"Luke - Die Great Night Show" läuft freitags um 20:15 Uhr in Sat.1.