Eigentlich hat Sat.1 in der jüngeren Vergangenheit mit Shows im Vorabendprogramm nicht gerade gute Erfahrungen gemacht. Gleich mehrfach schraubte der Sender am Konzept von "Genial daneben" und benannte die Sendung schließlich sogar um in "Genial oder Daneben" um – mit wenig Erfolg. Das Publikum will mit dieser Programmfarbe bislang nicht so recht warm werden. Umso überraschender, dass Sat.1 seine Show-Schiene von der kommenden Woche an sogar glatt verdoppelt und gleich zwei neue Formate startet. 

Eines davon ist "5 Gold Rings", das am Freitagabend schon mal testweise als Prominenten-Special in der Primetime zu sehen war. Gewissermaßen eine Reinschnupper-Maßnahme, um die Zuschauerinnen und Zuschauer darauf vorzubereiten, dass sich im Sat.1-Programm zwischen Streifenpolizisten und Rechtsanwälten noch etwas bewegt. Mit Steven Gätjen hat der Sender für "5 Gold Rings" einen erfahrenen Spielleiter verpflichtet, der schon in der ersten Ausgabe so wirkt, als habe er sein ganzes Leben lang kein anderes Show-Format präsentiert. 

"Sage und schreibe bis zu zu 100.000 Euro" können die Teams für den guten Zweck erspielen, lässt Gätjen wissen und erklärt zugleich, dass der Studioboden aus Tausenden Pixeln besteht. Das ist nicht ganz unwichtig, spielt sich hier doch das Geschehen ab. In einem großen Kreis gilt es, die titelgebenden goldenen Ringe in verschiedenen Spielrunden möglichst genau zu platzieren, was von Runde zu Runde schwerer wird, weil sich die Größe der Ringe verkleinert. Zwei Stunden lang werden die Spielgeräte so oft über den Boden geschoben, dass Sat.1 gut beraten gewesen wäre, die Show in "Die große Schiebung" umzutaufen.

5 Gold Rings © Sat.1/Nils Müller Bülent Ceylan, Sonja Zietlow, Michi Beck und Smudo spielen, Steven Gätjen moderiert

Das schon in Großbritannien und anderen Ländern der Welt erprobte Konzept geht schnell auf, weil "5 Gold Rings" nicht nur klassisches Faktenwissen abfragt. Mal gilt es, Uranus aus einer Reihe von Planeten richtig zu benennen, ein anderes Mal muss die verdeckte Vorderpfote eines Erdmännchens gefunden werden. Und wenn es darum geht, jenes Körperteil zu finden, das von der sogenannten Borkenbildung betroffen ist, dann steht das Rateteam mit dem Gold-Ring hilflos vor dem Umriss eines menschlichen Körpers (dass Borken der Fachbegriff für einen Popel ist, hätte bei der Beantwortung massiv geholfen).

Alternative zu ABCD-Quizshows

Mit dieser Mischung entpuppt sich "5 Gold Rings" als schöne Alternative zu klassischen ABCD-Quizshows, auch wenn der Glücksspiel-Faktor hier etwas stärker ausgeprägt ist. Sicher, man könnte das alles auch gut auf einem Touchscreen spielen; punkten kann der von ITV Studios Germany produzierte Show-Neustart letztlich aber auch deshalb, weil die Umsetzung visuell gelungen und dadurch erstaunlich abwechslungsreich ist. Da kommt es sogar vor, dass zwischendurch ein virtueller Steven Gätjen auf der Spielfläche auftaucht, was der echte mit den Worten kommentiert: "Du siehst aber ganz knackig aus." 

Durch die simple Mechanik entwickeln die Promi-Teams bei der Premiere schnell eine große Spiellust - zumal sich hier niemand ernsthaft blamieren kann. "Ich seh' das eindeutig und hab keine Ahnung", fasst TV-Koch Alexander Herrmann, der mit seiner "The Taste"-Kollegin Angelina Kirsch ein Duo bildet, im Finale seine missliche Lage auf dem Spielfeld zusammen. Am Ende unterliegen die beiden ihren Herausforderern Sonja Zietlow und Bülent Ceylan denkbar knapp, weil diese ihre Ringe noch ein bisschen genauer ins Zielfeld geschoben haben.  

Als leicht aufgeblasene Primetime-Show mit Promis funktioniert "5 Gold Rings" somit bestens. Ob das auch für eine tägliche Normalo-Version am Vorabend gilt, muss sich erst noch zeigen. Einiges spricht dafür, dass Sat.1 weiter einen langen Atem benötigen wird.

"5 Gold Rings" läuft montags bis freitags um 19:00 Uhr in Sat.1