Eigentlich wollte Kiefer Sutherland nach "24: Live another Day" erstmal keine Serie mehr drehen. Zwar sei "24" die beste Erfahrung gewesen, die er als Schauspieler je gemacht habe, aber er habe neun Jahre lange je zehn Monate zwölf bis 14 Stunden pro Tag dafür arbeiten müssen. "Es ist eine Menge Arbeit. Als ich damals mit '24' angefangen habe, wusste ich das nicht. Jetzt weiß ich es. Es war also wirklich eine große Entscheidung, 'Designated Survivor' zu machen." Als er vom Produzenten Mark Gordon das Skript bekommen habe, habe er es eigentlich nur überfliegen wollen, um genug zu wissen, warum er absagen könne. "Und als ich auf Seite 25 war, dachte ich 'Fuck!'. Und ich wusste, das könnte etwas sein, was ich die nächsten zehn Jahre machen werde."

Die Serie könne dabei vor allem deswegen so langlebig sein, weil sie auf drei Ebenen erzählt werde. "Es gibt die Thriller-Storyline, das Family Drama und die politische Dimension. Wenn eine der Storylines etwas hängt, kann man einfach den anderen Aspekt in den Vordergrund rücken. Das gibt den Autoren eine unheimliche Flexibilität". Bei "24" hingegen sei die Echtzeit-Erzählung der eigentliche Star der Serie gewesen - aber auch ihr größtes Problem. "Jedes Jahr mussten wir um Episode 14, 15 herum tricksen, damit wir die weiteren Episoden noch erzählen können."

Sutherland hofft, mit seiner neuen Serie vielleicht sogar etwas bewegen zu können. "Das ist derzeit bizarrste und unglücklichste Wahlkampf, den ich jemals in meinem Leben gesehen habe - und ich kann mich noch an Watergate erinnern. Es ist so negativ, so polarisierend. Ganz abgesehen von den Kandidaten sei es vor allem die Starrheit, die alarmierend sei, die Unfähigkeit, den Standpunkt des anderen in Ruhe anzuhören und zu überdenken. Die Idee von "Designated Survivor" sei es hingegen, Meinungen von allen Seiten anzuhören und zu diskutieren.

Sutherland spielt darin ein Kabinetts-Mitglied, das als einziger einen Anschlag überlebt und dadurch überraschend zum Präsidenten wird. Sutherland: "Das Erfrischende ist, dass er eigentlich kein Politiker ist, dass er nicht durch einen mehrjährigen Wahlkampf musste, Versprechungen machen musste, Geld sammeln musste. Er kann nur auf Basis des gesunden Menschenverstands entscheiden. Er beginnt erst Fehler zu machen, als er stärker als Politiker denkt." Sein Wunsch wäre, dass die Serie in dieser Hinsicht als Vorbild dienen könntee, um wieder etwas mehr Bewegung in den politischen Diskurs zu bringen.

Sutherland sprach auch darüber, wie er eigentlich einst vom Kino zum Fernsehen kam. Eine strategische Entscheidung war das eher nicht: "Die Wahrheit ist, dass meine Filmkarriere damals in großen Schwierigkeiten war. Eigentlich wollte ich keine Serie drehen, aber ein Freund hat mir damals den Rat gegeben: Hey, wenn's nicht gut wird, schicken sie den Piloten nie in Serie und dann wird's auch niemand sehen. Und ich dachte: Hey, das ist ja echt schlau." Inzwischen sei Fernsehen aber ohnehin längst das aufregendste Medium, auch verglichen mit den Kinofilmen. "Als ich angefangen habe, gab es fünf große Studios, die allesamt 50 Filme im Jahr produziert haben. Heute sind's gerade noch drei, die 15 Filme drehen. Und wenn du darin mitspielen willst, hast du ziemlich große Chancen, Strumpfhosen und einen Umhang zu tragen." Filme wie er sie geliebt habe, würden heute hingegen kaum noch produziert. "Diese Art des Geschichtenerzählens wurde vollständig vom Fernsehen übernommen."

Angesichts des Retro-Trends im Fernsehen schließt Sutherland übrigens auch nicht aus, nochmal in die Rolle des Jack Bauer zu schlüpfen. Er sei ein unheimlich interessanter Charakter, der ihm sehr ans Herz gewachsen sei - nicht nur, weil er ihn so viele Jahre gespielt habe, sondern auch weil er in Staffel 9 ein ganz anderer gewesen sei als noch in der ersten Staffel. "Diese Rolle nochmal zu übernehmen wäre spannend." Allerdings wohl kaum als Serie, sondern in einem schon so häufig diskutierten Kinofilm. Konkrete Überlegungen gibt es aber nicht. "Mein Fokus liegt ganz klar auf 'Designated Survivor'".