"Zum ersten Mal in der Geschichte werden die Leute in diesem Jahr mehr Zeit damit verbracht haben, Videos auf ihren mobilen Geräten zu schauen als auf dem Fernseher. Weltweit haben mehr Menschen ein Mobiltelefon als eine Zahnbürste. In 60 Tagen wird mehr Video-Content bei Youtube hochgeladen als die drei großen Studios in ihren ersten 60 Jahren zusammen produziert haben." Ben Sherwood, der die Disney-ABC Television Group leitet, brachte bei seiner Keynote auf der MIPCOM in Cannes etliche Beweise dafür, dass wir in einer Zeit eines großen Wandels leben. Und dennoch zeigte er sich überzeugt, dass das Fernsehen an sich darunter nicht leiden wird.

"Wir glauben das das Potenzial, das in Videos steckt, groß ist und sogar weiter wächst", rief Sherwood den Vertretern der Branche entgegen. "Während manche Angst um die Zukunft des Fernsehens haben, von "Peak-TV" sprechen, glauben wir, dass es einen grenzenlosen Hunger nach gutem Fernsehen, nach guten Inhalten gibt." Die Formel sei ganz einfach: "Der beste Inhalt, der auf dem effizientesten, einfachsten und personalisierten Weg geliefert wird, gewinnt."

Und dieser Weg müsse insbesondere auch auf die mobilen Endgeräte führen - schließich soll es 2020 sechs Milliarden Smartphones geben. Und er kramte noch eine weitere kuriose Statistik hervor: Eine Studie habe ergeben, dass 53 Prozent der jungen Leute lieber auf ihren Geruchssinn als auf ihr Smartphone verzichten würden. "Wir haben also eine Menge Arbeit vor uns, um in die Hosentaschen der Leute zu kommen." Immerhin: Über 15 Millionen Mal seien inzwischen die Watch-Apps der Disney-Sender in den USA heruntergeladen worden - er wähnt sich also zumindest auf dem richtigen Weg.

Auch wenn die USA der Heimatmarkt sind: Sherwood betonte die Bedeutung des internationalen Geschäfts. Mit Blick auf die Trump'sche Rhetorik sagte er nicht ohne Pathos: "Es ist so viel die Rede davon, Grenzen und Mauern zu bauen, dass wir glauben, dass wir gut daran tun, uns als Geschichten-Erzähler an unsere globales Erbe und unsere Traditionen zu erinnern. Wir sollten das machen, was wir schon immer am besten konnten: Menschen verbinden, Verständnis für andere schaffen. Wir sind stolz darauf, dass unsere Inhalte von über einer Milliarde Menschen weltweit gesehen werden. Wir bringen Menschen zusammen."