Vom Schwarz-Weiß-Fernsehen haben wir uns längst verabschiedet - seit einigen Jahr gilt HD als neuer Fernsehstandard. Doch allzu viel Wachstum verspricht dieser Markt nicht zuletzt für Gerätehersteller in den kommenden Jahren wohl nicht mehr. Inzwischen, rund 15 Jahre nach dem Start von HD, stehen in drei von vier Haushalten in Westeuropa HD-taugliche Fernsehgeräte. Die Hoffnungen von Herstellern wie Sony, aber auch von Satellitenbetreibern wie SES ruhen daher nun auf Ultra-HD. Es ist das neue Zauberwort, das man in diesen Tagen in Cannes auf der MIPTV immer wieder zu hören bekommt, oft beworben als 4K, weil dies etwa der vierfachen HDTV-Auflösung entspricht.

"Es wird dauern, bis sich 4K durchsetzen wird", sagte Thomas Morrod von IHS Global am Mittwoch auf der MIPTV, "aber es wird passieren." Sicher macht ihn dabei der Blick auf die Entwicklung der HD-Verbreitung, die in den vergangenen Jahren massiv zugelegt hat. Ganz so schnell wie bei HD wird es Morrod zufolge aber im Falle von 4K nicht gehen - alleine schon, weil die Zuschauer dafür größere Geräte benötigen. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 könnte jedoch einen 4K-Anschub leisten - ähnlich wie die WM vor sieben Jahren in Deutschland ein Antreiber für HD gewesen ist. Doch erst in rund zehn Jahren sei 4K ein Thema für den kommerziellen Massenmarkt. Erste Experimente mit Ultra-HD gibt es aber schon jetzt.

Die BBC etwa hat im vergangenen Jahr ausgewählte Sportarten bei den Olympischen Spielen in 4K produziert, zudem präsentierte Mike Gunton, Creative Director bei der BBC, auf der MIPTV nun durchaus eindrucksvolle Tieraufnahmen, die allerdings nur mit einer Kamera aufgenommen wurden. Um 4K zum neuen Standard zu machen, wird jedoch mehr als eine Kamera nötig sein. In Deutschland testete Sky bereits vor mehr als einem Jahr die Ultra-HD-Auflösung bei einem Bundesliga-Spiel. Die Zuschauer bekamen davon allerdings nichts mit, weil der Sender das Spiel mit zwei 4K-Kameras lediglich zu internen Testzwecken aufzeichnete. In Cannes zeigte sich Sky Deutschland-Programmchef Gary Davey nun begeistert von der Bildqualität. Aktuell hält er den Start eines Ultra-HD-Angebots aber für verfrüht.

Alleine schon aus wirtschaftlichen Gründen. Er sprach von "enormen Kosten", die solche Produktionen verursachen würden, zeigte sich zugleich aber ebenfalls davon überzeugt, dass 4K kommen werde. Auf einen Fahrplan wollte er sich auf Nachfrage aber nicht festlegen, schließlich habe er als "old-school programming guy" schon viel erlebt, wie er scherzte. In fünf Jahren seien aber zumindest Teile des Programms in 4K vorstellbar, so Davey. Die nächste Set-Top-Box des Bezahlsenders wird daher wohl bereits 4K-tauglich sein und ganz nebenbei auch die Möglichkeit bieten, neues Geld zu verdienen. Die Idee dahinter ist schnell erklärt: Genauso wie aktuell rund die Hälfte aller Sky-Kunden in Deutschland bereit sind, für HD-Inhalte zu zahlen, könnte das auch bei 4K der Fall sein.

Das ist freilch alles noch Zukunftsmusik, doch an der Bandbreite dürfte all das kaum scheitern. "Wir sind bereit", gab Norbert Hoelzle von SES dann auch zu Protokoll. Der Satellitenbetreiber hat sich für Ultra-HD bereits gerüstet, wie man in Cannes betonte. Kein Wunder, erhofft man sich doch von 4K wie erwähnt neue Wachstumsmöglichkeiten. Es sei im Fernsehgeschäft wie in der Computer-Industrie, betonte Hölzle. Auch dort seien die Kapazitäten in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Und doch bleibt die Frage, ob Ultra HD letztlich für die Industrie spannender ist als für den Endkunden. Massentauglicher als 3D ist die vierfache HDTV-Auflösung aber allemal, weil dafür schlicht keine Brille benötigt wird. "3D eignet sich gut für Events", sagte BBC-Mann Mike Gunton, "aber sicher nicht für jede Show".