Herr Thiem, haben Sie den nächsten großen Hit im Gepäck?

Erfolgsversprechend sind vor allem zwei non-fiktionale Programme, ein Bereich der nach wie vor einen großen Stellenwert in unserem Portfolio hat. "Killzone USA" thematisiert den Schusswaffengebrauch in den USA, durch den jedes Jahr mehr als 30.000 Menschen sterben. Dennoch boomt der Waffenmarkt dort mehr denn je. Die 52-minütige Dokumentation geht den Problemen des oft bizarren Waffenkults auf den Grund. Den Film präsentieren wir in der Reihe Current Afffairs, zum dem auch das preisgekrönte, erste Interview mit Edward Snowden zählt. Als überragendes Doku-Drama haben wir "Berlin 1961/1962" ebenfalls neu im Gepäck, das in einer hochkarätigen Schauspieler-Besetzung von einer Schulklasse erzählt, in der Ost-Berliner kurz vor Mauerfall im Westen ihre Abiturprüfungen ablegen, das Zeugnis am Ende aber nicht mehr abholen können. Ein spannender Blick auf ein Stück unbekannte Geschichte.

Auf welche Formate setzen Sie darüber hinaus auf der MIPTV?

Neben unserem Naturfilm-Katalog mit spektakulären Wildlife-Programmen stehen vor allem unsere fiktionalen Serien im Fokus. Dazu zählt der ARD-Quotenerfolg "Rote Rosen", die Serie "Großstadtrevier" und im Kinderbereich die langlaufende Serie "Die Pfefferkörner". Im non-fiktionalem Segment Travel & Adventure setzen wir auf das umfangreiche Erfolgsformat des NDR "Mare TV", das die Zuschauer auf anspruchsvolle Weise auf nationale und internationale Reisen mitnimmt.

Schon im vorigen Jahr war zu spüren, dass Serien eine größere Rolle spielen. Inwiefern stellen Sie eine Verschiebung des Verhältnisses zwischen Fiction und Formatgeschäft fest?

Ich teile die Auffassung, dass dieser Geschäftsbereich vermehrt nachgefragt wird. Das Verhältnis Fiktion zu Formatgeschäft liegt bei 90:10.

Welche Stimmung erwarten Sie in diesem Jahr in Cannes?

Die Stimmung ist gut, denn die Perspektiven sind vielversprechend, da Ankäufe preisgünstiger als Eigenproduktionen sind. Wir rechnen mit weiter wachsendem Interesse an langlebigen Natur- und Wildlife-Programmen und langlaufenden Serien. Auch der Bereich VoD steht im Fokus unserer Gespräche in Cannes.

Wie viel Musik steckt Ihrer Meinung nach im Thema VoD?

VoD-Angebote stellen bereits heute eine Ergänzung zum linearen Fernsehen dar - sie tragen dazu bei, dass für die Fernsehsender zusätzliche Nutzergruppen erschlossen werden. Durch steigende Umsatzpotentiale sowie die stetig wachsende Zahl neuer Anbieter am Markt rücken wird die Verwertung von VoD-Rechten durch Vertriebsunternehmen immer wichtiger: Mit Studio Hamburg Distribution & Marketing zählen wir zu den digitalen Vorreitern, vermarkten unsere Programme seit Jahren auf allen relevanten Plattformen - wie Amazon, Maxdome, Youtube, Entertain und Netflix - und kooperieren heute mit allen wichtigen Playern am Markt. Aus Perspektive der Programmmacher hat insbesondere SVoD zu einer Stärkung serieller Formate beigetragen: ein Trend, der sich fortsetzen wird.

Vielen Dank für die Antworten, Herr Thiem.