Das sind schon Füchse, da unten beim SWR. Legen sie den neuen Ludwigshafener „Tatort“ doch glatt als Parodie auf den Ludwigshafener „Tatort“ an. Ständig setzen sie Ulrike Folkerts als Lena Odenthal ins Bild, und dauernd muss die ihre Augen so weit aufreißen, dass Sonne und Mond Konkurrenz bekommen. Und Andreas Hoppe staffieren sie in seiner Rolle als Kopper aus wie eine schrille Comicfigur aus dem Handbuch für abgewrackte WG-Stereotypen, was besonders lustig wirkt, wenn just diese Comicfigur zur verdeckten Beschattung eines Verdächtigen eingesetzt wird. Ebenso gut könnte man Olivia Jones im Bühnenoutfit auf den Alexanderplatz stellen und hoffen, dass sie von niemandem bemerkt wird. Extrem witzig wird es, wenn Kopper dann einen Anruf bekommt und ganz laut „Waaaaas?“ in den Hörer brüllt, was er mehrfach tut und dabei stets ein bisschen wirkt wie Louis de Funes. Besser kann man dieses trübe, ewig gleiche Kommissarendasein im „Tatort“ nicht karikieren.

Was? Wie bitte? Ist gar keine Parodie? Ist alles ernst gemeint? Glaub ich nicht. Jetzt aber mal ehrlich. Das kann doch nicht deren Ernst sein, solch eine Knallchargenstory als echten Kriminalfall abzuliefern. Da hat sich doch irgendwer was dabei gedacht. Hat er nicht? Echt nicht? Oh weh! Oder wie Kopper es ins Handy brüllen würde: „Waaaaas?“

Nun gut, dann Schluss mit der Illusion. Schließlich spielt diese Folge im Zirkus. In einem kleinen Zirkus. Weil das ja die knallharte Welt ist, in der tagtäglich um die blanke Existenz gekämpft wird, in der all der Glitter und Glamour nur aufgetragen sind. Darunter verbergen sich bekanntlich die finstersten Schicksale. Das weiß man spätestens seit dem formidablen Hessen-„Tatort“ mit Ulrich Tukur, der im Dezember auch im Zirkus spielte.

Auch damals gab es einen Mord im Zirkus, auch damals saß der Ermittler wie zufällig in der Vorstellung, die dem Mord voranging. Auch damals führten die Spuren in ein anderes Land. Auch damals ging es um mehr als das pure Ranschaffen der Standgebühren. Auch damals wurde klar, dass das Zirkusleben kein durchweg lustiges ist. Spricht sich in der ARD eigentlich niemand ab?

Diesmal sitzen Odenthal und Kopper an der Manege in einem Minizirkus und staunen über die Billignummern so, wie man nur staunen kann, wenn das Drehbuch es vorschreibt. Während sie noch staunen, wird einer der Artisten erschlagen. Die Spuren führen nach Tunesien, wo der Zirkus den Winter verbracht hat. Schnell ist Drogenschmuggel ein Thema, und im Unterton wird deutlich, dass man keinem dieser Zirkusmenschen trauen kann. Sie sind alle mundfaul, und wenn sie etwas sagen, ist es meist gelogen.

Wenn man das alles für bare Münze nimmt, fühlt man sich rasch wie in einer Geisterbahn, wo Kopper und Odenthal die größten Schreckfiguren sind. Dazu kommen Dialoge, die einem die Schuhe ausziehen. „Ich mochte ihn nicht“, sagt die Zirkusdirektorin über das Opfer. „Das klingt hart“ entgegnet Odenthal, und dann kommt von der Direktorin tatsächlich das, was man in dieser Spielklasse erwartet: „Das Leben ist hart.“ Heeee! Hooo! Die Weisheit der Straße!

Für die ganz dummen Zuschauer müssen die Ermittler bei ihrer Rumpelrecherche natürlich ständig den Ermittlungsstand bilanzieren. Dann rekapituliert Kopper, was auch der Zuschauer gerade erfahren hat, und Odenthal setzt noch einen drauf. „Überleg dir das mal“, sagt sie, und es ist nur die Einleitung zu ihrer langatmigen Nacherzählung.

Harald Göckeritz hat das alles aufgeschrieben, und Till Endemann gibt der ohnehin schon waidwunden Vorlage endgültig den Todesstoß. Er inszeniert das alles so zäh und lahm, dass dagegen jede Schnecke als Rennpferd durchgeht. Und wenn die Protagonisten mal wieder abgelutschte Weisheiten absondern, wird überdeutlich, dass hier kein Krimi produziert wurde, sondern pathetischer Quatsch mit Kitschsoße.