Natürlich joggt Frau Odenthal, besser bekannt als Ödi vom „Tatort“, am Anfang mal wieder durch die kalte Morgenluft. Macht sich immer gut, wenn Kriminale Sport treiben. Da sind sie schon auf Betriebstemperatur, wenn der Anruf kommt und es ans Ermitteln geht. Aber diesmal muss Ödi gar nicht ermitteln, sie ist ja in Reha.

Wir erinnern uns. In der jüngsten Folge im Oktober ging es ihr so richtig schlecht. Burnout und so. Was man halt so hat, wenn man dokumentieren will, dass man hart arbeitet. Also wirklich hart. Und wenn man dann noch keinen echten Lebenspartner hat und keine Perspektive… Da ist Ödi halt zusammengebrochen, nichts ging mehr, nicht mal ihr bäriger Freund und aus der Zeit gefallener Wohnungsgenosse Kopper konnte mehr helfen.

Nun ist Ödi also in Reha, aber da wird sie gleich rausgerissen, weil auf einem nahen Pferdehof eine Leiche rumliegt und weil sich rumgesprochen hat, dass nebenan die Ödi kurt. Außerdem treibt noch ein Pferderipper sein Unwesen.

Natürlich übernimmt Ödi, aber nur kurz. Dann rauscht Kopper an, mit der drahtigen und geistig ziemlich reaktionsschnellen Kollegin, und Ödi muss zurück ins Heim. Dass das nicht lange währt, weiß man gleich. Ein Ödi-„Tatort“ ohne Ödi, das wäre quasi ungültig.

Dieser Film, den Patrick Winczewski nach einem Buch von Harald Göckeritz inszeniert hat, liebt die nachtblauen Bilder. Das Verwaschene scheint den Machern gelegentlich wichtiger gewesen zu sein als eine vernünftige Handlungsstruktur. Die baut man hier rund um einen verstörten Typen, der in Kneipen geht, wo er „Atemlos“ hört, was meines Erachtens für mindestens drei Jahre Untersuchungshaft reichen sollte. Außerdem beteuert er ständig, er sei kein Psycho, obwohl er sich genauso aufführt. Ich meine, er hört Helene Fischer! Freiwillig!

Dazu hat das Drehbuch Sätze parat, die muss man einfach aufschreiben. „Ich liebe dich mehr als mein Leben“, sagt jemand, und kurz danach wird es noch besser: „Du bist das Beste, was mir je passiert ist.“ Kein Wunder, dass kurz danach, das nach „Atemlos“ grauenhafteste deutsche Lied läuft: „Tage wie diese“ von den Hosen.

Die Hit-Zitate sind aber akustisch nicht das einzig nervige Element, auch die effekthascherische Beimusik soßt ständig dazwischen und macht schon Stunden vor einem Ereignis klar, was gleich passieren wird. Das soll überdecken, dass sich das Geschehen nur mühsam über die 90-Minuten-Distanz schleppt. Zäh, zäh, zäh. Und Ödi, Ödi, Ödi. Und Kopper, der bei einer völlig deplatzierten Bürgerwehraktion in einem Baum hocken muss wie ein nicht abgeholter Waldschrat.

Kopper muss jetzt außerdem immer wieder mit einer Italienerin skypen, mit der er was hat. Also Probleme. Dadurch wird diese Figur noch peinlicher als sie eh schon angelegt ist. Im Abspann steht dann „Für den Film wurden keine Tiere gequält, verletzt oder getötet.“ Ja, möchte man da hinzufügen, aber Zuschauer. Von denen redet mal wieder keiner. Die müssen solch eine gequirlte Masse aus Bild und Ton ertragen und auch noch einen höchst abstrusen Titel erdulden.

„Die Sonne stirbt wie ein Tier“ heißt der und stammt laut Abspann aus einem Lied von Konstantin Wecker. Was das mit diesem Film zu tun haben soll, bleibt indes ein Geheimnis der Macher oder erschließt sich nur dem um drei Ecken denkenden Oberkundigen. Mir nicht. Aber ich bin ja eh doof.

Aber das ist dann auch schon egal. Wenn schon schlecht, dann richtig, hieß bei dieser Produktion wohl das Motto. In der Hinsicht ist man in Ludwigshafen mal wieder schwer konsequent unterwegs.