Wenn der ganze Film wäre wie der Anfang, dann könnte man von einer kleinen Sensation sprechen. Da läuft ein Typ durch die Stadt mit einem Messer im Hals. Die Kamera zeigt teilnahmslose Passanten, zeigt den Verkehr, zeigt den Typen mit dem Messer im Hals. Wie er wankt, wie er starrt, wie er dem Tod geweiht scheint. Man sieht eine Familienszene mit einem wütenden Vater, der einbrüllt auf den am Boden liegenden Typen mit dem Messer. Dazu knallt Musik herein, die eine CSI-Miami-artige Vorspannwucht entwickelt. Jeden Moment erwartet man so etwas wie den gnadenlosen Aufschrei aus „Won’t Get Fooled Again“ von den Who. Aber dann ist Schnitt. Vier Jahre später. Es treten auf die schnarchigen Kommissare Saalfeld und Keppler.

Zum vorletzten Mal ermitteln die beiden, und nach Ansicht dieser Episode kommt man rasch zu dem Schluss, dass diese Folge getrost auch die letzte sein dürfte. Es gibt nichts mehr zu erzählen rund um die beiden Schnarchnasen. Saalfeld ist weiterhin die abgeranzte Mittelalterfrau, die sich unter ihrem Haarpelz verschanzt und deren Mimik nur noch aus dem Verschieben ihrer Lippenwulst zu bestehen scheint. Keppler ist der mürrische Eigenbrötler, der allen misstraut, der alles anfassen muss, der jeden für verdächtig hält, wahrscheinlich auch sich selbst. Die Schauspieler Simone Thomalla und Martin Wuttke haben diesen Figuren sehr offenbar nichts mehr hinzuzufügen. Auch Stefan Kornatz, der für Buch und Regie zuständig war, gelingt das nicht.

Mehrfach hat man das Gefühl, er hätte wohl wollen wollen, er hätte aber nicht wollen dürfen. Er liefert verwachsene Szenen aus dem Nirgendwo, sinnlose Sequenzen, die nichts bedeuten, die nur den einen Handlungsstrang vom anderen trennen sollen. Man spürt, dass Stefan Kornatz es könnte, wenn man ihn denn ließe. Vielleicht so wie beim Frankfurter „Tatort“ in der brillanten Folge „Es ist böse“ mit Joachim Krol und Nina Kunzendorf.

Damals schon hatte Kornatz den Schauspieler Uwe Bohm als Verdächtigen auf der Liste. Er schätzt Bohm sehr offensichtlich, und so bekommt Bohm auch in dieser Leipziger Folge wieder seinen Einsatz als undurchschaubarer zu Verhörender. Bohm spielt gut, weshalb das im Normalfall nicht weiter schlimm wäre. Blöd ist nur, dass Bohm schon vor einer Woche im Bodensee-„Tatort“ sehr lange sehr verdächtig spielte. Man fragt sich, wofür die ARD Koordinatoren hat, wenn sie bei der Platzierung von Episoden nicht wenigstens ein klein bisschen Feingefühl beweisen.

Auf jeden Fall ist der Vater des Mannes mit dem Messer im Hals nun tot. Sehr brutal ermordet. Viel Blut. Übertötet sagen die Kriminalisten. Es ist vier Jahre später. Der Sohn, der einst das Messer im Hals trug, war damals straffällig und eingebuchtet geworden und gibt nun den extrem Geläuterten. Und dann ist da noch die leicht tussige Schwester des Mannes mit dem Messer. Und deren nervöser Gatte. Und schließlich noch Uwe Bohm als der Mann, dessen Kind der jetzt Getötete einst totfuhr.

Dazwischen fuhrwerken Saalfeld und Keppler herum. Sie erklären sich endlos den Ermittlungsstand, und sie hat mal wieder allen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Dazu kommen miserable Schauspielerleistungen diverser Mimen, werden Sätze in den Raum geworfen, als gelte es bei der Schultheateraufführung auch noch die Eltern in der letzten Reihe zu erreichen. Kurz gesagt: Es ist ein einziger Schlamassel.

Am Schluss gehen Keppler und Saalfeld ein paar Schritte. Um herunterzukommen. Um den Fall zu verdauen. Man sieht sie von hinten. Man sieht sie weggehen. Man wünscht sich, sie kämen nie wieder.