Es ist schon bemerkenswert, wenn der Dortmunder Kommissar Faber als einziger im Team halbwegs normal zu ticken scheint. Auf einmal ist der Mann, der früher regelmäßig Autos, Schreibtische und die Nerven seiner Kollegen zertrümmerte, so etwas wie ein Ruhepol. Er zeigt nachvollziehbare Emotionen, er scheint berührbar, nachgerade einfühlsam. Er kümmert sich liebevoll um einen Achtjährigen, dessen Vater bei einem Fallschirmsprung von einem hohen Gebäude abgestürzt ist, anonym vor einer Klinik abgelegt wurde und nun als hoffnungsloser Fall an den Apparaten hängt.

Es ist etwas anders beim Dortmunder „Tatort“. Und es ist nicht nur der von Jörg Hartmann gespielte Kommissar Faber. Es ist das ganze Setting, das sich unterscheidet von den ersten fünf Fällen. Die wurden allesamt von Jürgen Werner geschrieben. Für den sechsten Fall zeichnet drehbuchtechnisch nun Ben Braeunlich verantwortlich. Die Produktion hat Lindenstraßen-Erfinder Hans W. Geißendörfer übernommen.

Ein wenig markiert das auch eine Pause beim horizontalen Erzählen. Wurde bei den bisherigen Fällen in jeder Folge ein wenig klarer, wes Geistes Kind die Ermittler so sind und warum sie so sind wie sie sind und in der vorangegangenen Folge waren, so erklären sich die Charaktere in dieser „Schwerelos“ benannten Episode im Rahmen des Films beinahe komplett von selber.

Es geht um Basejumper, um Menschen, die von hohen Gebäuden springen und dabei im freien Fall den Kick suchen. Ben Braeunlich und Regisseur Züli Aladag nehmen nun das Thema auf und legen diese Schablone auch über die Ermittler. Auch sie seien im freien Fall, wird behauptet. Emotional zwar nur, aber immerhin.
Das ist ein löbliches Unterfangen, lässt diesen Film aber mehrfach stocken. Es ist einfach ein bisschen zu viel der Verbindung mit dem aktuellen Fall. Kommissarin Bönisch sucht verzweifelt nach ihrem Sohn, der nicht heimkommen mag, und die beiden Jungspunde Nora und Daniel suchen nach den Resten ihrer Beziehung, die immer mal wieder funktionierte und dann wieder nicht. Nora will das nicht mehr und stürzt sich deshalb ins Abenteuer. Leider ausgerechnet mit dem Chef der Basejumperbande, der als Hauptverdächtiger gilt.

Der Film thematisiert das mit der Höhe auch in Bildern. Vielfach erhebt sich die Kamera über das Geschehen und schrumpft selbst jene zu Ameisen, die schon auf ganz hohen Türmen stehen. Leider wirkt das in der Summe ein bisschen zu sehr konstruiert. Wer die ersten fünf Folgen des Dortmunder „Tatort“ gesehen hat, weiß längst, dass da mit freiem Fall nicht mehr viel ist, dass die Akteure lange schon emotional zerschmettert am Boden liegen. Das demonstrative Einbeziehen der Ermittlerseelen wirkt daher arg aufgesetzt. Zu wenig Fall, zu viel Befindlichkeit der Ermittler. 

Das kostet über weite Strecken Spannung, und so ist dieser Krimi mehr Sozialstudie als Drama mit dem Drang zur zweifelhaften Sozialpädagogenweisheit, dass irgendwie jeder einen an der Klatsche hat. Unbeschädigte Seelen Fehlanzeige.
Auch der Drang, noch einmal die zerfallende Dortmunder Industriekultur als Kulisse in Szene zu setzen, nervt schon nach kurzer Distanz. Hochofen hier, Gerüstwirrwarr dort, und ja, der Rost, der ist auch überall. Der Zahn der Zeit nagt an uns allen.
So kommt „Schwerelos“ als hoffnungslos überfrachtetes Epos daher, das von seinem eigenen Gewicht in die Tiefe gezogen wird. Das ist nicht wirklich schlecht gemacht, angesichts der herausragenden Leistungen der Vorgängerfilme indes eine eher schwache Leistung.