Ein notgeiler Politiker, der seinen Schwanz nicht unter Kontrolle hat und alles anspringt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, woher kennt man das? Sicherlich von Dominique Strauss-Kahn, und auch in „Männertreu“ gab es vor einem Jahr einen, der seine Säfte nicht unter Kontrolle bekam. Gottseidank hatte der von Matthias Brandt gespielte Möchtegernpolitiker eine taffe Gattin an seiner Seite, die sich als bedingungslos loyal erwies, selbst als die Geliebte ins Koma katapultiert wurde. Gespielt wurde diese Gattin sehr eindrucksvoll von Suzanne von Borsody. Die gibt nun erneut solch eine Gattin. Wieder ist ihr Mann ein ranghoher Politiker und ein notgeiler Widerling, und wieder verteidigt sie ihn bis zum letzten, selbst als er im Verdacht steht, ein Zimmermädchen ermordet zu haben.

Es ist ein ziemlich vertrackter Fall, mit dem Lena Odenthal und ihr stoffeliger Kollege Mario Kopper da konfrontiert werden. Alles sieht rasch nach Intrige aus, denn es scheint so, als habe man den notgeilen Politiker in eine Falle gelockt, um eine Abstimmung, bei der er für eine Frauenquote in Wirtschaftsunternehmen eintritt, zu torpedieren. Viele machen sich verdächtig. Der Hotelmanager steht ebenso im Zwielicht wie ein Industrieboss, der heftig gegen die Quote wettert.

Erschwert wird Odenthal und Kopper die Recherche durch eine wie aus dem Nichts hereinschneiende Kollegin vom LKA. Die ist jung, hübsch und technisch nicht so von gestern wie die beiden Altvorderen. Sie glaubt, dass sie alles ein bisschen besser kann, und tatsächlich darf sie irgendwann sogar die Leitung der Ermittlungen übernehmen, sehr zum Unwillen von Odenthal und Kopper.

Was die langgedienten Fernsehkommissare stören mag, entpuppt sich für den Zuschauer rasch als Lichtblick, denn die junge Kollegin wirbelt den verschnarchten Haufen im Ludwigshafener Kommissariat kräftig auf. Das ist ein schöner Kunstgriff, den Stefan Dähnert und Patrick Brunken da ins Drehbuch geschrieben haben, und Regisseur Tim Trageser nimmt den einmal gelegten Faden fein auf und spinnt ihn zur akzeptablen Story weiter.

So frisch hat man den Ludwigshafener „Tatort“ schon lange nicht mehr gesehen. Lisa Bitter ist als junge LKA-Frau eine wirkliche Bereicherung im Team, doch den größten Schub bekommt die Geschichte immer dann, wenn Suzanne von Borsody ins Bild kommt. Die besticht durch ihre sehr stoische Art, ihre schwer zu durchschauende Motivlage und durch ihre knapp gesetzten Worte.

Da mag man sogar entschuldigen, dass der Journalist mit Trüffelschweinambitionen wieder einmal ein heruntergekommener Schmierlapp ist, aus dessen Haaren man problemlos das Fett für den Wochenbetrieb einer Pommesbude gewinnen könnte. Ohnehin bedient sich das Buch sehr offensichtlich beim Journalismus. Ein Polizist dürfe sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, doziert die öde Odenthal irgendwann, und man weiß nicht, ob sich angesichts solch eines eher plumpen Zitat-Klaus der Urheber Hanns-Joachim Friedrichs nicht möglicherweise im Grab rumdreht.

Der Rest ist leidlich spannend inszeniert, also zumindest für rheinland-pfälzische Verhältnisse. Und die Aussicht, dass Lisa Bitter demnächst öfter der drögen Odenthal-Darstellung von Ulrike Folkerts ein wenig Kontra geben könnte, sorgt beinahe schon für euphorische Schübe. Nimmt man dann noch zur Kenntnis, dass die ziemlich ausgelutscht wirkende Figur des Mario Kopper diesmal nur am Rande agiert, könnte man diesen „Tatort“ fast empfehlen. Fast.

Wegen Pfingsten läuft der neue "Tatort" am Montagabend im Ersten. Sonntags gibt's eine Wiederholung aus dem Jahr 2013 zu sehen.