Für den Moritz und die Bibi wird es ganz kompliziert. Eigentlich sind sie zum Geburtstag ihres Chefs geladen, aber dann wird die Feier unterbrochen, weil das Patenkind des Chefs bei einem Chemieunfall schwer verletzt wurde. Säure ist ausgetreten und hat sich durch ihren Schutzanzug geätzt. Kurz danach stirbt sie.
Obwohl das alles nach Arbeitsunfall aussieht, will der Chef, dass der Moritz und die Bibi ermitteln. Die kommen sich erst ein bisschen doof vor, aber dann nehmen sie die Fährte auf und stellen fest, dass da was nicht in Ordnung war mit den Schutzanzügen. Und mit der Firma, die diese Schutzanzüge herstellt, sowieso nicht. Die Besitzerin, die einst mit ihrem Geliebten den Gatten hinter Gitter brachte, will den Traditionsbetrieb verkaufen und weit weg. Was schert sie da die Qualität ihrer Anzüge.

Es ist ein ziemliches Knäuel, das Harald Krassnitzer als Major Moritz Eisner und Adele Neuhauser als Ermittlerin Bibi Fellner da zur Entwirrung vorgesetzt bekommen. Als Wiener vom Dienst gehen sie die Sache langsam an, granteln sich von Ermittlungsort zu Ermittlungsort, von Verdächtigem zu Verdächtigem. Auf Deutsch gesagt: Es zieht sich.

Verena Kurth hat diesen Krimi geschrieben, und Robert Dornhelm hat ihn als schwülstiges Schuld-und-Sühne-Drama inszeniert. Es steht zu vermuten, dass beide dieses Werk nicht in künftige Bewerbungsmappen aufnehmen werden, denn das Ergebnis kann eigentlich niemanden so wirklich zufriedenstellen. Es gibt viele komplett überflüssige Szenen, die keinerlei Einfluss haben auf das Geschehen, die noch nicht mal nützen, um den Fortgang irgendwie plausibel erscheinen zu lassen. Gleich zu Anfang etwa wollen beiden Kommissare zum Empfang, und die Bibi muss noch mal ans Auto. Weil sie die Blumen vergessen hat. Warum man das zeigt, erschließt sich dem Zuschauer nicht. Zu befürchten steht, dass da kostengünstig ein wenig Sendezeit gefüllt werden musste. Sind wir eh da, filmen wir das gleich mit.

Es gibt noch mehr solcher Szenen, aber die sind nicht das wirklich Störende. Den Garaus macht diesem Fall das hölzerne Spiel der Verdächtigen. Alle reden, als hätten sie Seife verschluckt und müssten diese nun unter Herstellung größtmöglicher Blasenbildung als Teil einer Opernsimulation auswürgen. Da werden Sätze in den Raum geworfen, die klingen, als habe die Autorin unter Pathosverstopfung gelitten und in dem Drehbuchauftrag die große Chance gesehen, sich davon zu befreien. Sollen sich doch die Zuschauer rumschlagen mit Sätzen wie: „Du hast vor drei Jahren gesagt, dass du mich liebst.“ Jo, so sagt man das wohl im Streit, aber nur, wenn Drehbuchautoren jede Emotion mit einem Eingangsstempel versehen.

Dazu erfindet man sich noch einen Mann, der aufgrund der Intrige von Gattin und Geliebtem in der Geschlossenen gelandet ist. Irgendwie scheint das aber schon gerechtfertigt, weil er immer ein bisschen irre starr guckt und die Schuhe stets akkurat parallel postiert. Mit dem ist doch was nicht in Ordnung, soll der Zuschauer denken, und wenn er ein bisschen blöd ist, der Zuschauer, dann denkt er das auch.
Dazu kommt noch eine sehr ungünstige Konstellation in der Besetzung. Maria Köstlinger spielt die intrigante Gattin Sabrina, ist aber zurzeit auch als intrigante Gattin Waltraud in der Dienstagsserie „Vorstadtweiber“ ähnlich aktiv. Das ist blöder Zufall, wäre aber kein Problem, gelänge Köstlinger differenziertes Spiel, aber leider scheint sie nur den Vamp auf Abwegen zu beherrschen.

Man muss es einmal klar sagen. Das Wiener Team, das einst zu den stärksten im „Tatort“-Verbund zählte, hat derzeit eine heftige Formkrise. Nichts flutscht mehr, alles ist bemüht, und die Optik wirkt auf sehr eigene Art sehr abgegriffen. Wüsste man nicht, dass sie es mal besser drauf hatten, würde man sie umgehend abschreiben. So aber bleibt ein Fünkchen Hoffnung, dass es doch noch mal irgendwann besser wird.