Previously on „Polizeiruf 110“: NDR und MDR haben ihre Teams aus Rostock und Magdeburg zusammengeworfen, um herauszubekommen, was der Brand in einer Magdeburger Firma mit dem Tod eines Mannes in Rostock zu tun hat. Der Zuschauer weiß nun: Sehr viel und letztlich auch nichts. Er weiß, dass es da dubiose Firmenchefs gibt, noch dubiosere Securitychefs, Motive, die in die Treuhand-Vergangenheit reichen und einen aus dem Ruder gelaufenen Ermittler namens Bukow (Charly Hübner). Den hat man am Schluss der ersten Folge mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt und dann den Verdächtigen neben Bukow mit einer Kugel aus dem Leben befördert. Prompt gerät Bukow auf die Fahndungsliste und lässt erst einmal die Leiche in der Garage seines dubiosen Vaters verschwinden.

In der ersten Folge dieses Zweiteilers hat Regisseur Eoin Moore jegliche Spannung zuverlässig versenkt, weil er krachend gescheitert ist beim Versuch, zu viele Personen und zu viele Orte einzuführen. Das hatte mehr von einem Wimmelbild als von einem Krimi. Schlimmer noch: Es war dem Zuschauer am Ende komplett wurscht, wer da böse und wer gut ist. Man wollte nur noch, dass dieser überbürokratisierte Whodunit zu Ende geht.

Wundersamer Weise schafft es Moore nun im zweiten Teil, den Karren wenigstens halbwegs wieder aus dem Dreck zu ziehen und damit dem Titel des Films „Wendemanöver“ eine zusätzliche Bedeutungsebene zu verleihen. Die Wende gelingt, indem Moore endlich mal wieder einen Fokus setzt und damit den irren Ermittler Bukow einfängt. Streckenweise nimmt der Film da sogar Fahrt auf, kriegt sogar ein bisschen Spannung, und alles nur, weil Dinge eben einfach mal nicht erklärt werden, weil die Atmosphäre wichtiger wird als die Details.

Man möchte plötzlich wieder dabei sein, wenn Bukow und seine Kollegin Katrin König sich einander annähern, obwohl Bukow immer noch auf der Fahndungsliste steht. Man möchte sehen, wie sich plötzlich die Dinge überschlagen, wie die Bösewichte ihre Maske fallen lassen und die Guten sich darauf besinnen, endlich mal wieder gut zu sein.

Es ist ein kleiner Trost, dass sich dieser im ersten Teil so komplett missglückte Zweiteiler nun an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen weiß, dass man weiß, dass man das Format nicht gänzlich drangeben muss. Not all is lost.

Man liest im Begleitheft zum Projekt, dass Sylvester Groth mit dieser Folge seinen Abschied nimmt von der Rolle des Magdeburger Kommissars Drexler. Das ist nicht schade, denn so recht wusste das Team, das er mit Claudia Michelsen als Kommissarin Brasch bildete, ohnehin nicht zu überzeugen.

Besser funktioniert da einfach die kantige Seemischung in Rostock. Charly Hübners Bukow und Anneke Kim Sarnaus Katrin König bilden nach wie vor ein interessantes Team, auch wenn in diesem Film erst einmal lange alles dafür getan wurde, die beiden auseinander zu bringen.

„Ich glaub, ich bin anders. Anders als andere Menschen“, sagt König am Schluss des zweiten Films, und dann schaut sie ihren Kollegen an. „Alles in Ordnung, Buckow“, will sie wissen, doch der Gefragte brummelt nur in seiner gewohnt brummeligen Art zurück. „Nicht wirklich.“ Das schreit dann nach einer Fortsetzung, aber nach einer in nur einer Stadt mit nur einem Team und nur einer Geschichte.