Kommissar Ballauf sagt Spurensicherung. Er sagt das nicht einmal in diesem Film, er sagt das dauernd. Gefühlte 15 Mal haucht er mit seinem betont heiseren Timbre ins Telefon und weist irgendwen an, doch rasch mal die Spurensicherung vorbeizuschicken. Man möchte dann immer gerne wissen, wie viele Menschen im Kölner Polizeipräsidium eigentlich bei der Spurensicherung arbeiten. Es müssen Legionen sein, die da bereitstehen, also zumindest in Stoßzeiten, und Stoßzeiten sind immer, wenn Ballauf und sein Kommissariatskumpel Schenk auf Streife gehen.

Bekanntlich gibt es Ballauf und Schenk ja nur im Doppelpack. Wenn man sie im Fernsehen sieht, wirken sie stets ein bisschen miefig, so als sei das mit dem Deo-Gebrauch allenfalls als Wahlleistung zu verstehen. Sie sehen trotz sauberer Klamotten stets ein wenig abgeranzt aus und doch vertraut, ein bisschen so, als schliefen sie in einem Doppelschlafsack. Natürlich streng kumpelig. Bis dann das Telefon klingelt und irgendwer die beiden zum Tatort oder sonst irgendeinem Brennpunkt beordert, wohin sie natürlich gerne mit Blaulicht auf Schenks abgeranztem Ami-Schlitten brettern und nach Ankunft ganz schnell das Zauberwort sagen: Spurensicherung.

Auch zum Start dieser „Benutzt“ betitelten „Tatort“-Folge machen Ballauf und Schenk was gemeinsam. Mit dem neuen Assistenten Reisser spielen sie Billard, bevor der entscheidende Anruf kommt und die beiden zum Spurensicherungsagen beordert werden.

Dort finden sie am Rheinufer eine Leiche, die Freddy bekannt vorkommt, weil er mit dem Mann vor Jahren schon mal zu tun hatte. Damals stand er vor Gericht, weil man ihn verdächtigte, für das Verschwinden eines Geschäftspartners verantwortlich zu sein. Der Geschäftspartner wurde danach irgendwann für tot erklärt, und der Angeklagte kam wegen eines Mangels an Beweisen frei.

Nun keimt der Verdacht, dass der damals Toterklärte gar nicht so tot sein könnte, wie es die zuständige Urkunde sagt. Und dann ist da noch ein Nummernkonto in der Schweiz, und plötzlich geht es um dubiose Geschäfte mit Afrika, mit Gütern, die gar nicht wirklich für Afrika bestimmt waren, sondern am Ende irgendwo landeten, wo sie laut Gesetz gar nicht hätten landen dürfen.

So etwas finden Ballauf und Schenk natürlich ratzfatz raus. Sie sind ja patent und müssen sich in dieser Geschichte auch nicht mit allzu vielen Nebengeschichten aufhalten. Lediglich Schenk ist es gegeben, den neuen Assistenten Reisser mit seiner Griesgrämigkeit zu nerven. Der bequeme Alte, der immer ein bisschen aussieht, als würde er in seinem Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod-Mantel wohnen, kann nicht anders als den Neuling für dessen Wachheit zu bestrafen. Wo kämen wir hin, wenn man auf einmal alles schneller und besser machen würde?

Nach einem Buch von Jens Maria Merz hat Regisseurin Dagmar Seume diesen Film für Kölner Verhältnisse vergleichsweise straight angelegt. Es geht um eine komplizierte Sache mit vielen Verästelungen und noch mehr Beteiligten. Da darf es als Verdienst angesehen werden, dass das Verständnis der Story immer gewährleistet bleibt.

Zudem kann sich der Zuschauer über erstaunlich viele Ortswechsel freuen, und es sind nicht nur Hausbesuche der Marke Wo-waren-Sie-gestern-um… dabei. Zwischendrin gibt es durchaus ein paar auch visuell anspruchsvolle Szenen, die über einige Lässlichkeiten hinwegtrösten.

Zum Beispiel ist die Blaulichtverliebtheit der Regie schwer zu verstehen. Selbst wenn Ballauf und Schenk jemanden in seiner Wohnung überraschen wollen, fahren sie mit Blaulicht vor. Ganz absurd wird es dann beim Finale, wenn das Duo den Fall gelöst hat. Es klicken die Handschellen, und dann erst wird Verstärkung angefordert. Es besteht also keinerlei Zwang zur Eile. Trotzdem stehen zum letzten Bild mehrere Polizeiwagen mit rotierendem Blaulicht vor dem Haus. Macht sich halt so gut, dieses Blaulicht

Ob das alles so in den Polizeiordnungen oder nur in den Regieanweisungen im Kapitel „visuell Dramatik vortäuschen“ steht, müsste mal einer herausfinden. Am besten die Spurensicherung.