Im Rahmen von Sondersitzungen des Rundfunkrates und des Verwaltungsrates des MDR ist am Freitag der vorläufige Abschlussbericht der Revisionen von MDR und ZDF zu den Ergebnissen der Untersuchungen im Kika-Betrugsfall vorgelegt worden. MDR-Intendant Udo Reiter betonte, nun ein klares Bild zu haben und die "notwendigen Maßnahmen ergreifen" zu können.

Im Zuge der Untersuchungen wurde festgestellt, dass im Zeitraum von 2002 bis 2010 kriminelle Scheingeschäfte mit insgesamt fünf Firmen durchgeführt wurden, die allesamt auf den früheren Herstellungsleiter des Kinderkanals zurückzuführen sind. Offenbar wurde Geld für Rechnung kassiert, obwohl dahinter keine tatsächlichen Leistungen standen. Die Schadenssumme ist dabei beträchtlich: Rund 8,2 Millionen Euro wurden abkassiert - eine Summe, an der laut MDR maßgeblich der frühere Kika-Herstellungsleiter beteiligt gewesen sein soll.

"Die enorme kriminelle Energie des Beschuldigten hat letztlich dazu geführt, dass diese Allianz von Untreue und Betrug für Außenstehende ohne spezifische Fachkenntnisse offenbar kaum zu entlarven war und so Jahre lang unentdeckt blieb", sagte Reiter. Maßgeblich begünstigt wurde dieser Umstand durch die über Jahre hinweg aufgebaute Sonderstellung des Herstellungsleiters, der bei wechselnden Programmgeschäftsführern eine konstante Größe des Sender und gleichfalls Ansprechpartner für die Prüfung des Kika durch Dritte war.

Der MDR-Intendant sieht die Schuld jedoch auch bei seinem Sender: "Dass über so lange Zeit unbemerkt so viel Geld abgezweigt werden konnte, ist auf tatbegünstigende Umstände, auf Schwachstellen im Umfeld und einen mangelnden Vollzug der MDR-Regeln beim Kika." Inzwischen hat es zudem personelle Konsequenzen gegeben: MDR-Verwaltungsdirektor Holger Tanhäuser hat diesem Hintergrund in einer persönlichen Erklärung sein Amt zur Verfügung gestellt, gleichzeitig aber betont, dass es sich dabei nicht um ein Schuleingeständnis handle. Er wolle vielmehr einem personellen Neuanfang nicht im Wege stehen.

Unterdessen sind auf Basis des nun vorgelegten Revisionsberichtes hat der MDR arbeitsrechtliche Maßnahmen gegen Mitarbeiter des MDR und des Kinderkanals geprüft und eingeleitet worden. So erhielt der für den Kika zuständige Fernsehdirektor des MDR, Wolfgang Vietze, eine Ermahnung. Der zuständige Programmgeschäftsführer des Kika, Steffen Kottkamp, wurde wegen mangelnder Ausübung seiner Kontrollfunktion abgemahnt. Gegen eine Mitarbeiterin in der Herstellungsleitung wird der MDR ein Verfahren zum Ausspruch einer außerordentlichen fristlosen Kündigung einleiten, weitere Mitarbeiter erhielten in diesem Zusammenhang eine Abmahnung.

Bleibt noch die Frage, was mit dem früheren Herstellungsleiter geschieht, dessen außerordentliche Kündigung bereits wirksam ist. Der MDR hat nun eine Schadenersatzforderung gestellt und zugleich angekündigt, dass weitere Ansprüche auf Schadenseratz gegen die betrügerischen Firmen folgen werden - das Thema dürfte damit noch lange nicht zu den Akten gelegt werden können. Konsequenzen hat der Betrugsfall zudem nicht zuletzt für die Organisation des Kinderkanals, die nun stärker an den MDR gebunden ist.

Notwendige Ausnahmen, etwa wegen der ZDF-Beteiligung oder den besonderen Aufgaben der Ki.Ka-Programmkommission, müssen künftig von den MDR-Verantwortlichen explizit definiert werden oder sich direkt aus der ARD/ZDF-Verwaltungsvereinbarung zum Kinderkanal ergeben, kündigte MDR-Intendant Reiter an. Eine weitere Maßnahme sei die Einrichtung einer Beschaffungsstelle beim Programmgeschäftsführer des Ki.Ka, welche die Beschaffung der Produktionsdienstleistungen unabhängig von der Bedarfsstelle und unabhängig von der Herstellungsleitung abwickelt.