Die Zeiten, in denen Call-in-Shows eine Art Erlösung für die deutschen Privatsender darstellten, sind längst vorbei. Fast zehn Jahre ist es her, dass tm3 in 9Live umbenannt worden ist - doch zufrieden ist man ab oberster Stelle in München mit dem einstigen Erfolgsgaranten längst nicht mehr. Verlust mache 9Live derzeit zwar nicht, sagte ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling Anfang März vor Journalisten.

Er machte zugleich aber auch deutlich, dass es für das Call-TV-Geschäftsmodell auch "keine wahnsinnig attraktiven Wachstumschancen" mehr gebe und fügte hinzu: "Mit dem jetzigen Geschäftsmodell kann man leben - aber es ist kein attraktives Leben." Fast überall konnte ProSiebenSat.1 im vergangenen Geschäftsjahr Zuwächse vermelden, doch 9Live gehörte neben dem Teletext zu den wenigen Feldern, in denen der Konzern Umsatz-Rückgänge hinnehmen musste.

Allzu rosig ist die Zukunft der Anrufspiele daher wohl nicht, was auch daran zu erkennen ist, dass sich immer mehr Sender aus dem Geschäft ganz oder zumindest teilweise zurückziehen. ProSiebenSat.1 setzte in der Vergangenheit auch bei seinen großen Sendern im Nachtprogramm auf Call-in-Shows, muss aber auch hier offensichtlich erkennen, dass das Publikum kaum noch gewillt ist mitzuspielen. Die Folge: In Sat.1 verzichtet man bereits seit einiger Zeit auf die stundenlangen Call-in-Schienen zu nächtlicher Stunde, nun zieht ProSieben nach.

In der Nacht zum Freitag wird das "Nightloft" - so der Titel der Show - vorerst letztmalig im Programm sein, ab der kommenden Woche laufen stattdessen Wiederholungen diverser Formate. So gibt es montags "Supernatural" zu sehen, dienstags "The Big Bang Theory", mittwochs "How I Met Your Mother" und donnerstags den "Quatsch Comedy Club". Ein ProSieben-Sprecher betonte gegenüber DWDL.de allerdings, dass das "Nightloft" nur in eine Pause gehe, neue Sendedaten für die Show stehen allerdings noch nicht fest. Gründe für diese Programmentscheidung nannte der Sprecher nicht.

Dadurch bleibt zunächst nur noch das "Nightquiz" bei kabel eins im Programm. Wie lange das so sein wird, ist unklar. Der schrittweise Abschied von Shows dieser Art könnte jedoch dafür sorgen, dass auch hier womöglich bald der Stecker gezogen wird. Ganz verschwunden sind Call-in-Shows aus den Programmen von ProSieben und Sat.1 durch das Aus des "Nightlofts" allerdings ohnehin noch nicht: Sat.1 setzt mittlerweile nachts auf sogenannte "Quiz Breaks" - ähnlich wie es ProSieben seit einiger Zeit bereits tagsüber während seiner Sitcom-Schiene macht.

Zwei solcher "Quiz Breaks" wird es künftig auch im Nachtprogramm von ProSieben geben, sagte der Sendersprecher gegenüber DWDL.de. Doch selbst diese Formate scheinen den Programmverantwortlichen eher lästig zu sein: Ständig müssen die Moderatoren der "Quiz Breaks" betonen, dass das eigentliche Programm gleich weitergeht, bitte nur nicht umschalten - wahrlich keine guten Zeiten für Call-in-Shows im deutschen Fernsehen.