Er lebte für die Medien und war bis zuletzt immer für Schlagzeilen gut und in der Lage, eine ganze Branche in Bewegung zu setzen - nun ist Medienunternehmer Leo Kirch im Alter von 84 Jahren in München im Kreise seiner Familie gestorben. Als eine der größten Unternehmenspleiten der Nachkriegsgeschichte ging er bereits in die Annalen der Branche ein.

Auf rund sieben Milliarden Euro werden die offenen Verbindlichkeiten taxiert, die im Jahr 2002 zur Insolvenz führten, für die er den damaligen Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer verantwortlich machte und Schadenersatz in Milliardenhöhe forderte. Bis zuletzt tobte zwischen Deutscher Bank und Kirch ein erbitterter Rechtsstreit. Bleibt abzuwarten, wie sich dies ohne Kirch persönlich fortsetzen wird.

Schon der Einstieg ins Mediengeschäft wurde Kirch durch gepumptes Geld möglich. Für 20.000 Mark erwarb er im Jahr 1956 die Rechte am Fellini-Film "La Strada". Viele hundert Filme kaufte er schließlich den ersten Jahren von den großen Hollywood-Studios, um sie zu vermarkten. Der in Bayern geborene Winzer-Sohn wurde nach und nach zur zentralen Figur der deutschen Fernsehwirtschaft und konnte seine Position als Programmlieferant in dem sich ab Mitte der achtziger Jahre rasant entwickelnden neuen Markt des Privatfernsehens festigen und ausbauen.

Durch die Beteiligung an Sendern wie Sat.1 und ProSieben sicherte er sich nicht nur Anteile an lukrativen Unternehmen sondern verschaffte sich gleich einen eigenen Markt für seine Film- und Sportrechte. Die Investitionen in die Sender konnten mit den übrigen Gesellschaftern geteilt werden, die Einnahmen aus den Rechteverkäufen kamen zu ihm. Zu seinem gewaltigen Netzwerk aus Firmen und Beteiligungen gehörten Sender - darunter ProSieben, Sat.1 und Bezahlsender Premiere - Produktionsfirmen und Rechte-Agenturen.

Kirch hielt die Rechte an der Fußball-Bundesliga und diversen Fußball-Weltmeisterschaften. Doch trotz der großen Erfolge musste Kirch in dieser Zeit auch schwere finanzielle Rückschläge hinnehmen - nicht zuletzt weil das  Bezahlfernsehen nicht so recht in die Gänge kommen wollte und zum Stolperstein wurde. Im Laufe der Jahre rankten sich zahlreiche Geschichten um den Tycoon. Wie die seiner Diabetes-Krankheit, in deren Folge er schon lange fast erblindet ist, so dass ihm die Geschäftspost vorgelesen werden müsse.

Oder die Geschichte um den Beichtstuhl, der in seinem Büro zu finden gewesen sein soll und die seines gestrengen Katholizismus und seiner Gottesfurcht. "Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen" war schließlich auch als sein Kommentar zur Pleite im Jahr 2002 übermittelt. Trotzdem wollte es Kirch 2007 noch einmal wissen: Obwohl Kirch den Fußball in den Jahren zuvor in eine schwere Krise stürzte, schien die Bundesliga ihm noch einmal vertrauen zu wollen. Letztlich scheiterte das spektakuläre Vorhaben jedoch am Bundeskartellamt.

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