Erst die Kika-Affäre, nun der Skandal um den inzwischen suspendierten MDR-Unterhaltungschef Udo Foht: Der MDR kommt aus den Schlagzeilen nicht mehr heraus - und ganz nebenbei droht auch noch das Lebenswerk des scheidenden Intendant Udo Reiter zu bröckeln. Zuletzt hielt sich Reiter mit Aussagen zu den jüngst bekannt gewordenen Vorfällen zurück und wurde dafür bisweilen scharf kritisiert (DWDL.de berichtete).

Am Mittwoch meldete sich Reiter nun jedoch mit einer ausführlichen Stellungnahme zu Wort und gab dabei auch zu, bereits vor knapp zwei Jahren von Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Udo Foht gewusst zu haben. "Was die Kenntnis der Geschäftsleitung von den Fohtschen Praktiken betrifft, ist richtig, dass sich am 28. September 2009 ein Produzent an mich gewandt und darauf hingewiesen hat, dass ihm Herr Foht 10.000 Euro schulde."

Er habe diesen Vorgang an den Fernsehdirektor weitergegeben und von ihm Mitte Oktober die Mitteilung erhalten, die Sache sei erledigt. Danach habe Reiter keine weiteren Nachforschungen betrieben. "Der Fernsehdirektor selbst hatte seit Februar 2009 Kenntnis von einer weiteren Forderung an Herrn Foht in Höhe von 20.000 Euro", so Reiter. Diese Forderung seu offenbar non einem Dritten beglichen worden - wieso das der Fall war, vermochte der MDR-Intendant nicht zu sagen. Details dieser Rückzahlung seinen Gegenstand der laufenden Ermittlungen.

Noch immer geht Reiter davon aus, dass dem MDR durch die Geschäfte des Unterhaltungschefs kein finanzieller Schaden entstanden sei - zumindest "nach bisherigem Erkenntnisstand". Aufgeflogen sind Fohts Praktiken nach seinen Angaben durch einen Produzenten, der sich an die Juristische Direktion des MDR wandte und von "merkwürdigen Geldgeschäften im Bereich der Fernsehunterhaltung" berichtete. Bei aller inzwischen aufgekommenen Kritik nimmt Reiter seinen Sender jedoch in Schutz. "Dass nun interessierte Kreise diese Dinge dazu benutzen, den MDR und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt anzugreifen, war zu erwarten", so der Intendant.

Es werde gezielt ignoriert, dass im MDR tausende Mitarbeiter gute Arbeit leisteten. "Richtig ist, dass das Einrichten von Controlling-Planstellen in den stürmischen Aufbaujahren nicht immer im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stand. Letztlich haben aber die Kontrollinstanzen des MDR zur Aufklärung der Betrugsfälle entscheidend beigetragen." Vor diesem Hintergrund zu behaupten, im MDR sei "kaum eine Instanz bekannt", wie dies zuletzt geäußert worden war, sei "maßlos und unangemessen", sagte Reiter. "Die Vermutung liegt nahe, dass hier versucht werden soll, die aktuellen Probleme des MDR zu instrumentalisieren, um den Sender und seine Organe im Vorfeld der Intendantenwahl unter Druck zu setzen."

Für den 31. August ist nun eine Sondersitzung des Rundfunksrates angekündigt. Er selbst werde sein Möglichstes tun, um seinem Nachfolger einen geordneten Sender zu übergeben, betonte der scheidende MDR-Intendant. Und da wäre auch schon das nächste Problem: Bereits am kommenden Montag sollen die Vorschläge für Reiters Nachfolger gesammelt werden, bereits am 26. September steht die Wahl auf dem Plan - ein straffer Plan, den mancher Beobachter für unrealistisch erachtet.

Als mögliche Kandidaten für die Nachfolge von Udo Reiter gelten einem Bericht des "Tagesspiegels" zufolge MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller und der Erfurter Funkhauschef Werner Diese. Als externen Kandidaten hat man offenbar Bernd Hilder im Blick, der derzeit Chefredakteur der "Leipziger Volkszeitung" ist. Klar ist: Durch den jüngsten Betrugsfall kommt die Wahl des neuen Intendanten für den MDR zur Unzeit.

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