Im August liegt ProSieben bislang bei einem Marktanteil von 11,7 Prozent in der Zielgruppe - nicht ausgeschlossen, dass im Falle eines Erfolgs der "Alm" die Marke von zwölf Prozent noch geknackt werden kann. Dass der Sender diese Marke überhaupt in Angriff nehmen kann, liegt allerdings auch daran, dass ProSieben inzwischen sein Daytime-Problem in den Griff bekommen hat.

Mit einer langen US-Sitcom-Schiene fährt ProSieben konstant gute Quoten ein, wenn auch auf Kosten von kabel eins, wo die amerikanischen Comedyserien inzwischen viel von jener Strahlkraft einbüßten, die noch vor einigen Monaten selbst größere Sender mitunter neidisch auf die kleine ProSieben-Schwester blicken ließ. Nun darf ProSieben strahlen: Insbesondere in den vergangenen Monaten erhielt die Sitcom-Schiene noch einmal einen zusätzlichen Schub.

 

So erzielte "Scrubs - Die Anfänger" erst kürzlich trotz nicht enden wollender Wiederholungsschleife fast 18 Prozent Marktanteil, "The Big Bang Theory" entwickelte sich mit bis zu 20,4 Prozent zur Mittagszeit zu einem wahren Quotenhit. Und trotzdem will sich ProSieben-Geschäftsführer Jürgen Hörner mit der jetzigen Situation nicht zufriedengeben. "ProSieben braucht eine eigene, eigenproduzierte Daytime, die dem Sender Profil gibt", sagte Hörner nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt im Frühjahr im DWDL.de-Interview.

Er fügte hinzu: "Dafür werden wir uns aber Zeit und Muße nehmen, mehr intern pilotieren als on air zu experimentieren." Inzwischen hat ProSieben zumindest auf dem Sendeplatz um 16:00 Uhr erste Versuche gestartet: Die Neuauflage von "Das Model und der Freak" schlug sich bisweilen sehr ordentlich, "Wild Wedding - Ja, ich will, aber schrill" tat sich zuletzt allerdings schwer und erzielte erst am Donnerstag mit nur 6,2 Prozent Marktanteil einen neuen Tiefstwert. Am Freitag testete ProSieben nun mit dem von Charlotte Engelhardt moderierten Magazin "Extreme" zunächst einmalig ein weiteres Format.

Doch eine Frage bleibt: Ist es angesichts der großen Erfolge, die ProSieben mit seinen Sitcoms am Nachmittag einfährt, überhaupt nötig, auf neue Eigenproduktionen zu setzen? "Die US-Sitcoms laufen wirklich extrem stark am ProSieben-Nachmittag. Trotzdem entwickeln wir Alternativen", bekräftigte Jürgen Hörner nun im Gespräch mit DWDL.de. "Es ist gut, dass wir bei dieser schwierigen Aufgabe aufgrund der aktuell sehr guten Quoten keinen Zeitdruck haben und Programme sorgfältig vorbereiten und testen können."

Die Tests laufen also weiter - in der Hoffnung, eine oder gar mehrere Sendungen zu finden, mit denen man Marktführer RTL am Nachmittag Paroli bieten kann. Die Kölner fahren auch zwei Jahre nach dem Start ihrer Scripted Reality-Formate hervorragend mit ihren Formaten: Erst in dieser Woche übersprang "Familien im Brennpunkt" einmal mehr die Hürde von 30 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe. Ganz so hoch will Hörner sicherlich nicht greifen. Der Anspruch einer erfolgreichen Eigenproduktion in der Daytime aber ist auch nach mehr als vier Monaten im Amt geblieben.