Der Ausstieg des ZDF aus der Nachrichtenkooperation mit der ARD am Vormittag wird wohl zur Folge haben, dass auch die ARD eigene "Tagesschau"-Sendungen produzieren wird. "Eine Kürzung des Informationsangebots am Vormittag - wie vom ZDF geplant - passt nicht in unsere Strategie, die Information im Ersten weiter zu stärken", sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel am Freitag. Sie kündigte zugleich an, dass die Intendantinnen und Intendanten nun über das weitere Vorgehen beraten werden.

Piel: "Innerhalb der Runde gibt es aber schon jetzt eine klare Tendenz, dass die ARD - zunächst befristet -  dann künftig am Vormittag auch in den ZDF-Sendewochen auf eigene Nachrichten setzen wird. Sollte beim ZDF aber ein Umdenken stattfinden, wären wir natürlich jederzeit bereit, die Kooperation mit dem ZDF wieder aufzunehmen. Die ARD ist und bleibt weiterhin gesprächsbereit." Der ZDF-Ausstieg war unterdessen am Freitag auch Thema beim Hessischen Rundfunk. "Das Ende der Nachrichtenkooperation am Vormittag wäre ein Rückschritt", sagte der hr-Rundfunkratsvorsitzende Jörn Dulige.

 

"Gerade angesichts der Diskussion um Doppelprogramme bei Hochzeiten und Silvesterkonzerten wirkt die Aufkündigung dieser Zusammenarbeit besonders fatal", so Dulige weiter. Die Sorge bezieht sich allerdings nicht zuletzt auf den finanziellen Aspekt. So befüchtet der Verwaltungsrat zusätzliche Kosten für die Landesrundfunkanstalten, wenn ARD und ZDF in Zukunft am Vormittag doppelt Nachrichtensendungen produzieren. "Diese höheren Kosten wären durch nichts zu rechtfertigen", betonte erklärt der hr-Verwaltungsratsvorsitzende Gert Lütgert. Die Mitglieder von Rundfunk- und Verwaltungsrat appellierten an das ZDF, ein klares Signal für die Fortsetzung der Kooperation am Vormittag zu senden und damit "die Akzeptanz für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Gesellschaft zu stärken".

Das ZDF hatte als Grund für den Ausstieg erklärt, dass man in Wochen, in denen die ARD vormittags für die Nachrichten verantwortlich war, nur eingeschränkt in der Lage gewesen sei, aktuell zu berichten. "In diesem Jahr mit vielen herausragenden Ereignissen wie Fukushima, den arabischen Revolutionen, dem schweren Erdbeben in der Türkei konnte der Sender im frühen Tagesprogramm nicht die Informationsleistung anbieten, die seinem Auftrag entspricht", erklärte ZDF-Chefredakteur Peter Frey im November.

Dafür änder man bestehende Strukturen "und schichten Ressourcen so um, dass die zusätzlichen Sendungen ohne Mehrkosten realisiert werden", so Frey weiter. Im Klartext bedeutet das ab Januar eine Kürzung der "heute"-Nachrichten um 12:00 Uhr und 17:00 Uhr auf jeweils zehn Minuten Länge. Auch die Sendung "heute - in Europa" wird um fünf Minuten gekürzt und dauert künftig nur noch zehn Minuten.