Nach dem Urteil gegen die ehemalige NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze hat sich nun der Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD) zu Wort gemeldet und Kritik an den Strukturen innerhalb der ARD geäußert. "Es ist mehr als bedenklich, dass im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein Umbau der Programmphilosophie eingeleitet wurde, der eine Verengung der möglichen Inhalte zu einem vereinheitlichten, schnell wiedererkennbaren und vor allem der Quote verpflichteten Erzählmuster zur Folge hatte und aus einem ehedem vielstimmigen, zuweilen sperrigen Chor ein nahezu unkontrolliertes Programmdiktat Einzelner entstehen konnte", hieß es in einer Mitteilung des VDD-Vorstandes.

Das entspreche nicht dem Grundgedanken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. "Die Aufteilung in verschiedene Länderanstalten, die personelle Trennung von Programmstruktur, Programmentwicklung und Programmerstellung war ausdrücklich gewollt, um Vielfalt zu garantieren." Der Fall Heinze habe nun jedoch gezeigt, dass der Umbau der ARD eine auf wenige Richtung weisende Personen verdichtete Entscheidungspyramide hervorgebracht habe, die einen solchen Missbrauch der Macht erst möglich mache. Kritik äußerte der VDD in diesem Zusammenhang auch am Urteil des Landgerichts Hamburg, das die Chance verpasst habe, diese nach Ansicht des Verbandes Missbrauch fördernde Struktur zu benennen.

In der Erkläung heißt es: "Es ist unverständlich, wie das Gericht der Vorstellung folgen konnte, Doris Heinze hätte gar keine andere Wahl gehabt, als selbst Drehbücher zu schreiben, schließlich ginge es um nicht weniger, als die Rettung des Fernsehens. Doch unabhängig von der Qualität der Drehbücher Heinzes hat das Gericht über Betrug an Sender und Gebührenzahler zu entscheiden. Die Richter ließen jedoch Argumente über das Niveau ihrer Schreibarbeit in ihre Urteilsfindung einfließen und ignorierten das dahinterliegende System, wodurch ein solcher Missbrauch überhaupt möglich wurde, gänzlich."

Die jüngsten Skandale seien ein "guter Anlass, die Transparenz zu erhöhen", so der VDD. "Zusammen mit einem zwingenden "Mehraugenprinzip" bei allen Entscheidungen wäre das der beste Schutz gegen Betrug à la Heinze." In dieser Woche war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft im Fall Heinze Revision eingelegt hat (DWDL.de berichtete). Noch ist der Drehbuch-Skandal also nicht vom Tisch.