Ein Anruf von CSU-Sprecher Hans Michael Strepp in der Nachrichten-Redaktion des ZDF wirft Fragen auf: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet unter Berufung auf nicht namentlich genannte Mitarbeiter der "heute"-Redaktion, dass Strepp sich am vergangenen Sonntag telefonisch gemeldet habe, um der Redaktion nahezulegen, in der 19-Uhr-Ausgabe nicht über den Landesparteitag der SPD zu berichten, auf dem der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude zum Spitzenkandidat für die Landtagswahl im kommenden Jahr gewählt worden war.

Strepp hat demnach gesagt, die "Tagesschau" werde ebenfalls nicht über den Parteitag berichten - und schob angeblich die Drohung nach, es werde "Diskussionen nach sich ziehen", wenn das ZDF anders verfahre. Das lässt Erinnerungen an den Fall Nikolaus Brender wach werden, dessen Vertrag als Chefredakteur auf Betreiben der CDU gegen den ausdrücklichen Willen des damaligen Intendanten Markus Schächter nicht verlängert worden war - wohl, weil er sich stets resistent gegen politische Einflussnahme gezeigt hatte.

Das ZDF zeigte sich standhaft und folgte dem angeblichen Ansinnen nicht: Sowohl in "heute" als auch im "heute-journal" wurde in Filmbeiträgen über den SPD-Parteitag berichtet. Auch die angebliche Behauptung, die "Tagesschau" berichte nicht, erwies sich übrigens als nicht richtig. Doch eine so unverhohlene versuche Einflussnahme durch die Politik wirft noch einmal ein Schlaglicht auf die noch immer ausstehende Reform der ZDF-Gremien, die weiter von den Parteien dominiert werden. Trotz diverser Absichtserklärungen hat sich seit der Causa Brender daran noch nichts geändert.

Offiziell äußert man sich beim ZDF gelassen. Einen Anruf habe es zwar gegeben, er sei jedoch wirkungslos geblieben. Auch der CSU-Sprecher bestreitet grundsätzlich nicht, dass es ein Telefonat gegeben habe. Er widerspricht aber der Darstellung, er habe versucht, Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen, entschieden. In einem Brief an den stv. ZDF-Chefredakteur Theveßen, den er auch der "SZ" zukommen ließ, schreibt er stattdessen: "Die Berichterstattung des ZDF ist bekanntermaßen von einer Unabhängigkeit geprägt, bei der sich bereits jeder Gedanke an eine Beeinflussbarkeit verbietet." ZDF-Chefredakteur Peter Frey erklärte, Strepp müsse die Frage beantworten, mit welcher Intention er sonst direkt in der "heute"-Redaktion angerufen habe. Der ließ den tatsächlichen Inhalt seines Telefonats bislang allerdings unkommentiert.

Der DJV zeigte sich unterdessen empört. "Der Versuch der CSU-Pressestelle, beim ZDF einen Informationsboykott des politischen Gegners zu erwirken, ist mit dem Gebot der Staatsferne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht vereinbar", kritisierte der DJV-Bundesvorsitzendee Michael Konken. "Es ist nicht zulässig, wenn Vertreter der Politik die Medien für ihre Zwecke zu instrumentalisieren versuchen."

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