In einem Interview mit der "Rheinischen Post" verteidigte WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn sich gegen die Kritik an dem Interview, das er mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin geführt hat. (In voller Länge in der ARD-Mediathek abrufbar). Dass Putin sich derart provokativ verhalten würde, sei nach der Erfahrung seiner Moskauer Kollegen "eindeutig zu erwarten" gewesen. "Meine Strategie war: stoisch gelassen bleiben und in aller Ruhe die nächste Frage stellen."

Die Mehrheit der Zuschauer, die nach der Sendung reagiert hätte, hätten genau das gelobt und "ein Psychogramm eines aggressiven Präsidenten gesehen". Er räumt aber auch ein: "Ein kleiner Teil sieht das anders, aber das ist vermutlich das Risiko, das man bei einem so ungewöhnlichen Gespräch eingeht." Über den Titel "Putin stellt sich" könne man natürlich streiten. Er habe sich seinen Fragen gestellt, die kritischer gewesen seien, als Putin das aus vielen Interviews gewohnt sei. "Aber er ist natürlich auch Antworten schuldig geblieben. Ein Teil des Interviews hätte daher auch heißen können: 'Putin weicht aus'."

Er habe das Interview unterdessen gar nicht selbst führen wollen, sein Wunsch sei gewesen, dass WDR-Korrespondentin Ina Ruck die Fragen stellt. Dass es anders kam, erklärt Schönenborn so: "Das Presseamt hat aus Protokollgründen auf einem Chefredakteur als Interviewer bestanden. Das ist ja auch in westlichen Demokratien nicht unüblich. Deshalb haben wir uns darauf eingelassen."

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