Als am Freitag um kurz nach 18 Uhr das Karlsruher Urteil zur Berichterstattung über den NSU-Prozess die Runde machte, konnte das ZDF nicht mal eine Stunde danach in seiner "heute"-Sendung ein Statement von Ismail Erel, seines Zeichens stellvertretender Chefredakteur der Europaausgabe der türkischen Tageszeitung "Sabah", ausstrahlen. Alles muss also ganz schnell gegangen sein - dieser Eindruck wurde den Zuschauern jedenfalls vermittelt.

Dumm nur, dass im Hintergrund eine Uhr zu sehen war, die auf einen deutlich früheren Aufzeichnungszeitpunkt am Nachmittag hindeutete. Das Urteil, über das er sprach, kann der Journalist zu diesem Zeitpunkt also noch gar nicht gekannt haben. Erel selbst hatte mit "Sabah" vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt, weil türkische Medien keinen Platz im nun auf Anfang Mai verschobenen Prozess erhalten hatten. Gegenüber dem "Stern" erklärte Erel zunächst, die Uhr sei wohl falsch gegangen. Zudem könne er sich nicht mehr erinnern, wann genau das Statement aufgezeichnet wurde.

Das ZDF brachte dann aber doch noch Licht ins Dunkel und gab auf "Stern"-Nachfrage zu, das Statement schon vor Bekanntwerden des Urteils aufgezeichnet zu haben. "Nach Rückfrage bei den zuständigen Kolleginnen und Kollegen können wir Ihnen mitteilen, dass die Frage bei einem Dreh für die ZDF-Sendung 'Forum am Freitag’ in Erwartung einer entsprechenden Entscheidung vorab gestellt und aufgezeichnet wurde." Kann man natürlich machen, muss man aber nicht. Und wenn, dann sollte man in Zukunft nur vielleicht darauf achten, dass im Hintergrund keine Uhr zu sehen ist.