"Natürlich sind wir mit den aktuellen Marktanteilen von RTL nicht zufrieden" - etwas von der realistischen Einschätzung von RTL-Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann ist auch in einem Interview mit Anke Schäferkordt zu lesen, das die Geschäftsführerin von RTL Group, Mediengruppe RTL Deutschland und nach wie vor auch des Senders RTL Klaus Boldt vom "Manager-Magazin" gab. Das war es dann aber auch mit dem Einräumen eigener Schwäche.

Dass der Vorsprung auf ProSieben im Juni so gering war wie noch nie, versetze sie nicht in Beunruhigung - schließlich sei das nur eine Momentaufnahme. "Wir investieren bereits seit vielen Monaten intensiv in die Programmentwicklung", so Schäferkordt - was die Frage aufwirft, was man die Jahre zuvor gemacht hat. Die RTL-Chefin verweist zudem auf den Erwerb der Rechte an den WM- und EM-Qualifikationsspielen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Den kolportierten Preis von 100 Millionen Euro weist sie als Spekulation zurück und rechtfertigt den Kauf damit, dass die Spiele anders als die Turniere selbst nicht im Sommer, sondern zu umsatzstärkeren Zeiten stattfinden würden. Zudem seien sie eine Investition in die Marke RTL.

Alle anderen Vorwürfe wies Schäferkordt zurück: "Schöpferische Totenstarre", weil Kreative in der Führung fehlen? "Wir verfügen über viele, sehr erfahren Kreative in der Geschäftsleitung." Ämterhäufung und daher zu wenig Zeit fürs Tagesgeschäft? "Die operative Verantwortung für das Programm des Hauptsenders habe ich bereits Anfang des Jahres abgegeben." Dass ohne ihren Segen trotzdem nichts bei RTL entschieden wird? "Diese Sichtweise kann ich nicht nachvollziehen." Der Aktienkurs der RTL Group entwickelt sich schwächer als der von Konkurrenten? Der Börsengang sei ein Erfolg gewesen und die Mehrheit der jüngsten Analystenberichte empfehle den Kauf der RTL-Aktie. Interessenkonflikt, weil sie auch im Bertelsmann-Vorstand sitzt, 23,6 Prozent der Anteile der RTL-Group aber nicht Bertelsmann gehören? "Bertelsmann besitzt weiterhin eine qualifizierte Mehrheit. Natürlich arbeitet die Führung der RTL Group im Interesse aller Aktionäre. Es gab keine Interessenkonflikte."