Auch in diesem Jahr wiederholte sich zur Bekanntgabe der Nominierungen für die Primetime Emmy Awards das gleiche seltsame Schauspiel: Sie werden in Los Angeles bereits um 5:40 Uhr Ortszeit bekanntgegeben - wer sie an der Westküste der USA sehen will, muss also ganz früh aufstehen. Und regelmäßig schafft es wegen dieses ungewöhnlichen Zeitpunkts auch einer der eigentlich auserkorenen Stars, die die Nominierungen in der insgesamt gerade mal sieben Minuten dauernden Verkündung vorlesen sollen, nicht rechtzeitig. Diesmal hat es Kate Mara erwischt, eine der Stars der Netflix-Serie "House of Cards", die man nicht ohne Hintergedanken ausgewählt hatte: Zum ersten Mal war zu erwarten, dass eine Serie in den ganz normalen Kategorien für die Emmys nominiert wird, die gar nicht im normalen Fernsehen lief - sondern eben nur bei Netflix.

Jedenfalls schaffte Kate Mara es nicht rechtzeitig, weil sie mit dem Spätflug nach L.A. reisen wollte, das Flugzeug aber technische Probleme hatte. Stattdessen wurde Neil Patrick Harris, der auch durch die Emmy-Verleihung selbst führen wird, aus dem Bett geklingelt. Sein lapidarer Kommentar: "Danke an Kate Mara, die dafür gesorgt hat, dass ich das Haus verlassen musste, bevor meine Kinder anfangen konnten, zu schreien. Ich begrüße das außerordentlich." Doch auch ohne Kate Mara vor Ort war es für Netflix und die Macher von "House of Cards" ein erfolgreicher Morgen: Neun Nominierungen heimste die Serie ein und schrieb damit in jedem Fall schonmal Geschichte. Und es sind auch keine Nominierungen in Rand-Kategorien: Kevin Spacey wurde als bester Hauptdarsteller, Robin Wright als beste Hauptdarstellerin und "House of Cards" selbst als beste Drama-Serie für einen Primetime-Emmy nominiert.

In den Format-Kategorien hat die Academy ansonsten das Prinzip der kleinstmöglichen Bewegung angewendet. "House of Cards" tritt im Bereich beste Dramaserie gegen "Breaking Bad", "Downton Abbey", "Mad Men", "Homeland" und "Game of Thrones" an - allesamt auch im Vorjahr auf der Nominiertenliste. Hier fehlt nur die HBO-Serie "Boardwalk Empire", die es aber trotzdem auf immerhin zehn Nominierungen brachte.

Auch in der Kategorie "Beste Comedyserie" finden sich mit "Girls", "30 Rock", "Veep", "Modern Family" und "The Big Bang Theory" die Vorjahresnominierten. Nur "Curb your Enthusiasm" war nicht mehr nominierbar, weil die Serie gar nicht lief. Stattdessen schaffte es "Louie" auf die Liste. Die Serie ist zwar nicht mehr taufrisch, heimste aber zum ersten Mal in diese Kategorie eine Nominierung ein In den Kategorien "Variety Series" (Vorjahressieger "The Daily Show with Jon Stewart") und "Reality-Competition Program" (Vorjahressieger "The Amazing Race") gab es überhaupt keine Bewegung - was auch heißt: Unter den Gesangscastingshows schaffte es erneut nur "The Voice", nicht aber "American Idol" oder "X Factor" unter die Emmy-Nominierten.

Mehr Bewegung gab es bei den persönlichen Kategorien. Zum ersten Mal in der Kategorie Hauptdarsteller in einer Drama-Serie nominiert wurde Jeff Daniels für seine Rolle in "The Newsroom". Er tritt gegen Hugh Bonneville, Bryan Cranston, Jon Hamm, Vorjahressieger Damian Lewis und eben Kevin Spacey an. Bei den Damen gibt's gleich drei Neulinge: Neben Connie Britton, Claire Danes, Elisabeth Moss und Michelle Dockery sind auch Vera Farmigia ("Bates Motel"), Kerry Washington ("Scandal") und wie erwähnt Robin Wright ("House of Cards" nominiert. Elisabeth Moss ist als Beste Hauptdarstellerin in einer Miniserie/Film übrigens für "Top of the Lake" gleich nochmal nominiert. Sie muss es dort mit Sigourney Weaver, Helen Mirren, Laura Linney und Jessica Lange aufnehmen. Auch bei den Männern finden sich in der Miniserie/Film-Kategorie große Namen: Matt Damon, Michael Douglas, Benedict Cumberbatch, Toby Jones und Al Pacino.

In den Darsteller-Kategorien im Comedy-Bereich schaffte es Laura Dern für "Enlightened" nach mehrjähriger Abstinenz zurück auf die Nominiertenliste. Ansonsten keine Überraschungen: Sie trifft dort auf Lena Dunham, Edie Falco, Tina Fey, Julia Louis-Dreyfus und Amy Poehler. Bei den Männern sind Alec Baldwin, Jason Bateman ("Arrested Development" - eine weitere Netflix-Produktion), Don Cheadle, Louis C.K. Matt Leblanc und Jim Parsons nominiert. Auffällig: Jon Cryer ("Two and a half Men"), der im Vorjahr in dieser Kategorie sogar noch gewonnen hatte, fehlt diesmal.

Wenn man alles zusammen rechnet, dann kommt übrigens wie schon im Vorjahr "American Horror Story" auf die meisten Nominierungen, 17 an der Zahl. Mit 16 Nominierungen folgt "Game of Thrones" knapp dahinter. Auch "Breaking Bad" und "30 Rock" standen mit je 13 Nominierungen hoch im Kurs. "30 Rock" landete im Abschiedsjahr damit noch knapp vor "Modern Family". "Mad Men" - im Vorjahr noch gleichauf mit "American Horror Story", musste sich diesmal mit 12 Nominierungen zufrieden geben.

Auch in Deutschland dürfte man übrigens gejubelt haben: Heidi Klum wurde gemeinsam mit Tim Gunn für die Moderation von "Project Runway" nominiert. Auch das Format selbst heimste wieder eine Nominierung ein. Persönlich war Heidi Klum zuletzt 2010 nominiert worden. Zudem darf man bei der Münchner Produktionsfirma Tandem Communications auf eine Auszeichnung hoffen: Der in Zusammenarbeit mit Ridley Scotts Free Films produzierte Vierteiler "Die Tore der Welt" steht in zwei Kategorien ("Outstanding Music Composition" und "Outstanding Sound Editing") auf der Emmy-Nominierungsliste. Und dann schaffte es außerdem auch noch Betty White erneut in die Herzen der Academy-Mitglieder: Für ihr von NBC gerade frisch eingestelltes "Betty White's Off Their Rockers" wurde sie wie im Vorjahr erneut als "Outstanding Host for a Reality Program" nominiert - 38 Jahre nach ihrer ersten Emmy-Nominierung übrigens.

Wer einen Emmy mit nach Hause nehmen darf, wird dann am 22. September bekanntgegeben. In Deutschland wird auch in diesem Jahr TNT Serie live übertragen, hierzulande in der Nacht auf Montag, den 23. September ab 2 Uhr zu sehen.

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