"Das Free-TV ist in Deutschland so stark, dass es kein Pay-TV braucht." Sätze wie diesen hörte man noch vor wenigen Jahren häufig auf Podiumsdiskussionen deutscher Medienkongresse. Heute aber sagt das fast niemand mehr. Mit zweistelligen Wachstumsraten ist das Bezahlfernsehen längst bei den Zuschauern angekommen - rund zwei Milliarden Euro beträgt der jährliche Umsatz in diesem Segment mittlerweile. In etwa 18 Prozent der deutschen Haushalte ist das Pay-TV inzwischen angekommen. Und das Ende der Fahnenstange scheint noch längst nicht erreicht zu sein - vor allem, wenn man das mit den mehr als 50 Prozent der Haushalte vergleicht, die inzwischen in Großbritannien in die Tasche greifen, um exklusiven Conent sehen zu können.

Längst haben hierzulande auch Free-TV-Anbieter den Pay-Markt ins Auge genommen. "Das ist ein sehr interessanter Markt", gab Marcel Mohaupt, Vice President Pay TV bei ProSiebenSat.1, am Freitag bei den Medientagen München zu. Es gehe nicht zuletzt darum, auf Marktbewegungen reagieren zu können. Doch nur mit alten Kamellen geht das freilich nicht. "Die Zuschauer suchen nach exklusiven Inhalten. Wir sind als Pay-TV-Einheit gefordert, Neues zu bringen." Dabei gehe es darum, zunehmend eigenen Conent zu entwickeln. Es müssen ja nicht gleich 50 Millionen Dollar sein, die man - wie Netflix im Fall von "House of Cards" - für die Produktion einer Serien-Staffel bezahlt. "Das geht auch mit weitaus weniger Geld."

In erster Linie gehe es darum, den Zuschauern den Mehrwert von Angeboten klarzumachen. Dass in den Free-TV-Markt gleichzeitig zunehmend kleinere Kanäle drängen - nicht zuletzt aus dem eigenen Haus - sieht Mohaupt dagegen gelassen. Der Pay-TV-Bereich müsse allerdings auch bei der Produktion von Free-TV-Formaten stärker mitgedacht werden. Bislang gibt aber vor allem Sky mit seinem Angebot im deutschen Bezahlfernsehen den Ton an. Bis es soweit war, musste das Unternehmen jedoch schwierige Zeiten überstehen. "Wir haben viel gelernt", sagte Oliver Lewis, Vice President Strategy bei Sky Deutschland, der zugleich Zweifel an der These äußerte, wonach Deutschland noch nie ein Pay-TV-Land gewesen sei. Es sei eben nur nie richtig gemacht worden, machte Lewis zwischen den Zeilen klar.

Mit Blick auf die Produktion eigener fiktionaler Inhalte hält sich Sky aber auch weiterhin zurück. Zwar betont das Unternehmen schon seit Jahren, an entsprechenden Projekten zu arbeiten. Konkret wurde es aber bis heute nicht. "Die Finanzierung muss geklärt sein", erklärte Lewis und betonte in diesem Zusammenhang, dass es immer riskant sei, in Produktion zu gehen. Dass Sky in die Offensive gehen muss, zeigen allerdings die gerade erst bekanntgewordenen Pläne des Streaming-Dienstes Watchever, eine Eigenproduktion für den deutschen Markt realisieren zu wollen. Über mögliche Pläne, ein Nexflix-Pendant namens Skyflix an den Start bringen zu wollen, wollte Lewis in München ebenfalls nicht sprechen. Doch bis zum Start eines solchen On-Demand-Angebots scheint es wohl nach allem, was man hört, nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

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