Als Mahner in Sachen Fernsehen präsentierte sich Bundespräsident Joachim Gauck auf der Grimme-Bühne im Marler Stadttheater. "Die Frage der Qualität wird nicht obsolet", betonte er in seiner Ansprache zu Beginn der Jubiläumspreisverleihung. "Diese Frage wird seit Gründung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens gestellt."

Er würdigte den Grimme-Preis als Ansporn, um Qualität ins Fernsehen zu bringen, dankte den scheidenden Grimme-Köpfen Uwe Kammann, neun Jahre Direktor des Instituts, und Ulrich Spies, 33 Jahre Leiter des Preises. Zusammen mit den 600 Gästen im Theater gedachte der Bundespräsident der wenige Stunde zuvor in Afghanistan getöteten Fotojournalistin Anja Niedringhaus.



Zugleich mahnte Gauck bei den Sendern mehrfach "mehr Mut zu Innovationen" an. Sein Beispiel aus der Nachbarschaft des Ruhrgebiets: Duisburg habe bekanntlich vor kurzem eine "Horst-Schimanski-Gasse" eingeweiht. Zu Beginn des Schimanski-"Tatorts" vor 33 Jahren habe es jedoch erst einmal jede Menge Gegenwind und negatives Feedback gegeben, weil Figur und Erzählweise fürs damalige TV völlig neu waren. "Die Verantwortlichen haben sich damals nicht beirren lassen und Durchhaltevermögen gezeigt", so Gauck. "Das würde ich mir heute auch öfter wünschen."

Als erste Preise wurden danach die Auszeichnungen in der Kategorie Unterhaltung verliehen. Jan Böhmermann, der gemeinsam mit seinen Produzenten Matthias Schulz und Philipp Käßbohrer von der bildundtonfabrik für das "Neo Magazin" geehrt wurde, nutzte die Gelegenheit, um seine Mutter stolz zu machen. Er bat um ein Selfie mit dem Bundespräsidenten - für das dieser sofort bereitwillig von seinem Platz in der ersten Reihe aufsprang. "Ein blindes Huhn kriegt auch mal 'nen Grimme-Preis", kommentierte Böhmermann, als Moderator Michael Steinbrecher ihn auf die nachfolgenden Preisträger Joko und Klaas ansprach.
Grimme-Preis 2014 / Selfie mit Bundespräsident
















"Wir haben uns heute den kleinsten Hut angezogen, den wir finden konnten", zeigten sich Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf demütig, als sie für ihre ProSieben-Show "Circus Halligalli" ausgezeichnet wurden. Klaas begeisterte das Publikum direkt im Anschluss, indem er zum Mikrofon griff und zur Begleitung von Klaus Doldinger sowie dessen Band Passport ein Jazz-Stück sang.

Äußerst selbstbewusst gab sich in der Kategorie Information & Kultur Preisträger Martin Sonneborn, der für den ZDFneo-Dreiteiler "Sonneborn rettet die Welt" geehrt wurde und die Bühne auch für seinen Europawahlkampf nutzte. "Wir haben versucht, in dreimal 30 Minuten die Welt zu retten - und sie steht noch. Also waren wir erfolgreich", so Sonneborn. Sein Selfie-Wunsch "mit der Freundin des Bundespräsidenten" ging nicht in Erfüllung, da Gauck ohne Daniela Schadt nach Marl gekommen war.

Als am Ende der Verleihung die "Besondere Ehrung" des Deutschen Volkshochschul-Verbandes an den "Tatort" verliehen wurde, nahm Format-Erfinder Gunther Witte den Preis gemeinsam mit den dienstältesten, amtierenden "Tatort"-Kommissaren Ulrike Folkerts und Andreas Hoppe entgegen. "Ich kämpfe immer noch für bunte Stoffe. Das ist das A und O", sagte die Lena-Odenthal-Darstellerin und wünschte sich "mehr Multikulti im deutschen Fernsehen". Klaus Doldinger spielte zu Ehren des Krimi-Klassikers seine "Tatort"-Melodie in modernisierter Form - mit Live-Lyrics von Rapper Eko Fresh.