Der WDR hat die Kritik des Deutschen Kulturrats an der Berichterstattung der Öffentlich-Rechtlichen zur Europawahl zurückgewiesen. Der Spitzenverband der Bundeskulturverbände hatte sich zuvor irritiert darüber gezeigt, dass das TV-Duell aller Spitzenkandidaten zur EU-Wahl wenig Beachtung in den Hauptprogrammen der öffentlich-rechtlichen Sender finde, weil es weder im Ersten noch im ZDF live übertragen werde. Trotz der Hürde der Simultanübersetzung ins Deutsche müsste ein solches Spitzengespräch im Hauptprogramm beider Sender übertragen werden.

"Es ist unverständlich, wie ARD und ZDF diesen wichtigen Beitrag im Vorfeld der anstehenden Europawahlen in das Spartensender Phoenix abschieben und stattdessen die Bundesliga und einen Familienfilm ausstrahlen", sagte Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates. "Das TV-Duell aller Spitzenkandidaten der Parteien wird eine der zentralsten Anlässe zur Entscheidungsfindung und Information der Wähler sein. Der besondere Reiz liegt überdies darin, dass die Antworten der Politiker und die Gesprächsführung der Moderatorin des italienischen TV-Senders RAI übersetzt werden. Europa bedeutet kulturelle und sprachliche Vielfalt - und wo könnte sich diese Vielfalt deutlicher niederschlagen als in diesem Spitzenduell."

Beim WDR sieht man das etwas anders. Durch die Übertragung bei Phoenix hätten "praktisch alle interessierten Zuschauer die Möglichkeit, diese Sendung zu verfolgen", erklärte eine Sendersprecherin gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de. "Wir verfahren an dieser Stelle übrigens analog zu Fernsehanstalten anderer Länder. Die Spitzenkandidatendebatte wird dort nach uns vorliegenden Informationen nicht auf den Hauptkanälen ausgestrahlt. France Télévision und BBC senden diese Debatte auf ihren jeweiligen Parlamentskanälen. In Italien, Spanien und Österreich soll diese Sendung auf den jeweiligen Nachrichtenkanälen von TVE, ORF und RAI laufen."

Im Ersten wolle man sich auf die "Wahlarena" mit Jean-Claude Juncker und Martin Schulz konzentrieren, die man am 20. Mai als "Townhall-Meeting" zeigen wird. Im ZDF werden beide Spitzenkandidaten bereits am 8. Mai in einem Duell zu sehen sein. Beim WDR betont man, dass darüber hinaus auch Vertreter anderer Parteien in weiteren Sendungen des Ersten zu Wort kommen werden. In einer Reihe von
Vorwahlsendungen werde man wesentliche Positionen der Parteien vorstellen.

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