Lange hat Sky das Feld der eigenproduzierten Serien nicht in Angriff genommen und immer wieder auf einen späteren Moment vertröstet - noch dazu hat der große Bezahlriese dann TNT Serie das Feld der Eigenproduktionen überlassen. So war es der Turner-Sender, der die erste deutsche Pay-TV-Serie an den Start gebracht hat und nicht Sky. Aber auch Sky hat sich gewandelt und ist zumindest in die Ko-Produktion eingestiegen. Gemeinsam mit Red Arrow produziert man den Schweden-Krimi "100 Code" und unlängst hat man mit der Serie "Diabolik" eine gemeinsame Produktion mit den Sky-Schwestern aus UK und Italien angekündigt. Jetzt wird Sky aber auch auf dem deutschen Markt aktiv.

Zwar macht der Bezahlsender auch hier keine alleinige Sache und setzt wieder auf eine Kooperation. Dafür aber auf eine, die es in sich hat: Gemeinsam mit der ARD arbeitet Sky einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge an einer Serie mit hohem Millionen-Volumen. Für das Projekt werden 25 Millionen in die Hand genommen, wobei die ARD davon neun Millionen und Sky vier Millionen übernehmen soll. Die Finanzierung sei allerdings noch weiter offen, die wesentliche Planung aber nahezu abgeschlossen, heißt es dazu weiter. In die weltweite Verwertung soll Beta Film eingebunden werden.

Doch nicht nur die Kooperation von ARD und Sky ist eine echte Überraschung, sondern auch der Kopf hinter der Serie. Regisseur Tom Tykwer, der sich etwa mit "Das Parfum" einen Namen gemacht hat, soll die Kriminalromane des Schriftstellers Volker Kutscher filmisch umsetzen; derzeit läuft das Projekt unter dem Arbeitstitel "Babylon Berlin". Acht bis zehn Folgen sind hier geplant, pro Serienstunde sollen etwa 2,5 Millionen Euro investiert werden, womit sich "Babylon Berlin" auf dem Niveau amerikanischer Serien bewegt. Ganz so, wie es Sky in den vergangenen Jahren immer wieder gefordert hat. Laut "SZ" sei in der ARD von einem "Experiment" die Rede, das national wie international ein Publikum mithilfe eines international anerkannten Kino-Regisseurs und überwiegend deutschen Schauspielern finden soll.

Inhaltlich geht es entsprechend Kutschers Romanvorlage um den Kölner Kommissar Gereon Rath gehen, der in den 1920ern nach Berlin kommt um dort zu ermitteln. Angesiedelt ist die Serie somit zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges und dem Aufstieg der Nationalsozialisten. Banden, Drogen, Striptease und Orgien der Gewalt treffen bei "Babylon Berlin" aufeinander, die "SZ" sieht eine "unbeherrschte Sucht auf Leben und Tod" im Berlin des gefallenen deutschen Kaiserreiches, wo sich an den Rändern Politik und Gesellschaft neu ausrichteten - und zieht bereits Verbindungen zu "Boardwalk Empire".

Die ARD bewegt sich hier deutlich mehr als Sky in einem ungewöhnlichen Metier, in dem die dunkle Seite herausgeputzt werden solle. "Das wird schmutzig werden", zitiert die "SZ" aus ARD-Kreisen. Dennoch soll die FSK-12-Grenze eingehalten werden, damit die von beiden Sendern noch nicht bestätigte Serie auch im Free-TV zur besten Sendezeit laufen kann. Dort soll "Babylon Berlin" dann natürlich im Ersten laufen, während die Erstausstrahlung zuvor bei Sky zu sehen sein wird. Sorgen, dass die Premiere bei Sky Zuschauer kosten könnte, hat man in der ARD übrigens offenbar nicht. "Wenn wir Arte als Ko-Produzenten haben, verlieren wir mehr Quote", zitiert die "SZ" einen nicht näher benannten "der im Ersten Einfluss hat".

Sueddeutsche.de