Noch ist in Netflix in Deutschland gar nicht gestartet, da wird bereits deutlich, dass das Angebot zumindest zum Launch nicht allzu viel mit dem zu tun haben wird, was man von Netflix in Amerika kennt. Dementsprechend übt sich Netflix-Chef Reed Hastings dieser Tage auch schon mal in Zurückhaltung. "Auch wenn wir Dritter oder Fünfter sind, ist das in Ordnung", sagte Hastings erst vor wenigen Tagen im "Spiegel". Angriffslustig klingt das nicht gerade. Doch das hängt eben auch damit zusammen, dass der deutsche Markt anders funktioniert - und es etwa mit Watchever oder Maxdome bereits etablierte VoD-Angebote gibt.

Weil außerdem schon lange über einen Markteintritt von Netflix spekuliert wurde, hatte die Konkurrenz viel Zeit, sich auf den neuen Gegenspieler einzustellen. Die scheint man insbesondere bei ProSiebenSat.1 gut genutzt zu haben: Schritt für Schritt wurde das Angebot von Maxdome in den vergangenen Monaten verändert. Kunden zahlen inzwischen wesentlich weniger als in der Vergangenheit und gleichzeitig wurde zuletzt verstärkt in Live-Inhalte wie Wrestling oder "Promi Big Brother" investiert. Das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal und ein Mehrwert, das Netflix zum Start in Deutschland schlicht nicht bieten kann. Verständlich, dass er in Zukunft noch ausgebaut werden soll.

Rechtzeitig bevor die US-Konkurrenz auf den Markt kommt, versucht sich Maxdome also noch einmal gewissermaßen neu zu erfinden. Für den kommenden Montag ist ein Relaunch geplant, mit dem nicht nur ein verändertes Logo, sondern auch eine neue Aufteilung des Angebots einhergeht. So soll es künftig nicht mehr vorkommen, dass zahlende Abonnenten mit Inhalten konfrontiert werden, für die sie noch einmal extra zur Kasse gebeten werden. Möglicht macht das die Aufsplittung in die Bereiche "Monatspaket", "Store" und "Live". Darüber hinaus hat Maxdome noch einmal neue Serien eingekauft: Künftig sollen alle Staffeln von "The Walking Dead", "Californication", "Navy CIS: L.A.", "Spartacus" und "Lost" zur Verfügung stehen.

Maxdome© Maxdome

Die Online-Videothek will damit eigenen Angaben zufolge den aktuellen Trend des "Binge Watching" vorantreiben - also den Konsum ganzer Serien-Staffeln en bloc. Dabei profitiert Maxdome von der Anbindung an die TV-Sender von ProSiebenSat.1 und kann auf diese Weise seinen Monatspaket-Kunden die jeweils aktuellen Folgen von "Castle", "Under the Dome" oder "Criminal Minds" eine Woche vor der Ausstrahlung im Free-TV anbieten. "Maxdome bietet für den Preis von nur 7,99 Euro genug Serieninhalte, um mehr als ein Jahr hochwertige Serien am Stück zu genießen, die jederzeit und überall abrufbar sind", gibt sich Maxdome-Geschäftsführer Andreas Heyden selbstbewusst.

Zudem verweist er auf viele Inhalte, die auch in HD ohne Aufpreis zur Verfügung stehen - ein Seitenhieb gegen Netflix, das angeblich zwar auch für 7,99 Euro pro Monat zu haben sein wird, aber voraussichtlich einen separaten HD-Aufschlag plant. Eine Preissenkung auf 3,99 Euro, wie sie gerade Sky mit dem Snap-Paket vollzogen hat, kommt für Maxdome aber wohl kaum in Frage, schließlich stellt sich spätestens bei einem solchen Kampfpreis die Frage der Wirtschaftlichkeit. Doch auch mit dem bisherigen Preis will Andreas Heyden die Marktführerschaft verteidigen, wie er im Gespräch mit DWDL.de deutlich macht. 

Nicht ohne Grund hat er in den vergangenen Monaten hohe Investitionen in die Marktforschung getätigt, die nun im neuen optischen Auftritt ihren Niederschlag finden. Das bisher sehr maskulin ausgerichtete Maxdome soll leichter und zugänglicher, die Bildsprache familiärer werden. Das kann tatsächlich nicht schaden: Eine Online-Befragung hat ergeben, dass Männer VoD zwar häufiger nutzen als Frauen, sich Frauen aber schwerer von ihrer Lieblingsserie lösen können. Dass es noch Potenzial gibt, zeigt auch eine Studie des Bundesverbands Audiovisuelle Medien, aus der hervorgeht, dass sich die Umsätze im deutschen Pay-VoD-Markt bis 2018 auf 480 Millionen Euro verdoppeln werden. Man darf gespannt sein, welche Anbieter bis dahin durchhalten werden.