Nimmt man die Nominierungen für den Deutschen Fernsehpreis 2014 als Maßstab, dann war dieses Fernsehjahr geprägt durch innovative Informations- und Infotainment-Formate. In diesem Segment fand die Jury des Deutschen Fernsehpreises sowohl kleine Perlen als auch überraschende Primetime-Programme - und schuf gleich eine neue Kategorie: Bester Mehrteiler Dokumentation, wo ungewöhnliche Produktionen wie „14 - Tagebücher des Ersten Weltkriegs“ (ARD/Arte), „24h Jerusalem“ (Arte/BR) und „Geliebte Feinde - Die Deutschen und die Franzosen“ (Arte) nominiert sind. Neben starken öffentlich-rechtlichen Stücken, darunter Themen wie z.B. Putins Olympische Spiele, Klinikalltag in Deutschland und die Kinder von Aleppo sind in den Kategorien Beste Reportage („Team Wallraff“, Foto) und Bestes Dokutainment („Das Jenke-Experiment“) auch zwei RTL-Produktionen mit Anspruch im Rennen um eine Auszeichnung. Die größte Überraschung ist sicher eine Nominierung für den Jugendsender joiz. Der Talk „Jung & Naiv“ geht in der Kategorie Beste Information ins Rennen gegen das Snowden-Interview von Hubert Seipel (ARD) und den ARD-Talk „Anne Will“.

Schnelle Übersicht



In Bereich der TV-Unterhaltung können Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf und die Endemol-Tochter Florida TV gleich weiterfeiern. Gerade erst am
Circus HalliGalli© ProSieben/Claudius Pflug
Mittwochabend mit dem internationalen Fernsehpreis Rose d’Or geehrt, ist „Circus HalliGalli“ (Foto) in der Kategorie Beste Unterhaltung auch im Rennen um einen Deutschen Fernsehpreis. Sie treten an gegen den VOX-Überraschungserfolg „Sing meinen Song - das Tauschkonzert“ und „Wer wird Millionär - Prominentenspecial vom 2. Juni 2014“ (RTL). Dabei hätte die ProSieben-Show auch gut in die Comedy-Kategorie gepasst, wo die gewählten Nominierungen sicher die größten Fragen aufwerfen in diesem Jahr. Neben dem Klassiker, der „heute show“ (ZDF), ist hier erneut die recht herkömmliche Sketch-Comedy „Knallerfrauen“ (Sat.1) nominiert. Die Riege komplett macht der RTL-Comedyversuch „Was wäre wenn?“, der gerade vorzeitig abgesetzt und ohnehin aufgrund vertraglicher Verpflichtungen der Protagonisten ohne Zukunft gewesen wäre. Die „TV Helden“ lassen grüßen. Unverständlich, warum das „Neo Magazin“ nicht nominiert wurde, welches im Frühjahr bereits den Grimme Preis gewonnen hat und diese Woche auch für den Deutschen Comedypreis nominiert wurde.



Eine traditionell schwierige Kategorie aufgrund der Unterschiedlichkeit der Produktionen ist das Dokutainment, wo neben Jenke in diesem Jahr das Nachmittagsformat „Shopping Queen“ (Vox) und das Reportage-Format „Schulz in the box“ (ProSieben) nominiert ist. Weitaus naheliegender und gelungen ist die
Weissensee© ARD/Julia Terjung
Wahl der Jury bei den Nominierungen in der Kategorie Beste Serie. Mit „Danni Lowinski“ und „Der letzte Bulle“ sind gleich zwei Serien von Sat.1 im Rennen, die jedoch leider nach heutigem Stand ihr Ende gefunden haben. Die herausragende ARD-Serie „Weissensee“ (Foto) komplettiert das Feld der Nominierten. Hoffnungen auf einen Fernsehpreis in der Kategorie Bester Fernsehfilm können sich gleich fünf Produktionen machen: „Grenzgang“ (ARD), „Helen Dorn – Das dritte Mädchen" (ZDF), „Männertreu" (ARD), „Nichts mehr wie vorher" (Sat.1) und „Spreewaldkrimi – Mörderische Hitze“ (ZDF).

Unter den Nominierten in den beiden Königskategorien Beste Schauspielerin und Bester Schauspieler sind prominente Namen wie Suzanne von Borsody (für „Männertreu“), Annette Frier („Nichts mehr wie vorher“), Elmar Wepper („Zwei allein“) und Matthias Brandt („Männertreu“, „Polizeiruf 110“) nominiert. In der Kategorie Beste Sportsendung sind in diesem Jahr drei Leistungen während der Übertragung der Fußball-Weltmeisterschaft nominiert: Der Kommentar von Tom Bartels (ARD), die Moderation von Oliver Welke (ZDF) und Mehmet Scholl (ARD) als Experte. Damit ist der Ritt durch die Kategorien beendet. Das Fazit der Nominierungen? Die Jury des Deutschen Fernsehpreises ist in diesem Jahr ganz offensichtlich insbesondere im Bereich von Information und Infotainment auf starke Leistungen gestoßen. Die Nominierungen spiegeln damit einen wahrnehmbaren Trend im deutschen Fernsehen wieder. Im Segment Comedy hingegen dürfte es mehr Diskussionen geben. Unbestritten verdient sind dafür in diesem Jahr die Nominierungen im Fiktionalen, auch wenn die Kategorie Bester Mehrteiler mangels nominierbaren Produktionen in diesem Jahr entfällt und für die Mehrteiler Dokumentation Platz machen musste.

Im letzten Jahr gab es in der Kategorie Beste Serie noch Unverständnis über die Nominierung einer nachgedrehten Serie („Christine. Perfekt war gestern“). Der Publikumspreis des Deutschen Fernsehpreises widmet sich in diesem Jahr übrigens dem beliebtesten Show-Moderator des Landes. Zur Wahl stehen: Wayne Carpendale, Daniel Hartwich, Günther Jauch, Johannes B. Kerner, Markus Lanz, Carmen Nebel, Kai Pflaume, Jörg Pilawa, Stefan Raab, Barbara Schöneberger, Jochen Schropp, Sonja Zietlow  sowie Joko & Klaas. Meistnominierter Sender beim
ARD© ARD/DWDL
Deutschen Fernsehpreis 2014 ist übrigens mit deutlichem Abstand die ARD vor dem ZDF. Arte hat ebenfalls mehrere Eisen im Feuer. Durch Koproduktionen ist die Zuordnung mancher Preise zwischen Arte, ARD und ZDF schwer zu definieren. Eindeutiger: Sat.1 führt die Riege der Privatsender mit fünf Nominierungen an, gefolgt von RTL mit vier Chancen auf eine Auszeichnung und ProSieben sowie Vox mit jeweils zwei Nominierungen. Eine Nominierung ergatterte der Jugendsender joiz. Unter den Produktionsfirmen führen UFA Fiction, Bavaria Film und Endemol (jeweils inklusive Tochterfirmen) das Ranking der diesjährigen Nominierten an.

Torsten Körner© ZDF
Der Juryvorsitzende Torsten Körner sieht mit Blick auf die präsentierten Nominierungen ein historisches Fernsehjahr, das es zu beurteilen galt: „Die mediale Erinnerung an den Ersten Weltkrieg verband sich mit der Berichterstattung über aktuelle Konflikte, und zugleich setzte der Sport mit den Olympischen Winterspielen und der Fußball-WM globale Ereignismarken. Zu diesen Ausnahmepunkten gesellte sich der Fernseh-Alltag, mit all seinen herausragenden Leistungen, die wir durch unsere Nominierung wertschätzen wollen. Die ungewöhnlich starken Formate in der Dokumentation, beweisen große analytische Stärken und offenbaren zugleich einen Hunger nach profunder Realitätserkundung. Die Fiktion war wie so oft fabelhaft und wunderbar vielschichtig. Auch im Bereich der Information und Unterhaltung gilt es, auf Leistungen hinzuweisen, die das Fernsehen weiterhin zu dem großen verbindenden Erzähl- und Ereignismedium machen, das noch lange nicht entbehrlich ist.“ Verliehen wird der Deutsche Fernsehpreis 2014 am 2. Oktober in Köln. Das Erste strahlt die Verleihung am 3. Oktober um 22 Uhr aus.

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