Corinna Harfouch ist am Mittwoch zwar im Ersten im Film "Der Fall Bruckner" zu sehen, hat offenbar aber keine hohe Meinung von ARD und ZDF und dem deutschen Fernsehen im Allgemeinen, wie sie in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" zu Protokoll gab. Unter anderem stößt sie sich daran, dass fast nur noch Krimiserien produziert werden. Auch sie habe zuletzt wieder eine Rolle als Privatdetektivin angeboten bekommen. Harfouch: "Es ist doch fürchterlich! Es gibt nichts anderes mehr. Alle anderen Berufe spielen keine Rolle mehr."

Die Redaktionen bei ARD und ZDF seien "ganz einfach extrem in ihren gewucherten Strukturen verstrickt und können sich kaum noch bewegen. Die produzieren zum Teil kaum noch." Sie könne es von außen nur bedingt beurteilen, aber für sie stelle sich die Situation so dar: "Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist ein System entstanden, in dem sich der einzelne Mensch kaum noch gegen den Apparat durchsetzen kann. Es gibt bei den Sendern nur noch ganz wenige Redaktionen, über die ich sage: Die sind noch irgendwie bei Trost, die denken noch nach, die pflegen noch eine Fantasie, die nicht von Tausenden Regeln erstickt ist."

Dass zwar derzeit viel über hochkarätige Serien gesprochen werde, aber kaum jemand deutsche Produktionen nenne, komme daher, dass es "keine gibt, die den Begriff verdient". Nichtsdestotrotz hat Corinna Harfouch aber wieder eine kleine Serienrolle übernommen, die ebenfalls im Polzeimilieu spielt: In "Die Lebenden und die Toten". Harfouch: "Das dreht Matthias Glasner für das ZDF, mein Lieblingsregisseur. Und es ist gut: komplex, verstrickt, ein großes Ensemble mit sehr unterschiedlichen Figuren".

Eine Serie wie "Unser Lehrer Dr. Specht" würde sie hingegen offenbar nie wieder drehen: "Ich habe das gedreht, aber nie gewagt, es mir anzusehen. Keine einzige Folge." Spaß gemacht hat ihr die damalige Arbeit offenbar nicht: "Es hat mich einiges gekostet, damit an einem Ort zu sein, an dem ich nicht sein wollte. Das Gefühl ist bis zum Ende der Drehzeit geblieben. Ich habe dabei immer meine Kollegen bewundert, sie mit großen Augen angeguckt und gestaunt: Die können das einfach so machen; die spielen, und es stört sie nicht, dass wir 13 Folgen gleichzeitig abdrehen und kaum noch wissen, was unsere Figur gerade bewegt."