Zur Rückkehr aus der Sommerpause hat sich die Redaktion von "Günther Jauch" ein schwieriges Thema ausgesucht. "Gewalt im Namen Allahs - wie denken unsere Muslime?" lautete die Frage des Abends, doch eine Antwort darauf war am Sonntagabend im Ersten kaum möglich. Gegen den umstrittenen Imam Abdul Adhim Kamouss kamen Günther Jauch, aber auch seine übrigen Gäste kaum an. Dafür erntete der Moderator am Tag nach der Ausstrahlung in der Presse reichlich Kritik.

Bernd Gäbler ("Tagesspiegel"): Radikaler Imam führt Günther Jauch vor

"Aber die Redaktion hat sich etwas vorgenommen: Der radikale Prediger soll entlarvt werden. Er ist nicht Mit-Talker, sondern Angeklagter. Allein: Es gelingt nicht. Denn seine Rhetorik ist einfach: Er dementiert schlicht jeden Vorwurf. Und Jauch fehlt Material wie argumentative Kraft, um mit Abdel Adhim Kamouss fertig zu werden. Er macht ihm die Sendung kaputt, sie läuft völlig aus dem Ruder."

Sylvie-Sophie Schindler ("stern.de"): Islam-Prediger überfordert Jauch

"Spätestens nach der ersten Viertelstunde wurde klar: Das Talkshow-Fiasko ist nicht mehr zu stoppen. Jauch mag Publikumsliebling sein und kann drollige Quizfragen stellen, alles gut, alles prima, aber just an Themen dieser Couleur beweist sich, wer zu den Meistern seines Fachs gehört. Jauch tut es nicht. Man würde ihn am liebsten zurück auf Los schicken. Und die - mindestens - 4000 Euro dürfte er, versteht sich von selbst, auf keinen Fall einziehen."

Frank Lübberding (FAZ.net): Allahs Dampfplauderer

"Aber zu dem Zeitpunkt war Jauch der Abend schon völlig aus dem Ruder gelaufen. Das hatte vor allem einen Grund. Es blieb bis zum Schluss unklar, mit wem man es bei Abdul Adhim Kamouss zu tun hatte. Er bestätigte noch nicht einmal die Charakterisierung als Salafist. Soll der Zuschauer eigentlich vor dem Fernseher sitzen, und im Internet nach solchen Artikeln zu suchen? So saß er staunend vor dem Bildschirm und versuchte sich auf diesen Abend einen Reim zu machen, wenn auch ohne rosa Elefanten. Aber vielleicht haben es ihm auch die Engel im Schlaf erklärt."

Roland Tichy: Danke für diese Sendung, Günther Jauch

"Wie Demokraten und Verfechter unserer Gesellschaft Jauch, Buschowsky, Bosbach verstummen, weil ihnen die Energie fehlt, sich dieser Frechheit entgegenzustellen, zurückzubrüllen, zu kontern. Sie versickern in ihrem Bürokraten-Deutsch, von 'Gefährdern' ist die Rede und von
'paßentziehenden Maßnahmen', Bürodeutsch eben gegen den Haßislam. Es war bestes Fernsehen. Vielen Dank dafür, Günther Jauch, für die Entlarvung einer feigen, schwachen Gesellschaft und den Blick auf die Feinde unseres Grundgesetzes, die in seinem Schutz im öffentlichen Raum und im öffentlichen Fernsehen auftrumpfen und die übergroße Mehrheit zum Schweigen bringen."

CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach, der ebenfalls in der Runde diskutierte, äußerte am Tag nach der Sendung in "Bild" jedoch Verständnis. "Man steckt in einem Dilemma. Wenn man über eine solches Thema wie 'Gewalt im Namen Allah – Wie denken unsere Muslime' spricht, und lädt keinen Vertreter der Szene ein, wird einem das zum Vorwurf gemacht. Lädt man einen Vertreter der Szene ein, muss man auf einen solchen Wortschwall gefasst sein. Wie man es macht: Ein Problem hat man immer.“ Und weiter: "Es ist leichter die Niagarafälle trocken zu legen als diesen Imam zu stoppen. Aber Jauch wollte wohl den Vorwurf vermeiden, islamophob zu sein."

Mehr zum Thema